Eine wunderbare Reise durch die Gänsewelt des Ruhrgebiets - 3
Wie Menschenkinder müssen auch Gänsekinder ganz viel lernen. Lebenswichtige Handlungen sind uns angeboren, die Feinheiten lernen wir von unseren Eltern. Gänse sind sehr kommunikativ - wir haben uns immer etwas zu erzählen.
Eines der ersten Dinge, die wir lernten waren die Rufe unserer Eltern zu deuten. Bei Warnrufen wussten wir, dass wir so schnell wie möglich zum Wasser oder zu unseren Eltern laufen mussten. Bei Lockrufen wussten wir, dass wir einen besonderen Leckerbissen erwarten dürfen. Wenn wir Küken weinten, weil wir den Anschluss verloren hatten oder müde waren, tröstete unsere Mutter uns mit Stimmfühlungslauten. Ziemlich viel Geschnatter - wie auch bei den Menschen.
Während Mama uns zu den besten Futtergründen führte und die leckersten Pflanzen zeigte, wagte unser Vater nie, seinen Schnabel ins Gras zu stecken. Er stand immer mit langem Hals und hoch erhobenen Kopf und sorgte für unsere Sicherheit. Nur enge Familienangehörige durften in unsere Nähe kommen. Mein Vater erklärte, dass es Gänseeltern gibt, die anderen die Gössel „stehlen“ und sie einfach adoptieren. Deshalb musste die Familie immer eng beisammen bleiben.
Bei den Gänsen sagen meistens die Frauen, wo es lang geht. Meine Mama führte unsere Familie stets an, mein Vater sicherte nach hinten ab. Zwischen unseren Eltern fühlten wir uns immer sicher.
An kalten Tagen und in der Nacht schliefen wir im Gefieder unserer Mutter. Ganz eng kuschelten wir uns in ihr dichtes Daunenkleid und versteckten uns unter ihren großen Flügeln. Wer nicht ganz genau hinsah, konnte uns dort erst gar nicht entdecken.
Wir haben uns in ihrem Gefieder nicht zur gewärmt, sondern auch unsere Daunen eingefettet, damit wir im Wasser und bei Regen nicht nass werden. Bis unsere Bürzeldrüse funktioniert, dauert es ein paar Tage. Bis dahin fetten wir uns im Gefieder von Mama ein. Wenn wir eine Stelle vergessen, werden wir dort nass. Das ist nicht besonders angenehm und deshalb sind wir bemüht, unser Gefieder gut zu pflegen und es sehr sorgfältig einzufetten. Wer uns eine Weile beobachtet, wird sehen, dass wir viel Zeit damit verbringen, mit dem Schnabel die Federn in Form zu halten.
Autor:Britta Müller aus Herten |
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