Buch „Bochum. Von hier aus“ vorgestellt
Den Wandel gestalten

Karsten Rudolph, Carina Gödecke, Vera Battis-Reese und Jürgen Bock bei der Vorstellung des Sammelbandes "Bochum. Von hier aus". | Foto: Verlag
  • Karsten Rudolph, Carina Gödecke, Vera Battis-Reese und Jürgen Bock bei der Vorstellung des Sammelbandes "Bochum. Von hier aus".
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„‘Bochum. Von hier aus‘ ist ein Lesebuch im besten Sinne“, lobt Carina Gödecke, Erste Vizepräsidentin des nordrhein-westfälischen Landtags, den soeben erschienenen Sammelband. Sie führt aus: „Beim Durchblättern findet man rasch die Themen, die einen besonders interessieren und die sich durch die Lektüre einzelner Beiträge vertiefen lassen.“ Die Politikerin ließ es sich dann auch nicht nehmen, die Präsentation des Bandes zu moderieren.

Zum 35-jährigen Jubiläum von Herbert Grönemeyers „Bochum“ wurde im Jahre 2019 eine Tagung abgehalten, bei der „die Blume im Revier“ einer Bestandaufnahme unterzogen und Perspektiven für die Zukunft erörtert wurden. Beteiligt waren Wissenschaftler fast aller Bochumer Hochschulen und Praktiker, etwa ein Vertreter der Polizei. Zum 700. Stadtjubiläum werden die Beiträge nun in besagtem Sammelband zusammengefasst. Mit-Herausgeber des Buches ist Karsten Rudolph, der als außerplanmäßiger Professor an der Ruhr-Universität tätig ist, vielen aber vor allem als Bochumer Landtagsabgeordneter ein Begriff sein dürfte.
Karsten Rudolph stellte fest: „Das Bochum von heute hat kaum noch Ähnlichkeit mit der von Herbert Grönemeyer besungenen Stadt.“ Der „Pulsschlag aus Stahl“ sei schwächer geworden, während Bochum als Wissenschaftsstandort deutlich an Bedeutung gewonnen habe. Dieser Entwicklung gehen die 14 im Sammelband vertretenen Autoren nach – und sie war auch Gegenstand der anlässlich der Buchpräsentation anberaumten Gesprächsrunde. Mit von der Partie waren neben Karsten Rudolph und Carina Gödecke die Geschäftsführerin der Kultur Ruhr GmbH, Vera Battis-Reese, und der Präsident der Hochschule Bochum, Jürgen Bock.

Typisch – und auch wieder nicht

„Ein Fazit des Sammelbands ‚Bochum. Von hier aus‘ ist, dass Bochum eine typische Ruhrgebietsstadt ist – und auch wieder nicht“, fasste Carina Gödecke zusammen, „denn der Strukturwandel setzte hier früher ein als anderswo und wurde relativ gut bewältigt.“ Vera Battis-Reese ergänzte: „Im kulturellen Bereich gehört Bochum zu den führenden Städten im Ruhrgebiet – man denke an die Ruhrtriennale, das Schauspielhaus und die Bochumer Symphoniker.“ Sie legte allerdings auch einen Finger in die Wunde der Stadt, die sich ja immer auch als Ort der kulturellen Vielfalt versteht: „Die freie Szene hat durch die Corona-Krise enorm gelitten. Akteure, die auch vor der Pandemie bereits unter extrem schwierigen Bedingungen gearbeitet haben, denken nun zum Teil darüber nach, den Beruf zu wechseln.“
Vera Battis-Reese nutzte die Gelegenheit, einen Appell an die Politik zu richten: „Kultur gehört zu den Hauptaufgaben der öffentliche Hand, denn sie macht die Stadt für die Bürger erst lebenswert.“ Neben der Kultur steht in Bochum auch die Wissenschaft im Vordergrund, wie Jürgen Bock eindrucksvoll belegen konnte: „Bochum ist die Wissensstadt hier in der Region, mit mehr als 60.000 Studierenden, über 10.000 Beschäftigten und über 250 Studiengängen. Bochum ist mit seinen Forschungsaktivitäten sehr gut aufgestellt, egal ob im Bereich der Geothermie, der Cybersecurity, der Mobilität oder der Künstlichen Intelligenz.“

Potentiale nicht immer wahrgenommen

Karsten Rudolph, der ebenso wie Carina Gödecke nicht wieder für den Landtag kandidieren wird, bedauerte: „Die Bochumer selbst nehmen die Potentiale ihrer Stadt oft nicht ausreichend wahr.“ Das wollte Vera Battis-Reese ganz so nicht stehen lassen: „Die meisten Zuschauer der Ruhrtiennale kommen aus Bochum und der unmittelbaren Umgebung. Aber natürlich würde auch ich mir wünschen, dass die Bochumer das kulturelle Angebot ihrer Stadt noch intensiver wahrnehmen.“
Das einzig Konstante scheint im Ruhrgebiet der Wandel zu sein. Entsprechend stellte Carina Gödecke fest: „Wir befinden uns mindestens in der dritten Phase des Strukturwandels. Die Hochschulen sind mittlerweile große Arbeitgeber.“ Hier sah Karsten Rudolph Chancen und Risiken zugleich: „Durch internationale Berufungsverfahren kommen viele Fachkräfte nach Bochum, was natürlich wünschenswert ist. Aber es birgt auch die Gefahr, dass die soziale Schere in der Bevölkerung immer weiter aufgeht. Überhaupt lösen Veränderungsprozesse immer auch Ängste aus. Aber das Motto im Ruhrgebiet lautet ja: Bangemachen gilt nicht.“

Das Buch
Karsten Rudolph und Daniela Rüther (Hg.): Bochum. Von hier aus. Aschendorff Verlag (ISBN 978-3-402-24726-6).

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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