Bürger sollen Orte melden, wo in der Stadt neuer Wohnraum entstehen könnte
800 neue Wohnungen sollen jedes Jahr in Bochum entstehen (Handlungskonzept Wohnen). Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, schlägt die Stadt dem Stadtrat jetzt 34 Flächen zur Bebauung mit neuen Wohngebieten vor (Steckbriefe mittel- und langfristige Wohnbauflächen). Als mögliches Bauland nennt die Stadt Bochum neun vorgenutzte Flächen mit insgesamt 22,6 ha und und 18 Grün- und Freiflächen, das sind insgesamt über 49 ha Landschaft, die in Wohngebiete umgewandelt werden sollen. Weiter werden sechs Flächen vorgeschlagen die teils Freiflächen und teils vorgenutzt sind. Gegen dieses Vorhaben regt sich In vielen Stadtteilen Widerstand. Zu den geplanten Bebauungen Im Haarmannsbusch, Reimerts Feld (Schadowstraße), Schulte-Hiltrop-Straße, Baumhofstraße, Werner Feld und Wilhelm-Leithe-Weg haben sich Anwohner bereits in Bürgerinitiativen organisiert, um eine Bebauung der Grünflächen in der Nachbarschaft zu verhindern.
Wohnraum schaffen oder aktivieren in bestehenden Stadtgebieten
Die Bebauung von Grünflächen ist nicht alternativlos. Auch in den bestehenden Stadtgebieten ist es möglich neuen Wohnraum zu schaffen. Folgende Möglichkeiten bestehen dabei:
- Wohnung und Gebäude, die leer stehen, können wieder reaktiviert werden.
- Flächen hinter bestehenden Gebäuden (sogenannte Hinterliegerflächen) können für die Errichtung neuer Wohngebiete genutzt werden.
- Bisher anders genutzte Flächen in Wohngebieten (z.B. Garagenhöfe) können als Wohnbauflächen genutzt werden.
- Leerstehenden Gewerbe- oder Brachfächen können in Flächen zum Wohnungsbau umgewandelt werden.
- Leere Ladenlokale oder andere Gewerberäumlichkeiten können in Wohnungen umgebaut werden.
- Durch den Ausbau von Dachgeschossen oder die Aufstockung von Gebäuden können neue Wohnungen geschaffen werden.
- Bestehende Wohngebäude können durch Anbauten erweitert werden.
- Aktuell nicht attraktiver Wohnraum kann saniert und modernisiert werden, damit dieser wieder besser vermietbar ist.
- Überalterte oder leer stehender Gebäude können abgerissen und durch neue Wohngebäude ersetzt werden.
- Baulücken oder unbebaute Grundstücke können mit neuen Wohngebäuden bebaut werden.
Ein neues Wohngebiet für 1.000 Menschen in Wattenscheid
Entsprechend der genannten Möglichkeiten schlägt die Fraktion “FDP und Die STADTGESTALTER” in der Ratssitzung am 27.09. vor in der Wattenscheider Heide nördlich des Centrumsplatzes das ehemalige Selgros-Gelände zusammen mit dem angrenzende Sportgelände als Fläche für Wohnbebauung zu nutzen (Antrag 20182516). 10,3 ha ist dieses Gelände groß, das heute mit Ausnahme der Sportplatzflächen fast vollständig versiegelt ist. Nach den Planungsüberlegungen der STADTGESTALTER können auf dem Gelände 1.000 neue Wohnungen entstehen (Neuer Wohnraum für 1.000 Menschen). Aktuell wird die Selgros-Fläche nicht genutzt, die Hallen auf dem Gelände stehen leer. Zu Selgros-Zeiten haben auf dem Gelände nur 66 Menschen gearbeitet. Eine Nutzung als Wohnraum ist also sinnvoll, zumal ein Teil des Geländes mit Bürogebäuden bebaut werden könnte, in denen deutlich mehr als 66 Menschen Arbeit finden würden. Zudem kann durch das neue Wohngebiet der Stadtteil neu geordnet und sozial besser durchmischt werden.
Wo in der Stadt ist noch Wohnungsbau im Bestand möglich oder können Leerstände aktiviert werden?
Ehe die Stadt wertvolle Frei- und Grünflächen zubaut, an denen die Menschen in Bochum und Wattenscheid hängen, sollte sie den gewünschten Wohnraum im Bestand schaffen. Es ist für die Stadt allerdings deutlich aufwendiger in bestehenden, bebauten Gebieten Potentiale zu finden, um neuen Wohnraum zu schaffen, als Freiflächen zu bebauen. Leider wird bisher aber nur mit der Baulücken-Initiative (Mobilisierung von Baulücken) das Ziel verfolgt, neuen Wohnraum im Bestand zu
Um in bestehenden Stadtgebieten neuen Wohnraum zu schaffen, muss deutlich mehr passieren. Im ersten Schritt muss die Stadt gezielt ermitteln, wo es im Stadtgebiet möglich ist, neuen Wohnraum zu schaffen oder Leerstände zu reaktivieren.
Helfen Sie mit!
An dieser Stelle können die Einwohner der Stadt helfen. Die STADTGESTALTER haben jetzt eine Internetseite freigeschaltet, über die die Bürger Hinweise geben können, wo sich im Stadtgebiet Orte finden, wo neue Wohnungen und Wohngebäude entstehen oder Wohnraum reaktiviert werden könnte (Seite zur Meldung von Orten, wo Wohnraum ungenutzt ist oder neu geschaffen werden kann). Die Hinweise werden von den STADTGESTALTERn gesammelt und an die Stadt mit der Bitte weitergeleitet, zu untersuchen, ob an den vorgeschlagenen Orten neuer Wohnraum entstehen könnte. Die Stadt könnte, sofern Hinweisgeber das wünschen, diesen eine Rückmeldung geben, inwieweit es sich nach Ihrer Meinung lohnt, die Hinweise weiter zu verfolgen.
Um das Ziel von 800 neuen Wohnungen pro Jahr zu erreichen, muss die Stadt allerdings auch selbst tätig werden und Quartier für Quartier die bestehenden bebauten Stadtgebiete auf Potentiale zur Schaffung und Reaktivierung von Wohnraum absuchen. Das ist mit einem erheblichem Aufwand verbunden. Da ein großer Teil der Einwohner der Stadt einer Bebauung von Grün- und Freiflächen sehr kritisch gegenüber steht, ist der aufgezeigte Weg einer Bebauung von bisher unbebauten Flächen in der Landschaft vorzuziehen.
Volker Steude,
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos
Autor:Dr. Volker Steude aus Bochum |
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