Ein neues Gesichtfür die Innenstadt

So könnte die neue Innenstadt rund um das Rathaus aussehen. | Foto: Stadt Bochum
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Rat stimmt für BVZ-Abriss und Neuplanung Viktoria-Quartier

Mehr als zwei Stunden lang haben die Ratsmitglieder bei ihrer letzten Sitzung darüber diskutiert, dann fiel die Entscheidung mit rot-grüner Mehrheit: Im Zuge der Neuordnung der Innenstadt sollen das Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ), ebenso wie die Musikschule und das Gesundheitsamt abgerissen werden, um für das gesamte Areal bis hin zur Viktoriastraße ein neues städtebauliches Gesamtkonzept zu entwickeln.

Bereits im letzten Jahr hatte die Stadt damit begonnen, an einer neuen "Vision" für die Innenstadt zu arbeiten. "Dabei greifen verschiedene Handlungsstränge ineinander", verdeutlicht Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke.
Statt einseitig auf den stationären Handel zu setzen, schlägt die Verwaltung einen Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten, Verwaltung, Dienstleistung, Gastronomie und Unterhaltung vor, der die Innenstadt fit machen soll für die Zukunft, sie "urbaner" machen, wie es neudeutsch heißt.
Hinzu kommt die Frage nach dem Umgang mit Bausubstanz der 1980er-Jahre – im Fall der Innenstadt konkret mit dem BVZ. "Fakt ist, dass das BVZ hochgradig sanierungsbedürftig ist", stellt Bradtke klar. Die in jener Zeit verwendeten Baumaterialien, das weiß man heute, haben sich als wenig haltbar erwiesen. "Heute sind wir vielfach schlauer", so Bradtke. "Das kann man beklagen, natürlich, aber Fakt ist: Wir müssen heute irgendwie damit umgehen."
Die verschiedenen Varianten – Abriss, Komplettsanierung oder Weiternutzung im Bestand – hat die Stadt im Vorfeld durch ein externes Sachverständigenbüro durchrechnen lassen. Das Ergebnis: Ein einfaches "Weiter so" wäre die teuerste aller Lösungen, ein kompletter Abriss die günstigste. "Tatsächlich aber lagen alle Berechnungen relativ nah beieinander", sagt Bradtke. So standen die Stadtplaner vor der Frage, dass bei dem – wenn es nicht das Geld allein ist –, was den Ausschlag gibt, auch die städtebaulichen Aspekte eine Berücksichtigung finden sollten. "Die Frage war schlicht: Was hilft der Stadt am meisten?" Mit seiner Entscheidung habe der Rat diese Überlegungen anerkannt.
In der nun favorisierten Lösung mit dem Abriss des BVZ sowie der noch älteren Gebäude der Musikschule und des Gesundheitsamtes wird der Weg frei für eine "große Lösung":
VHS und Stadtbücherei sollen in den sogenannten "Telekom-Block" gegenüber vom Rathaus ziehen und somit stärker im Fokus der City verortet werden, die Musikschule näher an das Musikforum rücken und in das Gebäude des derzeitigen Arbeitsgerichtes am Marienplatz ziehen. "Wir schaffen damit eine völlig neue Achse für die Innenstadt – beginnend am Technischen Rathaus über den Rathaus-Platz entlang der Viktoriastraße und dem freiwerdenden Justizgelände bis hin zu Musikforum und Schauspielhaus."
Mit Kaufmann Andor Baltz, der seinerzeit das Telekomgebäude am Rathausplatz von der Deutschen Post erworben hatte, sein man in vielen Gesprächen einig geworden. "Er hat sich von den städtebaulichen Argumenten überzeugen lassen und ist von seiner ursprünglichen Idee abgerückt, dort ein reines Sporthaus zu installieren." Notwendig dazu sei allerdings der Kauf des Gebäudes durch die Stadt. "Nur dann gibt es die Möglichkeit, Fördergelder zu bekommen", erklärt der Stadtbaurat.
Neben VHS und Stadtbücherei könne auch die von vielen Bürgern gewünschte Markthalle dort eingerichtet werden. "Eine Machbarkeitsstudie dazu läuft", so Bradtke.
Ziel sei eine deutliche Frequenzsteigerung in der Innenstadt. Denn auch mit dem Investor HBB (Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft), der das Justizgelände an der Viktoriastraße erworben hat, sei man inzwischen übereingekommen, das "Viktoria-Quartier" einem Nutzungsmix zuzuführen. Neben der Fläche für Einzelhandel – rund 15.000 Quadratmeter – sollen hier auch ein Hotel, Gastronomie und Dienstleistungen angesiedelt werden. Die Stadt selbst will hier Büroflächen anmieten, um frequenzstarke Ämter mit viel Publikumsverkehr dort unterzubringen.
Durch den Abriss entstehende Freiräume rund um den Apollonia-Pfaus-Park sollen für eine Wohnbebauung genutzt werden. "Das ist die einzige Grünfläche, die wir im Gleisdreieck haben, das macht den Standort auch für junge Familien attraktiv." Angedacht sind 150 bis 200 Wohneinheiten.
Ziel all dieser Maßnahmen, die verschiedene Nutzungsmöglichkeiten mischen, sei es, neue Impulse für die Innenstadt zu setzen. "Wir wollen die Menschen in die Stadt holen und für eine Belebung auch jenseits der Ladenöffnungszeiten sorgen." Die Kosten für die Umstrukturierung, so erste Berechnungen, liegen bei 101 Millionen Euro.

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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