„Älteste Hausbesetzer Deutschlands“ für besonderes bürgerliches Engagement ausgezeichnet
Hedwig und Heinz Roziniski wurden ausgezeichnet für ihr besonderes bürgerliches Engagement zum Erhalt des St. Antoniusstiftes. Die BÄH-Initiative („Bochum ändern mit Herz“) übereichte am 16.07. die Urkunden. Auch die anderen Bewohner des Stiftes, von der Presse auch als „älteste Hausbesetzer Deutschlands“ bezeichnet, werden in den nächsten Wochen ausgezeichnet.
Vom Propst und der Stadt im Stich gelassen, versuchten die alten Menschen des Antoniusstiftes über Monate ihre Gemeinschaft und ihr Recht auf Selbstbestimmung bei der Wahl ihre Wohnortes zu verteidigen. Letztlich leider erfolglos, weil Propst und Stadt Ihren Streit rücksichtslos auf dem Rücken der Bewohner austrugen.
Bei der Übergabe der Urkunde bemerkte Heinz Rozinski nochmal, dass man ihn und seine Mitbewohner bei den Gesprächen zwischen Propst und Stadt einfach übergangen habe. Trotz der gesetzlich verankerten sogenannten Teilhabe der Bewohner an den Entscheidungen von Träger und Behörden, habe man die Rechte und Anliegen der Bewohner einfach ignoriert. Die Stadt hatte jedes Gespräch mit den Bewohnern immer wieder abgelehnt.
Überreicht wurde die Urkunde im neuen Heim der Rozinskis. Hier haben sie sich schon etwas eingelebt. Das neue Zimmer ist nett und hell. Früher hatten die Roziniskis jeder ein eigenes Zimmer, die beide durch eine Tür verbunden waren, jetzt nur noch eines, in dem beide ein Bett haben. Auch der Gang ist nicht sehr breit, was bei dem Abholen zur Dyalyse von Frau Rozinkski, die im Rollstuhl sitzt, noch Schwierigkeiten bereitet. Die Mitarbeiter im neuen Heim sind nett und freundlich. Und die Roziniskis sind froh, dass der Stress um das Antoniusstift jetzt ein Ende hat. Der Abschied von den Mitbewohnern, den bewährten Pflegekräften und dem Heim war tränenreich und hat viel Kraft gekostet.
Unrühmlich endete noch ihr Aufenthalt im Antoniusstift. Am Ende kamen 7 Mitarbeiter der Stadt und forderten alle Bewohner auf, sie müssten jetzt aber schnell raus. Mitarbeiter des Heims berichteten, dass man die Beschäftigten der Stadt aufgrund ihres Verhaltens freundlich darauf hingewiesen habe, dass sie es hier mit Menschen und nicht mit Vieh zu tun hätten. Die von Propst und Stadt in Aussicht gestellte Übersiedlung in Gruppen, gab es am Ende auch nicht. Beiden Parteien war zuletzt wohl nur wichtig, das jetzt alle unverzüglich das Stift verlassen.
Von der Gemeinde Peter und Paul gibt es bis heute keine Stellungnahme zu den Vorfällen. Die Gemeinde, die sich sonst immer für ihr soziale Engagement rühmt, lässt das Stift jetzt abwickeln. Bisher sprechen z.B. keine Anzeichen dafür, dass man die von den Mitarbeitern für das kirchliche Stift geleisteten Mehrarbeitsstunden bezahlen will. Über die Insolvenz entzieht man sich seiner sozialen wie finanziellen Verantwortung.
Die BÄH-Bürger schauen weiter genau hin. Auch die städtischen Heime erfüllen bis heute nicht die Anforderungen, die das Wohn- und Teilhabegesetz stellt (z.B. mind. 80% der Unterbringungen in Einzelzimmern). Nachdem man den Bewohnern des Antoniusstiftes ein Verbleib in ihrem Heim verweigert hat, weil dieses angeblich die Anforderungen des Gesetzes nicht erfüllen konnte, stellt sich die Frage, warum die städtischen Heime diese ebenfalls noch nicht erfüllen. An die städtischen Heime dürfen keine anderen Standards angelegt werden, als an die Heime anderer Träger.
Mit ihrer Verfahrensweise im Fall des Antoniusstiftes hat die Sozialdezernentin Anger klar gemacht, welche Anforderungen sie an die Heime schon heute stellt. Die BÄH-Bürger erwarten, dass die Dezernentin jetzt in Bezug auf die städtischen Heime in gleicher Weise handelt. Hier sind voraussichtlich erhebliche städtische Investitionen zu leisten, um die geforderten Standards zu erreichen. Ein Antrag an den Rat, die erforderlichen Investitionsmaßnahmen zu beschließen und die erforderlichen Mittel bereit zu stellen, liegt allerdings bisher nicht vor.
Autor:Dr. Volker Steude aus Bochum |
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