Hotel am Kemnader See - Wann ja und wann nicht?
An den Seen in Süd- und Ostdeutschland, in den Alpen oder Italien gibt es fast überall Hotels direkt am Seeufer. In Bochum findet man dort bisher nur riesige Parkflächen, von denen jetzt eine für den Bau eines Hotels genutzt werden soll.
Im Umkreis von über 3 km um den neuen Hotelstandort findet sich heute nur ein weiteres Hotel (Hoteldichte rund um den Kemnader See). Ein Hotel an der geplanten Stelle würde funktionieren, da sind sich eigentlich alle einig, der Rad- und Freizeittourismus ebenso wie die Nähe zu Ruhr-Universität (RUB) und Hochschule würde für genug Auslastung als Freizeit- und Tagungshotel sorgen.
Einwände gegen das Hotel am See
Trotzdem gibt es Widerstand. Es wird befürchtet, dass ein Hotelgebäude mit 100 Zimmern den Charakter der Landschaft beeinträchtigen könnte, Dazu würde sich durch das Hotel der schon heute überbordende Autoverkehr am See noch weiter erhöhen.
Am Ostende des Sees, dort, wo der Ölbach in den See mündet und das Hotel entstehen soll, wird die See-Landschaft aktuell bereits durch die Parkflächen und die am See vorbeirauschende A43 inklusive weiträumiger Autobahnzubringer beeinträchtigt (Parkflächen im Osten des Kemnader Sees). Die Seebesucher reisen bevorzugt mit dem Auto an, pardoxer Weise um am See die frische Luft zu genießen und dem Verkehrslärm der Stadt zu entfliehen. Das Auto wird für die Anreise genutzt, da der See bis heute nicht vernünftig an das öffentliche Nahverkehrsnetz des Ruhrgebietes angeschlossen ist.
Verkehr am See soll abnehmen – Lösung wäre die Seilbahn
Entsprechend viele Parkplätze müssen am See ausgewiesen werden. Am Ostende des Sees werden heute 6,8 ha feste und provisorische Parkflächen für bis zu 2.000 Besucher bereitgehalten (Parkflächen im Osten des Kemnader Sees). Das Ziel der Politik ist es, den störenden Verkehr hier zu reduzieren und nicht weiter zu erhöhen.
Ein Hotel an der gewünschten Stelle sollte daher nur errichtet, werden, wenn dieses keinen zusätzlichen Verkehr erzeugt. Das wiederum gelingt nur, wenn der See neben dem Hotel eine leistungsfähige ÖPNV-Anbindung erhält. Für diesen Zweck haben die Prorektorin der RUB, Prof. Dr. Uta Hohn und die STADTGESTALTER bereits eine Lösung vorgeschlagen: Die Verlängerung der angedachten Seilbahn vom Ostgelände der RUB bis zum Ostende des Sees und dann weiter nach Witten Heven (Seilbahn Netz Bochum). Die Seilbahnstation am See könnte in das neue Hotel integriert werden oder direkt daneben entstehen. Damit wäre das Freizeitbad Heveney ebenfalls gut an den ÖPNV angeschlossen.
Für das Hotel müssten keine neuen Parkplätze ausgewiesen werden, genutzt werden könnten stattdessen die Stellplätze an der Seilbahnstation oberhalb des Sees zwischen Hochschule und RUB. Jeder Hotelgast, der mit dem Auto anreist, parkt dort und benutzt kostenfrei die Seilbahn zum Hotel. Die Seilbahnbenutzung ist bereits im Zimmerpreis inkludiert. Der direkte Seilbahnanschluss macht das Hotel als Tagungshotel für RUB und Hochschule interessant.
Die Seilbahn ermöglicht es 4,5 ha der heutigen Parkflächen zukünftig wieder als Landschaftsflächen zu nutzen (Flächennutzung mit Hotel und Seilbahn). Bei der Anreise werden Seebesucher auf die Parkplätze an RUB und Hochschule verwiesen, die zu den Stoßzeiten am See, am Wochenende, bisher ohnehin leer stehen. Das Erlebnis Kemnader See beginnt dann von der Bochumer Seeseite mit einer Seilbahnfahrt hinunter zum See.
Nicht nur die Seilbahnfahrt macht den See attraktiver, auch der deutlich verminderte Verkehr am See erhöht das Natur- und Freizeiterlebnis am Kemnader See.
Hotel muss sich in das Landschaftsbild einpassen
Aufgrund des Verzichts auf Parkflächen kann mit dem Hotel die jetzt als provisorischer Parkplatz ausgewiesene Fläche am See besser ausgenutzt werden. Auf der Fläche können niedrige Hotelgebäude in eine grüne, baumbestandene Parkflandschaft eingebettet werden. Auf diese Weise sollte es gelingen, dass ein grünes Hotel sich besser in das Landschaftsbild am See einfügt als die öde Schotterwüste, die heute als Parkplatz genutzt wird. Der Hotelinvestor muss also dazu verpflichtet werden, ein architektonisch anspruchsvolles Gebäudeensemble zu bauen, dass in die Landschaft am See passt.
Fazit
Ein Hotel am Kemnader See ist somit nur dann eine Option, wenn der See mit einer leistungsfähigen Anbindung an das ÖPNV-Netz angeschlossen wird, für das Hotel keine zusätzlichen Parkplätze entstehen, sondern Parkflächen zurück gebaut werden können und das Hotel so gebaut wird, das es sich gut in die Seelandschaft einfügt.
Volker Steude
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos
Autor:Dr. Volker Steude aus Bochum |
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