Dioxinfund am Ehrenmal in Wattenscheid
Belastetes Kieselrot auf den Wegen - Sperrung und umfangreiche Sanierung

Der Park am Ehrenmal in Wattenscheid wird umgestaltet. Im Zuge der Bauarbeiten wurde mit Dioxin belastete Kupferschlacke im Wegebereich festgestellt. Nun werden auch Proben der Grünflächen vorsorglich untersucht, allerdings ist hier nicht mit einer Belastung durch Dioxin zu rechnen. | Foto: Anacker
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  • Der Park am Ehrenmal in Wattenscheid wird umgestaltet. Im Zuge der Bauarbeiten wurde mit Dioxin belastete Kupferschlacke im Wegebereich festgestellt. Nun werden auch Proben der Grünflächen vorsorglich untersucht, allerdings ist hier nicht mit einer Belastung durch Dioxin zu rechnen.
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Der Park am Ehrenmal wird neu gestaltet, verschönert, Spiel- und Sportanlagen im Rahmen des Programms „Soziale Stadt Wattenscheid“ modernisiert. Im Anschluss an diese erste Umsetzungsphase wird auch das Ehrenmal renoviert. Der Spatenstich für diese umfangreichen Arbeiten erfolgte im Dezember letzten Jahres. Nun ist die Stadt bei den Umbauarbeiten unerwartet auf ein Hindernis gestoßen: Die Wege im Park sind durch dioxinhaltiges Kieselrot belastet und werden nun ebenfalls aufwändig saniert. Eine Gefahr für die Gesundheit von Spaziergängern, Radfahrern oder Hunden besteht dadurch allerdings nicht.

Von Sabine Beisken-Hengge

In den 60er und 70er-Jahren wurde die rote Kupferschlacke häufig für den Belag von Sportplätzen (sogenannte Tennenplätze) verwendet. Das damals sehr preiswerte Material, ein Nebenprodukt der Kupfergewinnung, gibt auch den Wegen im Park am Ehrenmal seine typische Farbe.

Dioxinbelastung im Kieselrot

Im Park am Ehrenmal wurde mit Dioxin kontaminiertes Material verwendet, wie Bodenproben ergeben haben.
"Bodenproben deshalb, weil wir im Rahmen des Wegebaus das alte Material entsorgen. Wir wollten wissen, was es kostet, dieses zur Deponie zu fahren. Wir haben nicht erwartet, dass der alte Boden der Wege dioxinbelastet ist", erläutert Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke. "Die ersten Proben haben einen Messwert von 6000 Nanogramm Dioxin pro Kilogramm Masse ergeben. Bei weiteren Proben, die Freitag ausgewertet wurden, wurde ein Wert von 19.000 bis 33.0000 Nanogramm gemessen" (1 Nanogramm entspricht 1 Milliardstel Gramm). Für Gewerbeflächen, zu denen der Wegebau zählt, gilt eine Grenze von 10.000 Nanogramm.
Klar sei deshalb, dass der Belag komplett entfernt werden müsse, nicht nur die Deckschicht.
Um Sicherheit gewähren zu können, hat die Stadt außerdem Probenentnahmen auf den Grünflächen veranlasst. "Dort erwarten wir allerdings keine oder nur eine sehr geringe Belastung. Kieselrot wurde nur im Wegebau verwendet. Sobald die wissenschaftlichen Ergebnisse vorliegen, werden wir sie kommunizieren", so Bradtke.

Dioxin in der Schlacke gebunden

Dioxine seien zwar einerseits auch in kleinen Mengen in höchstem Maße gesundheitsschädlich, krebserregend und Erbgut verändernd. Allerdings seien die Dioxine in der Schlacke gebunden, gelangen weder in die Luft, noch ins Grundwasser. "Selbst Regenfälle könnten das Gift nicht ausschwemmen", greift Dr. Bradtke eventuellen Befürchtungen vor. 

Keine Gefahr für Leib und Leben

"Für Leib und Leben besteht keinerlei Gefahr, auch nicht für Tiere oder Pflanzen."
Für Bochum sei der sichere Umgang mit Kieselrot seit den Neunzigern "ein alter Hut", sodass weder für Bauarbeiter noch Bevölkerung Schaden entstünde. Es werde ein sukzessiver Austausch der Schichten stattfinden. Beim Aushub und der Entsorgung müssen die Baufirmen jedoch spezielle Vorgaben einhalten. Dafür lässt das Umwelt- und Grünflächenamt ein Arbeitsschutzkonzept erstellen. Die Stadt hat für die Sanierungsarbeiten das gesamte Parkareal am Ehrenmal mit Bauzäunen gesichert.

Höhere Kosten erwartet

Erwartet wird ein deutlicher Anstieg der Kosten, da die Entsorgung von einer großen Menge belasteten Bodens natürlich ungleich teurer sei als ursprünglich geplant.
Auch müsse man mit dem Austausch des Bodens nun statt eines Garten-Landschaftsbauers eine Spezialfirma beauftragen, die zur Beseitigung des kontaminierten Materials befugt sei.
Mit Verzögerungen im Ablauf der Bauarbeiten müsse schon deshalb gerechnet werden, da solche Unternehmen nicht zahlreich zur Verfügung stünden.
Über die neuen wie die bisherigen Ergebnisse informiert die Stadt im Internet unter www.bochum.de/kieselrot. Anwohner erhalten den aktuellen Sachstand zudem per Post.


Hintergrund

Zur Erkenntnis über mit Kieselrot gebaute Spazierwege, Sport- und Spielplätze war das Land NRW nach umfangreichenUntersuchungen bereits 1991 gekommen und hatte seine Ergebnisse in einem Erlass gebündelt.

„Anlass war die Kupferschlacke, die ein Unternehmen aus Marsberg seinerzeit unter dem Produktnamen Kieselrot vertrieben hatte und das sich im Gegensatz zu Kupferschlacke anderer Hersteller als dioxinbelastet erwiesen hatte“, schildert Dr. Jürgen Schneider, Leiter der Abteilung für Technischen Umweltschutz im Umwelt- und Grünflächenamt.

Die Stadt hatte daraufhin städtische Verdachtsflächen, darunter vor allem Aschesportplätze, auf Kieselrot untersuchen lassen und nach und nach saniert.

Autor:

Sabine Beisken-Hengge aus Essen-Ruhr

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