Fünf weitere Grundschulen schließen ihre Pforten - Experten präsentieren Lösungsvorschlag
Die Würfel sind gefallen. Von den heute 58 bestehenden Grundschulstandorten wird es zukünftig nur noch 50 geben. Neben den Grundschulen an der Elisabethstraße, Max-Greve und Brantrop-Schule sollen auch die Graf-von-der-Recke-Schule, die Grundschule Eppendorf, die Glückaufschule in Wattenscheid, die Rosenbergschule und die Kirchschule in Langendreer in den nächsten Jahren auslaufen.
Fast vier Stunden hat die vom Schulausschuss eingesetzte Expertenkommission aus Vertretern von Schulen, Lehrerverbänden, Eltern, Politik und Verwaltung intensiv beraten. Dann stand das Ergebnis zur Grundschulentwicklungsplanung fest. Überwiegend eindeutig, in einem Fall jedoch mit knapper Mehrheit, empfiehlt die Kommission der Verwaltung, bei der jetzt anstehenden Schulentwicklungsplanung bis 2017 für die Primarstufe auf fünf Schulstandorte zu verzichten.
„Das Ergebnis der Expertenrunde wird jetzt in den parlamentarischen Gremien beraten und voraussichtlich nach der Sommerpause, eher zum Herbst hin, vom Rat der Stadt abschließend behandelt“, so Kultur- und Schuldezernent Michael Townsend, der noch heiße Diskussionen mit Lehrern und Eltern erwartet. Gleichzeitig steht die Politik unter Zeitdruck, muss doch die Anmeldung der Kinder zur Grundschule bis zum 12. November abgeschlossen sein.
Die Schulverwaltung hatte weitere sieben Schulstandorte - teilweise als Alternativen - zur Diskussion gestellt. Aufatmen können zur Zeit die Lisa-Morgenstern-Schule, die Carl-Arnold-Schule als Teilstandort Feldsieper Straße, die Grundschule Hordel als Teilstandort der Grundschule Hofstede, die Grundschule Somborner Straße als Teilstandort der Michael-Ende-Schule, die Schule an der Bömmerdelle als Teilstandort der Grundschule Am Neggenborn und die Borgholzschule als Teilstandort Brenscheder Schule.
Die Empfehlungen der Expertenkommission werden jetzt von der Verwaltung in ihre Beschlussvorlage zur Schulentwicklung eingearbeitet, die noch vor den Sommerferien allen Grundschulen zur Beratung in den Schulkonferenzen zugeleitet wird. Die Entscheidung über die zukünftige Grundschulstruktur in Bochum soll spätestens im Oktober im Schulausschuss fallen, damit die Eltern der zukünftigen Erstklässler vor der Anmeldung zum Schuljahr 2013/2014 Klarheit über die einzelnen Schulstandorte haben.
Die weiter sinkenden Schülerzahlen an den Grundschulen haben eine Überarbeitung der Schulentwicklungsplanung notwendig gemacht. „2012 rechnen wir mit 113 zu bildenden Grundschulklassen, 2012 mit 113 Klassen und 2017 werden es maximal 104 Klassen sein“, so Schulverwaltungsamtsleiter Ulrich Wicking, der darauf hinweist, dass etwa 4,5 Prozent der Bochumer Lernanfänger an private Schulen wechseln. „Wir planen den Bedarf an Schulraum für die öffentlichen Schulen der Stadt.“
„Ohne die jetzt beabsichtigten schulorganisatorischen Maßnahmen kann die notwendige Lehrerversorgung zukünftig kaum noch sicher gestellt werden“, so der Schuldezernent. „Daneben ist Bochum auf der Grundlage der mit der Kommunalaufsicht vereinbarten Beratungskooperation gezwungen, auch Einsparungen im Schulbereich zur Haushaltskonsolidierung zu erzielen.“
Konkret bedeutet es, dass pro Grundschulstandort Einsparungen von rund 250.000 Euro erzielt werden. Somit werden sich die Einsparungen auf rund zwei Millionen Euro im Grundschulbereich summieren, insgesamt sind einschließlich aller Schulformen Einsparungen von 4,5 Millionen Euro aufgrund von Schulschließungen vorgesehen.
„Trotz des geplanten Auslaufens der insgesamt acht Grundschulen gilt auch weiterhin der alte Grundsatz ‚Kurze Beine - kurze Wege‘“, meint der Schuldezernent, auch wenn einige Schülerinnen und Schüler zukünftig einen etwas längeren Schulweg hätten. „Wir sind der Meinung, dass in Bochum auch zukünftig ein flächendeckendes Angebot an Grundschulen in erreichbarer Nähe gesichert ist.“
„Die Expertenkommission hat eindeutig dafür plädiert, die Zahl der Plätze im ‚Offenen Ganztag‘ beizubehalten, womit sich die Versorgungsquote bei sinkenden Schülerzahlen weiter verbessert würde“, so der Vorsitzende des Schulausschusses, Peter Reinirkens. „Das Land fordert, dass 25 Prozent der Grundschüler im ‚Offenen Ganztag‘ unterrichtet und betreut werden. Wir in Bochum liegen schon jetzt bei über 50 Prozent. Außerdem haben wir die Verwaltung gebeten, die Möglichkeiten zum Einstieg in die Einrichtung von Ganztagszügen in einzelnen Grundschulen zu prüfen“.
Hintergrund
Die Zahl der Lernanfänger zur Bildung einer Klasse liegt zwischen 18 und 29 Schülern. In Bochum liegt der Schnitt pro Klasse bei 23 Kindern.
Experten raten zu Grundschulen mit mindestens je drei Klassen pro Jahrgang, um eine Differenzierung des Unterrichts zu ermöglichen. Dann ist in Bochum aber eine Flächenversorgung nicht möglich.
Beschlossen ist schon, dass die Schule am Tippelsberg ab 2012 und die Schule an der Elisabethstraße ab 2013 auslaufen sollen.
Die Verwaltung wird am 19. Juni dem Schulverwaltungsausschuss vorschlagen, die Max-Greve-Schule und die Brantrop-Schule ab 2012 auslaufen zu lassen.
Autor:Ernst-Ulrich Roth aus Bochum |
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