Mehr Kitabetreuung
Bochums Sozialdezernentin Britta Anger über Kitaplätze, den Ukrainekrieg und Coronafolgen
Die Kinderbetreuung bleibt ein Thema in Bochum. Dass Kitakinder in den Randzeiten vor 8 Uhr und nach 17 Uhr betreut werden, soll das neue Angebot „Sonne, Mond und Sterne“ ermöglichen. Wie Sozialdezernentin Britta Anger in einem Pressegespräch ankündigte, wird das Projekt voraussichtlich nach den Sommerferien beginnen.
Von Vera Demuth
Das Angebot ist seit dem 1. Juni im Aufbau. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) sucht zurzeit ehrenamtliche Betreuer, die Kitakinder außerhalb der Kita begleiten, sie beispielsweise zunächst zu Hause betreuen und dann zur Kita bringen. Die Ehrenamtlichen würden vom SkF vor ihrem Einsatz auf ihre Verlässlichkeit geprüft, versicherte Anger.
Weiterhin bemüht sich die Stadtverwaltung darum, den Anteil an Kitaplätzen zu erhöhen. Wie beim Kitagipfel vor knapp eineinhalb Jahren besprochen, plant die Stadt vier neue Kitas in städtischen Gebäuden. Ausgeschrieben wurde nun der Bau an den Standorten Am Sattelgut, Hiltroper Landwehr und Hohe Eiche. Später soll noch eine Kita an der Stiepeler Straße folgen. Für die Kitas in Linden und Hiltrop sucht die Stadt einen Träger. Hintergrund dafür, dass die Stadt die Gebäude selbst baut, ist, dass bislang von den gut 190 Kitas in Bochum nur 20 in städtischer Trägerschaft sind. Gebe ein Jugendhilfeträger eine Kita auf, gehe damit meist auch das Gebäude als Standort verloren, erläuterte Anger.
Ende 2020 wurde in Weitmar die neu erbaute Kita Neuhofstraße mit 95 Plätzen eröffnet. Während der Bauphase waren die Kinder in einem Container an der Straße Am Kuhlenkamp untergebracht. Diese Unterkunft dient jetzt als Kindertagespflege für ukrainische und deutsche Kinder. „Bei den ukrainischen Kindern gibt es aber gar nicht so eine große Nachfrage“, sagte Anger. Zurzeit sind neun Plätze belegt. 18 könnten es sein.
2.700 geflüchtete Ukrainer
Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine „haben uns in den letzten drei Monaten ganz massiv beschäftigt“, so die Sozialdezernentin. Seit Kriegsbeginn haben sich in Bochum knapp 3.000 Geflüchtete registriert, die Leistungen beziehen möchten. Etwa 2.700 seien noch da. Kamen in den Anfangstagen 50 oder gar 100 Menschen am Tag nach Bochum, „sind es jetzt noch drei, fünf, keiner oder zehn“, verdeutlichte Anger den Rückgang.
Die meisten der Geflüchteten, darunter überwiegend Frauen mit Kindern, fanden privat eine Bleibe. Rund 500 brachte die Stadt unter – an der Unterstraße, in der ehemaligen Helios-Klinik und in 100 angemieteten Wohnungen. Etwa 2.500 der Geflüchteten beziehen Leistungen vom Jobcenter. Knapp 200 Rentner oder Menschen, die älter als 65 Jahre sind, werden vom Sozialamt finanziell unterstützt.
Die Integration laufe sehr gut, so Anger. Viele der Geflüchteten wollten arbeiten, wobei viele perspektivisch auch in die Ukraine zurückkehren wollten. 641 ukrainische Kinder besuchen bislang die Schule in Bochum. Knapp 70 werden wahrscheinlich nach den Ferien hinzukommen.
Trinkwasser für Obdachlose
Das Sozialamt hat in diesem Sommer wieder das Hitzekonzept für Obdachlose aufgelegt. An den Anlauf- und Beratungsstellen wird Wasser verteilt. Auch haben die Stadtwerke die fest installierten Wasserspender angestellt und mobile aufgestellt. 2021 war dies wegen der Coronapandemie nicht möglich. Darüber hinaus appelliert Britta Anger an die Bochumer, sich bei der Stadt zu melden, wenn sie Obdachlose sehen, die Hilfe benötigen, oder gleich die 112 zu rufen.
Nach wie vor ein Thema ist zudem Corona. Im Rathaus will man aus der Pandemie Lehren ziehen und insbesondere die Kinder und Jugendlichen in den Blick nehmen. „Sie haben zwei ihrer Kindheit verlogen“, so Anger. Zusammen mit dem Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität plant die Stadt, ab dem Herbst ein Projekt in Wattenscheid aufzulegen. Es soll sich damit auseinandersetzen, wie den Kindern und Jugendlichen geholfen werden kann.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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