Die Reformation als Weltbürgerin

Professor Konrad Raiser sprach in der Evangelischen Stadtakademie über die "Reformation als Weltbürgerin".
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  • hochgeladen von Rolf Stegemann

Professor Raiser sieht Zukunft der evangelischen Kirchen in der Ökumene

Der frühere Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖKR), Professor Konrad Raiser, sieht die Zukunft der evangelischen Kirchen in der ökumenischen Bewegung. „Die Kirchen der Reformation können ihr Erbe nur durch Dialog und Begegnung innerhalb der Ökumene weiterentwickeln“, sagte Raiser am Dienstagabend (7. Juni) in der Evangelischen Stadtakademie. Der Theologe sprach dort zum Thema „Die Reformation ist eine Weltbürgerin“.

Raiser, der knapp zehn Jahre an der Ruhr-Universität Systematische Theologie lehrte, blickte in der Stadtakademie auf 500 Jahre "Reformation aus der Perspektive der weltweiten Ökumene" zurück. Die Entwicklung der protestantischen Kirchen seit Beginn der Reformation vor 500 Jahren zeige, dass die Kirchen lutherischer Tradition in Deutschland nicht länger allein über das Erbe der Reformation verfügen und die Erinnerung daran kontrollieren könnten, sagte Raiser.

In seinem faktenreichen Vortrag verdeutlichte der Ökumene-Experte diese Entwicklung. So gehören nach seiner Ansicht die Verlagerung des Christentums auf die südliche Halbkugel, vor allem nach Afrika, Asien und Lateinamerika, und das Erstarken pfingstlich-charismatischer Bewegungen zu den herausragenden Kennzeichen.

Diese Entwicklung finde sich in den Anfängen der Reformation wieder, die ein „vielgestaltiger Prozess mit verschiedenen Akteuren und unterschiedlichen Orten“ war. Raiser spricht sich damit für eine differenzierte Betrachtung und Bewertung der Reformation und gegen eine Verengung auf Wittenberg und Luther aus. Schon Zwingli in Zürich und Calvin in Genf hätten eigenständige Beiträge zur Reformation geliefert.

Vor diesem historischen Hintergrund und mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen plädiert Raiser für eine evangelische Kirche, die „in ökumenischer Offenheit das reformatorische Erbe mit allen teilt, die sich der Erneuerung der Kirche im Geist des Evangeliums verpflichtet fühlen.

Professor Dr. Konrad Raiser war von 1992 bis 2003 Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen mit Sitz in Genf. Von 1983 bis 1992 lehrte er als Professor für Systematische Theologie an der Ruhr-Universität. Gleichzeitig war Raiser Direktor des ökumenischen Instituts der Bochumer Fakultät. In dieser Zeit war er Mitglied in mehreren akademischen, kirchlichen und ökumenischen Ausschüssen, u.a. in der westfälischen Landeskirche, und Präsidiumsmitglied des Evangelischen Kirchentages.

Der Vortrag „Die Reformation ist eine Weltbürgerin“ erscheint in der kommenden Woche in einer ausführlichen Buchfassung in der „Studienreihe Luther“ der Evangelischen Stadtakademie zum Preis von 12,95 Euro.

Autor:

Rolf Stegemann aus Bochum

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