FDP-Ratsfraktion kritisiert Erhaltungszustand.
Haltt: "Wir brauchen einen neuen Umgang mit Kriegerdenkmälern."
Das 1868 errichtete Ehrenmal an der Hattinger Straße ist in einem schlechten Zustand. "Mittlerweile hat man den Eindruck, dass die Natur die Denkmalsanlage an der Hattinger Straße fast vollständig übernommen hat. Die gesamte Anlage ist überwuchert. Die erste Inschrifttafel an einer der Säulen, die an den Weitmarer Heinrich Dannenberg erinnert, ist verwittert und großflächig abgeplatzt. Insgesamt macht die Anlage einen völlig heruntergekommenen Eindruck", kritisiert Felix Haltt, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion Bochum. "Die Entwicklung ist besonders bitter, weil vor acht Jahren bereits der Bürgerverein Weitmar-Mitte auf das fast vergessene Denkmal und dessen Zustand hingewiesen hat. Stolz haben wir in Bochum 700 Jahre Stadtgeschichte gefeiert. Aber mit den historischen Hinterlassenschaften wird in unserer Stadt häufig alles andere als pfleglich umgegangen."
"Auch in anderen Teilen von Bochum wird die Vernachlässigung deutlich, z. B. beim Sockel der Germania am Marktplatz Langendreer. Natürlich irritieren uns solche Denkmäler heutzutage. Mit Gott für König und Vaterland muss zum Glück niemand mehr in den Krieg ziehen. Die nationalistischen Parolen und die Inszenierung des Heldentodes sind in einem demokratischen Deutschland zum Glück nicht mehr angesagt und auch nicht mit unseren Werten vereinbar", betont Haltt. "Diese Relikte gehören aber zu unserer Geschichte. Wir können ihr nicht einfach ausweichen, sondern müssen uns ihr immer wieder stellen."
Haltt weiter: "Manchmal muss man Denkmäler auch in einen neuen Zusammenhang stellen, um so neue und zeitgemäße Antworten zu geben. Beim Ehrenmal an der Hattinger Straße ist bereits unkontrolliert ein neues Zeichen gegeben worden. Der Sockel, auf dem früher ein Bronze-Löwe stand, ist in den Farben der Ukraine besprayt worden. Ohne die Beschädigung der Substanz könnte das grundsätzlich ein Ansatz für die Zukunft sein: Denkmäler, die den Krieg einst heroisierten, können zu neuen Mahnmalen werden, die an Opfer und Gräueltaten auch aktueller Kriege erinnern. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Putins auf die Ukraine hat uns schließlich auf schmerzhafte Art und Weise vor Augen geführt, dass Frieden noch immer sehr verletzlich und leider keine Selbstverständlichkeit ist."
"Wenn wir aus der Geschichte lernen wollen, müssen wir uns mit ihr auch beschäftigen. Vielleicht brauchen wir Denkmalpaten, um eine neue Erinnerungskultur für die teilweise vergessenen Krieger- und Nationaldenkmäler in Bochum zu schaffen. Auch Schulen können da Ansprechpartner sein. Vorbildlich ist da sicherlich das Projekt "Gut gebrüllt Löwe…?!" der Schiller-Schule, die sich immer wieder der Auseinandersetzung mit dem Löwendenkmal an der Königsallee stellt. Historische Relikte einfach verfallen zu lassen, sollte hingegen keine Lösung sein", so Haltt abschließend.
Autor:Léon Beck (FDP) aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.