Tierheim Bochum: Neues Kleintierhaus wird eröffnet
Endlich ein passendes Zuhause für Kaninchen & Co.
Die Zeit der Provisorien ist vorbei: Kaninchen, Hamster, Ratten und Co. bekommen im neuen Kleintierhaus des Bochumer Tierheims endlich ein artgerechtes Domizil. Am Donnerstag, 19. August, wird ihr neues Zuhause nach gut einem Jahr Bauzeit offiziell eröffnet. Den Umzug haben die neuen Bewohner schon am Dienstag hinter sich gebracht.
"Letztlich war es nichts Halbes und nichts Ganzes. So konnte es nicht weitergehen." Wenn Nina Schmidt, Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins Bochum, Hattingen und Umgebung e.V., auf die Unterbringung von Kleintieren, Vögeln und Exoten im Bochumer Tierheim in den letzten Jahren zurückblickt, wird schnell deutlich, warum dieser Neubau überfällig war. Am Donnerstag, 19. August, ist es endlich so weit: Das neue Kleintierhaus wird mit vielen geladenen Gästen eingeweiht - gut ein Jahr nach dem ersten Spatenstich.
Tierheim ist über 30 Jahre alt
Schon am Dienstag begann der Umzug der Tiere in ihr neues Domizil. Damit endet für die Tiere und ihre Pfleger eine lange Zeit der Provisorien, die sich zum Dauerzustand entwickelt haben.
Als 1988 das neue Tierheim an der Kleinherbeder Straße eröffnet wurde, hatten die Planer vor allem in Not geratene Hunde und Katzen im Blick. "Für Kleintiere dagegen war nur ein einziger Raum vorgesehen", erläutert Nina Schmidt, die die Planungen für den Neubau maßgeblich begleitet hat. "Dieser Raum reichte offenbar lange auch aus, um alle Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen, Degus, Chinchillas, Mäuse, Vögel oder auch mal Reptilien unterzubringen."
Zahl der Kleintiere steigt rasant
Diese Zeiten aber sind lange vorbei - die Zahlen stiegen in den letzten Jahren massiv an. "Von den Haustieren, die 2018 im Tierheim abgegeben wurden, waren 40 Prozent Kleintiere, Exoten und Vögel. Im Schnitt 47 Tiere wurden täglich im Tierheim versorgt."
Kein Wunder also, dass der vorhandene Platz längst nicht mehr reichte - doch guter Rat war teuer: "Im Laufe der Jahre haben wir verschiedene Möglichkeiten zur Unterbringung ausprobiert. Zuerst wurde ein Katzenraum mit Außenbereich für die Kaninchenhaltung genutzt", erläutert Schmidt. "Dieser Bereich war aber auch zu klein, so dass angefangen wurde, einen Raum im so genannten 'Hundehaus 4' mit Innengehegen sowie Käfigen umzugestalten. Im letzten Jahr musste dann auch noch ein zweiter Raum umfunktioniert werden. Dieser Platz fehlt nun leider für unsere Hunde. Diesen Zustand mussten wir dringend ändern."
Tierheim will Vorbild sein
Im Frühjahr 2019 wurde mit den Planungen begonnen. Vieles galt es dabei zu bedenken - Nina Schmidt hat diese intensiv betreut: "Wir mussten zum Beispiel die geänderten rechtlichen Grundlagen für den Platzbedarf der Tiere beachten", gibt sie einen Einblick. "Da Einzelhaltung von Kaninchen nicht artgerecht ist, werden für ein Kaninchenpaar mindestens vier Quadratmeter benötigt. Diese Vorschriften gelten auch in Tierheimen und wir wollen uns natürlich unbedingt daran halten, denn wir sehen uns in einer Vorbildfunktion."
Zusätzlich sollte der Neubau die Möglichkeit bieten, neue Tiere in einer Quarantäne unterzubringen. Im Obergeschoss wurde nun eine eigene Quarantäne-Station eingerichtet. "Wenn die Neuzugänge nach einiger Zeit unauffällig und gesund sind, können sie zu den zu vermittelnden Tieren. Wenn sie krank sind, müssen sie in einer weiteren separaten Station gesund gepflegt werden. Durch diese beiden Stationen schützt man den vorhandenen Bestand und verhindert die Ausbreitung von Krankheiten", macht Nina Schmidt deutlich.
540 Quadratmeter auf zwei Etagen
All das musste in einem Baukörper untergebracht werden, der Platz auf dem Tierheimgelände findet. "Die Planung war eine Herausforderung", berichtete Architektin Heike Maag beim offiziellen ersten Spatenstich im letzten Sommer.
