Barrierefrei durch die Stadt
Ein Wegenetz für Elektromobile für ältere und gehbehinderte Menschen

In den Niederlanden sieht man sie überall. Ältere Menschen, die sich mit Elektromobilen oder Elektroscootern durch die Stadt bewegen. In Bochum ist das bisher oft nicht möglich. Es fehlt ein Radwegenetz und Bordsteinabsenkungen, auch sind viele Kreuzungsbereiche so zugeparkt, dass die E-Mobile nicht durch kommen.

Senioren-Elektromobile und Krankenfahrstühle ersetzen die Beine immer dann, wenn die Füße nicht mehr wollen. Sie werden nicht nur von Senioren genutzt, sondern auch von Menschen mit Gehbehinderungen. Mit einem 6 km/h Scooter, der teilweise auch von der Krankenkasse finanziert wird, darf nur auf Rad- und Gehwegen gefahren werden, mit Elektromobilen ab 10 km/h dürfen - neben Fußwegen und Radwegen (bei entsprechender Freigabe) - auch Straßen befahren werden. Elektromobile (einsitzig) bis max. 15 km/h haben eine Einstufung als Krankenfahrstuhl und sind immer führerscheinfrei.

Für Senioren bedeutet ein E-Mobil ohne Hilfe jeden Ort der Stadt zu erreichen

Für Senioren und andere Menschen, deren Beine keine längeren Wege zu Fuß zu lassen, ist ein E-Mobil also eine wichtige Hilfe, die eine eigenständige Mobilität erlaubt. Doch in Bochum sieht man diese Mobile nur sehr selten. In den Städten der Niederlanden fahren insbesondere Senioren überall damit durch die Stadt. Das Problem in Bochum, in der Stadt lassen sich die E-Mobile auf viel zu wenigen Wegen nutzen. An ganz vielen Stellen sind die Gehwege zu schmal oder in einem so schlechten Zustand, dass sie sich nicht von E-Mobilen befahren werden können. Baumwurzeln, angehobene Gehwegplatten und andere Hindernisse versperren die Wege. Auch fehlen an vielen Kreuzungen Bordsteinabsenkungen, ohne die die Mobile nicht auf oder vom Gehweg runter fahren können. Gibt es die Absenkungen, parken nicht selten Autos davor. Kreuzungsbereiche werden in Bochum an vielen Stellen regelmäßig zugeparkt, geahndet wird das bisher in Bochum nichts. Es fehlt die Erkenntnis, dass dieses Verhalten nicht nur für Fahrer von E-Mobilen, sondern auch für andere mobilitätseingeschränkte Menschen und diejenigen, die mit Kinderwagen unterwegs sind, große, teilweise unüberwindbare Hindernisse bedeutet.

In niederländischen Städten sind die E-Mobile allerdings auch nicht bevorzugt auf den Gehwegen unterwegs, sondern insbesondere werden die Radwege benutzt. Denn eigentlich verfügt jede Stadt im Nachbarland über ein flächendeckendes Radwegenetz, das die Senioren nutzen können, um jeden Punkt in der Stadt sicher und komfortabel mit ihrem E-Mobil zu erreichen. Entsprechend häufig schaffen Senioren in den Niederlanden ein E-Mobil an. Das E-Mobil versetzt die Senioren in die Lage ohne fremde Hilfe, selbständig einkaufen zu gehen, in den Park zu fahren, Freunde zu besuchen oder Spazier-Ausflüge zu machen.

In Bochum sind Menschen mit eingeschränkten Gehfähigkeiten fast immer auf Hilfe angewiesen

In Bochum dagegen sind Senioren für solche Aktivitäten auf Hilfe angewiesen, wenn die Beine sie über längere Strecken nicht mehr tragen. Sie sind abhängig von anderen, die sie durch die Stadt fahren, mitnehmen und ihnen helfen, die täglichen Besorgungen zu erledigen. Dieser Zustand ist für eine Stadt, die sich selbst als besonders sozial darstellt, unwürdig. Wer kein Auto besitzt oder es bewegen kann, ist benachteiligt, Die Stadt verfügt bis heute nicht über ein flächendeckend barrierefreies Geh- und Radwegenetz. Die Teilhabe an der Gesellschaft und deren Aktivitäten hängt aber insbesondere von der Mobilität der Menschen ab. Können Menschen nicht selbständig mobil sein, ist ihnen schon deswegen eine Teilhabe verwehrt, weil sie nicht mehr ohne fremde Hilfe von zu Hause weg kommen. In einer sozialen Stadt sollten sich in ihrer Mobilität eingeschränkte ältere und behinderte Menschen genauso eigenständig bewegen können wie alle anderen.

Ein E-Mobil gibt Menschen, deren Gehfähigkeiten eingeschränkt sind, die Möglichkeit ihre gewohnte Mobilität beizubehalten und weiterhin selbstbestimmt zu leben. Das ist ebenfalls wichtig für das Selbstwertgefühl der Menschen.

Aktionsprogramm für fächendeckend barrierefreier Geh- und Radwege

Die STADTGESTALTER schlagen daher ein Aktionsprogramm mit dem Ziel vor, die Stadt flächendeckend mit einem Netz barrierefreier Geh- und Radwege zu überziehen, das dafür sorgt, dass mobilitätseingeschränkte Bochumer jeden Ort der Stadt eigenständig mit einem E-Mobil gut und sicher zu erreichen. Bei ausreichender Breite sollten Radwege und Radstreifen für die Nutzung durch E-Mobile frei gegeben werden.

Die STADTGESTALTER

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

22 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.