Bergarbeiterstreik 1997
Demo und Rahmenprogramm gegen Politik der RAG
Über 200 Teilnehmer zählte eine Demonstration von ehemaligen Bergleuten, befreundeten Organisationen wie z.B. Solidarität International und Symphatisanten in Gelsenkirchen-Horst gegen die Politik der verbrannten Erde durch die Ruhrkohle AG (RAG). Wie bekannt ist, wurde die letzte Zeche Prosper Haniel in Bottrop am 21. Dezember 2018 geschlossen. Die Altlasten des Bergbaus - wie z.B. die Wasserhaltung und die Beseitigung der Einlagerung von Giftmüll in bereits stillgelegten Stollen - bleiben jedoch für Generationen erhalten. Die RAG will die ehemaligen Schächte bis auf 600 Metern fluten - damit ist nur noch eine Zeitfrage, wann das durch giftigen Sondermüll verseuchte Grubenwasser sich mit dem Trinkwasser vermischt und eine regionale Trinkwasservergiftung droht. Die Demonstranten forderten eine Beseitigung des Giftmülls auf Kosten der Konzerne. Für die Wasserhaltung und die Giftmüllbeseitigung müssen die ehemaligen Bergleute unbefristet weiterbeschäftigt werden! Mehrere Klagen von Bergleuten der Zeche Prosper Haniel gegen die RAG verliefen bereits erfolgreich!
Außerdem war Schwerpunkt der Demonstration der große Bergarbeiterstreik von 1997, in dem die Bergleute Autobahnen besetzten und die damalige Kohl-Regierung auch wegen ihrer allgemeinen unsozialen Politik im Sinne der Konzerne abgewählt wurde.. Ich war zwar nicht bei der Demo anwesend, erfuhr jedoch von dem großen Interesse der Anwohner, einige warfen sogar Geld zur Spendensammlung buchstäblich aus dem Fenster. Die anschließende Kundgebung auf der Industriestraße in Gelsenkirchen-Horst erlebte ich aber "live". Sie war sehr gut besucht und fast alle Plätze waren besetzt, die Corona-Schutzbedingungen wurden selbstverständlich eingehalten. Es gab eine interessante Ausstellung über die Entwicklung der Streiks im Bergbau, aber auch Betrieben der Automobilbranche. Außerdem wurden historische Utensilien der Bergleute wie z.B. Grubenlampen, Berufskleidung sowie Literatur über den Bergbau sowie deren Arbeitskämpfe zum Verkauf angeboten. Mehrere Stände von Organisationen wie z.B. dem Frauenverband Courage rundeten das Angebot ab.
In einer Laudatio eines Redners wurde ausführlich über die Entstehung des großen Bergarbeiterstreiks von 1997 und dessen Auswirkung berichtet. Schon damals beabsichtigten die Bergbaukonzerne die Stilllegung aller Bergwerke und die Regierung unter Helmut Kohl stand dahinter. Ausgehend von einem Streik im Bergwerk Hugo in Gelsenkirchen breitete sich der Arbeitskampf nicht nur über das Ruhrgebiet, sondern über weitere Bergbauregionen wie das Saarland aus. Nicht nur deutsche Bergleute, sondern auch ausländische Bergleute beteiligten sich an dem großen Protest. "Warum legen Sie sich nicht in der Türkei auf die Autobahn?", fragte 1997 ein Polizist bei der Autobahnblockade. "Ich kämpfe nicht nur um meinen Arbeitsplatz, sondern auch um die Arbeitsplätze aller meiner Kollegen. Da ist es gleich, ob man Türke, Deutscher oder ein anderer Staatsangehöriger ist" lautete die Antwort.
Anschließend wurden Solidaritätserklärungen von ausländischen Bergbauarbeiterorganisationen verlesen, die gegen die Ausbeutung in ihrem Land kämpfen, u.a. aus Russland, aus der Türkei und aus Südafrika. Im Anschluss daran wurde feierlich eine schön restaurierte Lore (Wagen für den Transport der Kohle unter Tage) enthüllt.
Mehrere internationale Lieder von kämpfenden Bergleuten wurden gesungen. Zum Abschluss des Rahmenprogramms erschallte das Lied zum Aufstand der spanischen Bergbauarbeiter unter der Diktatur des Faschisten Franco "Santa Barbara Bendita".
Autor:Ulrich Achenbach aus Bochum |
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