Auf 270 Quadratmetern Grundfläche ist das Bochumer Kleintierhaus zweigeschossig errichtet worden, so dass eine Gebäudefläche von 540 Quadratmetern entstand. Hinzu kommen noch die Außengehege für die Kaninchen und Meerschweinchen und die Außenvolieren für die Vögel. "Auch ein kleiner Teich unter einem schützenden Gewächshaus wird noch in der nächsten Zeit errichtet, um auch Schildkröten nach ihrer Quarantänezeit unterbringen zu können", blickt Nina Schmidt in die Zukunft. "Hier ist aber leider die Lieferzeit enorm lang, so dass weder der Teich noch das Gewächshaus bisher stehen." Vor dem Eingang stehen zwei Hochbeete, in denen die Tierpfleger Gemüse, Salat oder Kräuter anpflanzen können. Weil das Tierheim komplett im Landschaftsschutzgebiet liegt, wurde das Dach begrünt.
Variable Gehege bieten viel Platz
Das Kleintierhaus beherbergt künftig 13 jeweils vier Quadratmeter große Innengehege mit fünf angeschlossenen Außengehegen für Kaninchen und Meerschweinchen. Die Innengehege sind dank herausnehmbarer Innenwände variabel zusammenlegbar: "So besteht auch die Möglichkeit, den Tieren so viel Platz wie möglich zur Verfügung zu stellen, wenn nicht alle Gehege mit jeweils Pärchen besetzt sind. Auch Sicherstellungen von größeren Tiergruppen, die vorher zusammengelebt haben, können künftig untergebracht werden."
Zudem gibt es künftig zwei Räume für die kleinen Heimtiere, sogar unterteilt in einen Raum für tagaktive und einen Raum für nachtaktive Tiere. "Weiterhin gibt es einen Vermittlungsraum für Vögel, die nicht in den beiden Volieren untergebracht werden können", ergänzt Nina Schmidt.
Eine Küche aus Edelstahl sowie ein Raum mit großen Desinfektionsbecken und auch ein Raum für ruhige Vermittlungsgespräche runden das Erdgeschoss ab.
Quarantäne- und Krankenstation
Im Obergeschoss befindet sich neben den Schleusen, die mit Umkleide und Dusche ausgestattet sind, ein ähnliches Raumangebot wie im Untergeschoss. "Allerdings gibt es hier nur drei Gehege für Kaninchen und Meerschweinchen, in denen hauptsächlich Muttertiere mit ihren Jungtieren leben sollen oder aber bei uns kastrierte männliche Tiere, die die sechs Wochen 'Wartezeit' nach der Kastration nicht in einem Käfig bzw. einer Quarantäne-Box gehalten werden sollen", erläutert die Fachfrau. "Die Krankenstation ist von der Quarantäne noch einmal durch eine weitere Schleuse und auch einem separaten Ein- bzw. Ausgang abgetrennt."
1,3 Mio Euro für Neubau
Die Finanzierung des Neubaus, der mit 1,3 Millionen Euro zu Buche schlug, war ein echter Kraftakt für den Tierschutzverein: Durch Erbschaften, einen Zuschuss der Stadt Bochum von 300.000 Euro, Landesförderungen in Höhe von 80.000 Euro sowie durch die Unterstützung des Deutschen Tierschutzbundes, der 50.000 Euro beisteuerte, sowie die Hilfe der Brigitte-und-Dr.-Konstanze-Wegener-Stiftung, die 5.000 Euro bewilligte, konnte der Neubau realisiert werden. Das restliche Geld wurde durch Sponsoren, Spenden sowie durch Aktionen im Tierheim zusammengetragen. Bitter für den Tierschutzverein: Die Stadt Hattingen beteiligte sich nicht an den Baukosten und kündigte überdies den Fundtierunterbringungsvertrag mit dem Tierschutzverein zum 31.12. 2022 auf.
Der Neubau lief trotz Corona-Einschränkungen rund: Am 15. Juni letzten Jahres fand der erste Spatenstich statt, am 7. Juli konnte die Grundsteinlegung gefeiert werden. Morgen schließlich soll der Umzug der neuen Bewohner abgeschlossen sein, so dass die Eröffnung des neuen Bochumer Kleintierhauses offiziell gefeiert werden kann. 110 Kaninchen und Meerschweinchen, 125 kleine Heimtiere, 70 Vögel und 14 Exoten können hier zukünftig Platz finden. Die Zeit der Provisorien, die ist damit endgültig vorbei. Liebevoll eingerichtet präsentieren sich die eigens angefertigten Gehege im Erdgeschoss. Die geplanten Baukosten von 1,3 Mio. Euro wurden eingehalten - nur der Edelstahl ließ länger auf sich warten als gedacht. Auf dem Arm von Jenna Gelhaar geht es für Ratte Brownie in sein neues Domizil - sogar mit Hängematte. Nina Schmidt hat die Pläne für den Neubau des Kleintierhauses entwickelt.
Fotos (3): Molatta
Autor:Petra Vesper aus Bochum |
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