Aus 1 macht 3 – Lösungsvorschlag für die Dahlhausener Schwimmbrücke
Die marode Schwimmbrücke in Dahlhausen über die Ruhr von Hattingen bzw. Essen-Burgaltendorf nach Bochum-Dahlhausen soll 2016 für den motorisierten Verkehr gesperrt werden (Beschlussvorschlag). Der Versuch, die überfahrenden Fahrzeuge auf solche mit weniger als 2,8t Gewicht zu beschränken, ist gescheitert. Fahrzeuge über 2,8t veträgt die marode Brücke nicht mehr. Trotzdem versuchen immer wieder sogar 40t-LKWs die einspurige Brücke zu überfahren, bleiben stecken und verursachen Rückstaus, bei denen folgende Fahrzeuge auf den Gleisen vor der Brücke zwischen den Schranken stecken bleiben und dadurch in lebensgefährliche Situationen geraten. Also sollen ab nächstem Jahr nur noch Radfahrer und Fußgänger die Brücke überqueren dürfen.
Politik und Verwaltung erklären seit Jahren nach einer Lösung zu suchen, doch man wird sich nicht einig. Eine typische Situation im Ruhrgebiet: Zu viele Köche verderben den Brei. Während Bochum lange unbedingt die Schwimmbrücke durch eine 2-spurige Brücke ersetzen wollte, lehnt dies Hattingen weiterhin kategorisch ab. Kurios ist auch die Eigentumssituation der Brücke. Diese gehört zu 7/8-teln dem Ennepe-Ruhr-Kreis und nur zu 1/8 Bochum. Für die Unterhaltung ist Bochum zuständig. Essen ist an der Brücke nicht beteiligt, obwohl die Brücke in erster Linie eigentlich Essen-Burgaltendorf mit Bochum-Dahlhausen verbindet und man dazu nur 500m über Hattinger Gebiet fahrt.
Das Problem ist verzwickt. Die Schwimmbrücke kann, wie es aussieht, nicht für LKWs oder Busse ertüchtigt werden. Das lässt die Bauart nicht zu. Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs müssen schon seit Jahren vor der Brücke den Bus verlassen, zu Fuß über die Brücke gehen und dort in einen anderen Bus besteigen. Seit 2014 steht die Brücke allerdings unter Denkmalschutz und kann daher nicht abgerissen und durch eine neue ersetzt werden.
Ein weiteres Problem, eine neue Brücke kann nicht einfach neben die alte Schwimmbrücke gebaut werden, da in diesem Fall am Bochumer Ufer eine neue Querung der dortigen Gleisanlagen erforderlich würde. Eine neue Querung könnte allerdings nicht mehr als beschrankter Bahnübergang ausgeführt werden. Neue Bahnquerungen müssen nach aktueller Gesetzeslage immer kreuzungsfrei mittels Unterführung oder Überbrückung der Gleise hergestellt werden. Bei den engen Gegebenheiten auf Bochumer Seite ist die nur mit erheblichem Kostenaufwand möglich.
Daher brachte Dirk Schmid (CDU) die Idee ins Spiel, die Schwimmbrücke um 10-20m flussaufwärts zu verschieben und an der heutigen Brückenquerung eine neue Brücke zu errichten, damit der jetzige Ort der Bahnüberquerung weiter genutzt werden kann (Beitrag vom 08.09.15). Der Autoverkehr sollte dann über die neue Brücke fahren, Rad- und Fugänger über die unmittelbar daneben liegende Schwimmbrücke. Diese Variante hat allerdings einen Nachteil, sie kann nicht aus Fördermitteln finanziert werden, da durch die Verschiebung der Brücke keine wesentliche verkehrliche Verbesserung erreicht wird.
Entsprechend geht der neue Vorschlag der STADTGESTALTER einen Schritt weiter (Vorschlagspräsentation). Die Schwimmbrücke wird nicht nur um 10-20m verschoben, sondern um 600m flussabwärts auf Höhe des Bahnhofs Dahlhausen versetzt (Plan B). Dadurch kann über die Brücke der Springorum-Radweg direkt an den Ruhrtal-Radweg angebunden werden. So schafft die versetzte Schwimmbrücke am neuen Ort für Fußgänger und Radfahrer einer neue Verkehrsverbindung.
