Alten- und Pflegeheime: "Bis 2020 sind wir im grünen Bereich"
Die Situation in den städtischen Alten- und Pflegeheimen in Bochum ist im Umbruch, wie Sozialdezernentin Britta Anger im Sommergespräch schilderte.
Das liegt zum einen an den Auswirkungen, die die Umsetzung des Pflegestärkungsgesetzes haben wird, zum anderen an den Veränderungen bei der Senioreneinrichtungen Bochum gGmbH, die die städtischen Seniorenheime betreibt. Diese hatten in der Vergangenheit stets hohe Verluste eingefahren – damit soll in absehbarer Zeit Schluss sein, vor allem durch Neubauten und eine Aufstockung der Plätze. "Bis 2020 wollen wir im grünen Bereich sein", so Britta Anger, "sowohl was die Finanzierung als auch die Platzabdeckung betrifft."
Mit der lokalen Umsetzung des vom Bund beschlossenen Pflegestärkungsgesetzes sei das Sozialamt stark befasst. Denn durch das Gesetz, das die bislang geltenden Pflegestufen in Pflegegrade umwandelt, sollen mehr Menschen als bislang von Pflegegeld profitieren können. Das kommt auch den Alten- und Pflegeheimen zugute – nicht nur den städtischen: "Wir rechnen damit, dass durch das neue Gesetz eine bessere Personalausstattung möglich wird." Davon profitierten im Übrigen nicht nur städtische Senioreneinrichtungen, sondern auch die freier Träger.
Insgesamt 3.600 Plätze in Bochumer Pflegeeinrichtungen gibt es derzeit - rund 540 davon in städtischen Institutionen. Bis 2020, so der Plan der Sozialdezernentin, sollen es gut 100 städtische Plätze mehr werden. Und dann soll die "SBO Senioreneinrichtungen Bochum gGmbH" als Trägerin auch kostendeckend arbeiten können.
Bis dahin ist jedoch noch einiges zu tun: Das Altenheim am Beisenkamp wurde bereits 2011 leergezogen, ist inzwischen abgerissen worden, das Grundstück verkauft. Komplett neu gebaut wurde dafür das moderne Haus an der Bayernstraße mit 84 Plätzen sowie das Haus an der Graf-Adolf-Straße in Wattenscheid mit 80 Plätzen.
Auf vollen Touren laufen derzeit die Umbauarbeiten im Alten- und Pflegeheim am Glockengarten - neben dem Haus an der Grabelohstraße bislang einer der großen Defizitbringer. Dort sollen durch den Abriss des Altenkrankenheimes, die Errichtung eines modernen Neubaus und eine Modernisierung der übrigen Gebäudeteile vor allem die Energiekosten drastisch gesenkt und die Wege optimiert werden, so dass hier auch die Personalkosten sinken werden. Zudem sollen nicht mehr benötigte Grundstücks-teile verkauft werden. Von den bislang rund 220 Plätzen werden am Glockengarten am Ende nur noch 160 übrig bleiben - zum allergrößten Teil, wie heute vorgeschrieben, in Einzelzimmern. Und weil 2020 auch der Mietvertrag für das Haus an der Grabelohstraße ausläuft - mit rund 200 Plätzen die zweitgrößte Einrichtung der Stadt - sollen bis dahin drei weitere Häuser im Investorenmodell gebaut werden, jedes mit rund 80 Plätzen. "Dafür suchen wir gerade nach geeigneten Grundstücken, sind aber auf einem guten Weg", so Anger. Die Bochumer, das belegen Zahlen, werden immer älter, der Bedarf an Pflegeplätzen steigt. "Dem tragen wir Rechnung."
Zudem verändere sich auch in den Heimen die Struktur der Bewohner. "Die Entwicklung geht dahin, dass die Menschen heute so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden leben", so Anger. "Wenn sie dann ins Pflegeheim kommen, sind sie älter und pflegebedürftiger als früher. Zudem sinkt die Verweildauer."
Mit den Veränderungen im Bereich der stationären Pflege sei auch der Bedarf an Seniorenwohnungen in Bochum gestiegen. "Darauf müssen wir mit der Bauplanung reagieren." Neue Wohnformen im Alter wie Demenzprojekte oder Wohngruppen freier Träger werden daher intensiv unterstützt. "Und mit der flächendeckenden Einrichtung von Seniorenbüros im gesamten Stadtgebiet haben wir viel im vorpflegerischen Bereich getan, die haben sich sehr bewährt." Die Seniorenbüros sollen daher nach Willen von Anger nicht nur fortgeführt, sondern eventuell sogar personell aufgestockt werden. "Das wollen wir dem Ausschuss vorschlagen."
Autor:Petra Vesper aus Bochum |
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