Bochum soll … wieder erstklassig werden
Kann der Trainerwechsel den notwendigen Aufschwung bringen? Ab September soll eine neue Ära beginnen, da wählen die Fans einen neuen Cheftrainer für die Stadt.
Doch lange konnten sich Bochumer und Wattenscheider nur selten über Siege freuen. Beim Wettbewerb um die attraktivste Stadt war Bochum am Ende Schlusslicht von 34 Städten. Im Vergleich von 30 Großstädten des Hamburger Instituts HWWI, landete Bochum auf dem vorletzten Platz (WAZ vom 23.11.10).
In der Saison 2014 belegte die Stadt beim Job-Chancen-Städte-Ranking wiederum nur den letzten Platz. Der Abstieg in die Drittklassigkeit konnte nur knapp abgewendet werden. Im Wettbewerb der Wirtschaftswoche landete man ebenfalls abgeschlagen im unteren Teil des letzten Tabellendrittels. Eigentlich konnte man nur andere Städte des Ruhrgebietes hinter sich lassen. Beim Fahrradklimatest war die Stadt Drittletzter.
Der Trainerstab und Management redeten über Jahre die Lage schön. „Woanders ist auch Scheiße“ wurde zu ihrem Motto. Das Anspruchsniveau sank, besser zu sein als Herne, Duisburg oder Oberhausen, wurde schon als Erfolg gefeiert. Sich am fortwährenden Wirtschaftsaufschwung anderer Universitätsstädte zu orientieren wurde aufgegeben.
Jetzt tritt der alte Trainerstab ab. Baurat Kratzsch (SPD) musste bereits im letzten Jahr das Handtuch werfen. Sein Vertrag wurde nicht verlängert. Auch die Vertragsverlängerung der Dezernentin Collisi (SPD) ist fraglich. Der Vertrag von Cheftrainerin Scholz (SPD) endet im Oktober. Für eine Vertragverlängerung für eine weitere Saison fand sich im Verein keine Basis mehr. Dem Stadtmanagement wird anhaltende Erfolglosigkeit vorgeworfen.
Die Spielweise der Stadt steht unter massiver Kritik der Fans. Im Angriff fehlt es an Durchsetzungsfähigkeit und Ideen. Überteuerte Prestigeprojekte wie das Musikzentrum konnten über die spielerischen Unzulänglichkeiten der Akteure nicht hinwegtäuschen. In der Abwehr wurden zu viel Fouls zugelassen, die das Stadtimage schwer schädigten: Die rote Karte für die Stadtwerke, nach dem Atrium-Talk-Skandal, sorgte bundesweit für Aufregung. Zuletzt machten im ganzen Land absurd hohe Friedhofsgebühren, die Idee Flüchtlinge auf einem ehemaligen Friedhof unterzubringen und die Sperrung von 34 Turnhallen negative Schlagzeilen. Wieder wurde deutlich, wie schlecht die Stadt aufgestellt ist. In der Öffentlichkeit wird die Stadt nicht wegen eines modernen Spielsystems wahrgenommen, sondern wegen eklatanter spielerischer Unzulänglichkeiten.
Durch teuere Fehleinkäufe wie die Beteiligung an Investmentgesellschaften zum Kraftwerksbau oder der STEAG, verbrannte das Stadtmanagement der Stadt Millionen. Zuletzt geriet es durch Fehlspekulationen mit Schweizer Franken in die Kritik. Die gescheiterte Transferpolitik des Stadtmanagements hat die Stadt an den finanziellen Abgrund geführt. Ob die Stadt eine Lizenz für die neue Saison erhält, ist jedes Jahr aufs Neue fraglich. Beständig droht der Nothaushalt. Der Stadt fällt es immer schwerer, die Auflagen der Bezirksregierung zu erfüllen.
Das Spielsystem der Stadt hat sich überholt. Auf gute Spieler zu warten, statt sich aktiv auf dem Spielermarkt um sie zu bemühen, gilt schon seit Jahren als unzeitgemäß. Gute Unternehmen ließen sich an anderen Standorten nieder, weil Bochum sich lange Jahre nicht tatkräftig bemüht hat, diese an die Stadt zu binden.
Am 13.09.2015 wählen die Fans den neuen Cheftrainer. Sein Anspruch muss sein, Bochum wieder in die 1. Liga der Großstädte zu führen. „Wieder erstklassig werden“, heißt das Ziel. Zukünftig muss ein ehrgeiziger Trainer das Team leiten, der in seinem Leben bewiesen hat, dass er aus dem Nichts viel erreichen kann, der sich Ziele setzt, die er konsequent verfolgt, weil er die erforderliche Hartnäckigkeit und das Durchsetzungsfähigkeit besitzt, der in der Lage ist, zwischen Spielern und Management zu vermitteln und der es schafft eine moderne Spieltaktik zu entwickeln, die Fans und Spieler gleichermaßen begeistern und überzeugen kann.
Bochum wird für viele Fans als Heimat nur eine Zukunft haben, wenn die Stadt wieder erstklassig wird.
Omid Pouryousefi tritt als unabhängiger Kandidat bei der Wahl des Oberbürgermeisters an. Auf seinem Plakat verwendet er den Slogan "wieder erstklassig werden".
Volker Steude
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos
Autor:Dr. Volker Steude aus Bochum |
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