So würde eine verkehrliche Verbesserung erreicht, die das Versetzen der Brücke grundsätzlich förderfähig macht.
Der Vorschlag der STADTGESTALTER beinhaltet aber noch eine weitere Idee: Die neu zu errichtende Querung der Ruhr soll nicht mit einer, sondern zwei Brücken ausgeführt werden. Ziel dieses Vorgehens ist, die Kosten für den Brückenbau zu minimieren und eine ausreichende Unterfahrungshöhe für Boote zu ermöglichen, die die Dahlhauser Schleuse nutzen. Eine einzige Brücke mit 90m Spannweite, die die gesamte Ruhr in einem Zug überspannt, würde eine aufwendige Brückenkonstruktion erfordern und wäre daher sehr teuer. Da die Brücke auf Bochumer Seite in gleicher Höhe angeschlossen werden müsste wie jetzt die Schwimmbrücke, wäre zudem unter der Brücke eine Durchfahrtshöhe von 2m aufgrund der Tragekonstruktion nur schwer zu erreichen.
Deshalb soll nach dem Plan der STADTGESTALTER an Stelle der jetzigen Schwimmbrücke eine Balkenbrücke in Hohlkammer-Betonbauweise mit einer Spannweite von ca. 65m errichtet werden (Ruhrbrücke - Plan A). Die neue Brücke endet auf der verlängerten Schleuseninsel. Die Höhenlage entspricht derjenigen der Schwimmbrücke am Brückenkopf auf Bochumer Seite. Eine Verlegung des Bahnübergangs am Beginn der Brücke wird vermieden.
Die Schleuseninsel wird mit dem Hattinger Ufer durch eine zweite 5,5m breite (Schleusenbreite) Plattenbrücke verbunden (Schleusenbrücke - Plan A). Diese hat eine Durchfahrtshöhe von mind. 3m für Schiffe, die auch die Dahlhauser Schleuse befahren. Um die Durchfahrtshöhe dieser Schleusenbrücke zu erreichen, wird auf Hattinger Seite die Fahrbahn über eine leichte Rampe zur Brücke geführt. Dazu wird der Schleusenkanal am Südende auf die Brückenbreite von 5,5m verengt.
Beide Brücken sind rund 8,5m breit und verfügen eine einspurige Fahrbahn (3 m), einen Zweirichtungsradweg (2,5m), einen Fußgängerweg (2,5m), ein Schrammbord (0,3m) und Geländer.
Der Verkehr wird wie bisher mittels Ampelsignalisierung wechselseitig einspurig über die Brücken geführt. Damit wird den Bedingungen des Hattinger Stadtrates Rechnung getragen.
Vor einer Umsetzung der Idee müssen aber noch folgende Fragen geklärt weden: Wie kann die Schwimmbrücke technisch an den neuen Standort versetzt werden? Welche Kosten sind mit den vorgeschlagenen Maßnahmen genau verbunden? Welche Fördermittel können ggf. für die Realisierung des Vorschlages nutzbar gemacht werden (z.B. RVR-Radwegemittel für Versetzung Schwimmbrücke)?
Die Bezirksvertretung Südwest will für die Lösung des Brückenproblems jetzt einen Ideenwettbewerb ausrufen. Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD, Bezirksbuergermeister-Suedwest@bochum.de) hat den Start für den 15.12.2015 angekündet. Vorschläge von Bürgern sind ausdrücklich erwünscht. Es ist zu hoffen, dass dabei noch viele weitere Ideen eingehen, so dass Politik und Verwaltung 2016 endlich eine langfristige Lösung präsentieren können, die spätestens ab 2017 umgesetzt werden kann.
Volker Steude
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos
Autor:Dr. Volker Steude aus Bochum |
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