Als Weihnachten noch anders war
Weihnachten am Kohleofen
Weihnachten im Kohlenpott:
Es war Ende der 50er Jahre. Wir Kinder so haben auch wir, meine Schwester und ich, uns auf den Heiligenabend gefreut. Ja, wir sind sogar am Tag zuvor so früh zu Bett gegangen, um, wie wir meinten, möglichst schnell den Abend der Bescherung zu erreichen. Ein Trick den wir jahrelang mit Erfolg anwendeten.
Daheim:
Überall in den Räumen roch es nach Kleister und Farbe das hieß das Vater noch an den Geschenken herumwerkelte.
Was für eine Überraschung würde es wohl geben?
Mit diesem Gedanken schliefen wir ein wie zwei kleine Murmeltiere.
Warten auf das Christkind:
Der Morgen danach war eine aufregende Geschichte. Das letzte Törchen vom Adventkalender wurde geöffnet.
Vater musste früh los den allerbesten Christbaum besorgen. Der frühe Vogel fängt ja bekanntlich den Wurm. Unser Konsum,5 Minuten Fußweg weit, hatte einen Tannenbestand in unterschiedlichen Größen und die Bäumchen waren stets herrlich gewachsen. Aber Vater kam stets mit einer Tanne heim die erst durch sägen der Zweige und viel Baumschmuck akzeptabel wurde.
Er hatte wieder einmal sein berühmt berüchtigtes Schnäppchen gemacht. Ich sehe noch heute die hochgezogenen Brauen meiner Mutter der stets tadelnde Worte folgten.
Eingestielt und Lametta:
Bevor der Untersatz aber stand, die Kugeln, Kringel, Kerzen, Wunderkerzen und Lametta baumelten und ein silberner Vogel auf der Baumspitze saß verging stets eine ganze Weile.
Zum Glück waren die Großeltern angereist und beschäftigten uns Kinder bis um Kirchgang mit wunderbaren weihnachtlichen Geschichten. Gegen Abend wurde die Aufregung immer größer das Glöckchen bimmelte und läutete die Bescherung ein. Endlich öffnete sich die Tür zum Wohnzimmer und wir Kinder betrachteten unseren wunderschönen Tannenbaum.
Die Geschenke lagen unter unseren Bäumchen und leuchteten herrlich rot.
Aber nicht anfassen:
Freudig stürzten wir darauf los bis Vater uns ermahnte diese nicht anzufassen. Er hatte uns herrliche rote Skier gebastelt . Dank Opas Hilfe einem Schreinermeister waren diese wunderbar gelungen. Leider war die rote Farbe nicht rechtzeitig getrocknet und so konnten wir unser Geschenk nur auf Entfernung bewundern. Das war übrigens der Tag an dem so vieles nicht gelingen wollte.
Mutters Braten verkokelte (ihr erinnert euch?) und Opa hatte seinen Selbstgebrannten hunderte von Kilometern entfernt auf dem Küchentisch stehen lassen. Oma setzte sich am Abend noch auf ihre neue Brille und jammerte das ihr Optiker im beschaulichen Bad Oeynhausen nicht zur Hand war.
Die Bowle war es:
Dass die Bowle an diesen Missgeschick schuld war stritt sie natürlich ab.
So viel Aufregung:
Wir Kinder wurden aber noch unsere Gedichte los und sorgten für etwas Abwechslung und Stimmung. Wir retteten sozusagen die Festtagstimmung da bin ich sicher.
Am Morgen danach:
In der Nacht war frischer Schnee gefallen und der olle Schlitten sollte zu Hause bleiben.
Stolz trugen wir die neuen Skier unter dem Arm. Unsere Nachbarskinder staunten nicht schlecht als wir blitzschnell den ersten kleinen Hügel hinuntersausten. Aber warum grinsten denn alles so spitzbübisch?
Was für ein Krimi:
Blutrote Spuren im Schnee - ich glaube damals wurde der Tatort erfunden. Mit blutleeren Gesicht lag meine Schwester Erika mit den Schneebrettern in der Luft und rührte sich nicht.. Sie hatte sich kurz zu mir umgesehen und drehte einen wilden Schneewalzer. Alle Knochen heile rief sie mir endlich zu, na, wenigstens das.
Aber doof war das alles trotzdem.
Mit langen Gesichtern ging es heim:
Im Folgejahr lief alles besser für uns. Es gab Rollschuhe und Vater war nicht im Farbenrausch .Opa vergaß sein Schnäpschen nicht, Oma besaß eine zweite Brille und bei uns gab es Kartoffelsalat und Würstchen. Auch sonst war alles Lametta daheim. Nur die Familie unter uns wohnend litt sehr, denn die neuen Rollschuhe wurden in Wohnküche und Hausflur erst einmal getestet (und zwar so etwas von). Draußen lag hoch Schnee was sollten wir machen?
Anmerkung:
Keine Ahnung warum die Nachbarn später so knapp grüßten . Ich war immer recht leise mit meinen Rollschuhen wenn ich durch die Bude raste, ehrlich.
Autor:Gudrun - Anna Wirbitzky aus Bochum |
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