25 Jahre Grummer Deckel – eine kritische Betrachtung
Dass die Qualität des Wohnumfeldes und mit ihr die Lebensqualität im Bereich Wilhelm-Raabe-Straße / Lerchenweg bis Heckertstraße / I. Parallelstraße durch die 1989 fertiggestellte 400 m lange Überdeckelung der damaligen A 430 auch über das Quartier hinaus eine erheblich Steigerung erfahren hat, für die man täglich dankbar sein darf, steht völlig außer Frage. Dennoch ist die bei Eröffnung des Bürgerfestes am Samstag, 24.05.14 http://www.lokalkompass.de/bochum/politik/25-jahre-grummer-deckel-buergerfest-der-spd-d438285.html von Landtagspräsidentin Carina Gödeke hoch gelobte Verbesserung der Wohnumfeldqualität auch durchaus kritisch zu betrachten. Dass Wohnumfeldqualität kein abgeschlossener Prozess ist, sondern einem steten Wandel unterliegt, bemerkte sie zu Recht. Leider fängt „Wandel“ aber auch da an, wo Pflege aufhört und Anwohner nicht bereit sind, mit ihrem Umfeld pfleglich umzugehen. Deshalb sind Stadt und Bürger gleichermaßen in die Pflicht zu nehmen:
Auch wenn die Stadt Bochum keinen Blick (mehr) dafür zu haben scheint, so steht und fällt die Qualität von Stadtbild, Wohnumfeld und Lebensraum und damit das Image einer Stadt mit der Pflege der einmal geschaffenen öffentlichen Grünflächen. Mittel für Betrieb und Unterhalt des Tunnels einzukalkulieren, scheint etwas Selbstverständliches, Mittel für den Unterhalt der Grün- und Freiflächen einzusparen, offensichtlich auch. Es ist kurzsichtig und reicht nicht aus, grüne Lebensräume zu gestalten und dann die Füße hochzulegen. Was zwecks Durchführung des Bürgerfestes eilig Kosmetik erfahren hat, wird sonst so gut wie kaum gepflegt. Gärtner aber wissen ebenso wie Frauen, dass Schminke nicht von langer Dauer ist und man immer wieder nachlegen muss. Der Grummer Deckel, mit seiner Erstellung noch stolzes Vorzeigeobjekt, verlottert schon seit Jahren an allen Ecken und Enden.
Während sich dann und wann ein Rasenmäher sehen lässt, um die Wiesenflächen kurz zu halten, wachsen einige Verbindungswege derart zu, dass sie unpassierbar werden.
Durch die Wurzeln angrenzender Bäume heben sich die Pflastersteine an den Wegen und lassen sie zu Stolperfallen werden lassen. In den Pflasterfugen wachsende Gräser und Kräuter lassen die Wegeflächen ebenso rutschig werden, wie das nie entsorgte, feucht gewordene Laub der Gehölze.
Abgeknickt an Bäumen hängende Äste gefährden schon seit Monaten Passanten und zur Verlegung einer Leitung gerodetes Gehölz wurde über viele Monate hinweg weder abgeholt noch nachgepflanzt.
Den Rest des Verlotterungsprozesses erledigen die Anwohner des Schwalbengrundes selbst, indem, wer hinsichtlich der Pflege seines Gartens auf sich hält und ihn gern „sauber“ hat, den eigenen Grünschnitt von Rasen und Gehölzen in die baumbestandene Grünfläche am Verbindungsweg zur Heckertstraße kippt - um dann über die zu lamentieren, die Tüten, Flaschen, Dosen oder sonstige Verpackung einfach am Wegrand fallenlassen. Auch das ist Lebens- und Wohnumfeldqualität, leider aber nur im negativen Sinne, denn es macht wenig Freude, den Grasschnitt von Familie O., die Kirschlorbeerzweige von Familie L. , den alten Lebensbaum von Ehepaar W. oder die Zweige des Obstbaumschnittes der Lebensgemeinschaft K. & O. anzuschauen.
Der Bürger ist also mindestens ebenso in der Pflicht, was den sorgsamen Umgang mit dem eigenen Umfeld anbelangt. Dazu gehört, Verbotenes wie das Abladen eigener Gartenabfälle in Grünanlagen zu unterlassen und die kostenlosen Sammelstellen für den Grünabfall zu nutzen. Dazu gehört auch, die Hinterlassenschaften seiner Hunde einzusammeln und Schmierereien an den Schallschutzwänden des Tunnelmundes oder der Garagen zu unterlassen, deren Rückseiten an die Wege grenzen.
Und wenn es doch einen Deckel gibt, der verbindet und verbinden sollte, warum verbindet er dann nicht Menschen beider Seiten der darunterliegenden A 40 zu gemeinsamen Aktionen? Gemeinsam feiern macht Spaß, gemeinsam pflegen auch und man lernt sich nebenbei auf nette Weise kennen. Warum sich nicht verabreden, um einmal Beete durchzujäten oder Wege vom gröbsten Unkraut zu befreien? Und warum nicht anschließend zusammen Kaffee trinken, den selbst gebackenen Kuchen seiner Nachbarn testen oder Fleisch auf den Grill werfen? Also Werkzeug raus, Stühle raus, Tische raus und los. Den Versuch wäre es doch eigentlich allemal wert - mit oder ohne SPD-Ortsverein.
Autor:Sabine Schemmann aus Bochum |
4 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.