Denk daran.
Unter einen Berg schmutziger Kleider schlägt auch ein ❤ Herz
Es war vor wenigen Tagen und die Menschen hasteten durch die Innenstadt. Nur noch zwei Tage um die nötigen Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Bochum geht in den Lockdown es ist , Corona. In der Fußgängerzone sitzt ein älterer Herr sein Gesicht vom Leben gezeichnet. Spuren seines Lebens , das trauriger nicht sein konnte . Schmutzig waren Kleider, Haare und Haut . Abstand damit hatten die Menschen kein Problem ,ihm kam niemand gerne zu nahe. Ein Pappbecher stand vor ihm und wenn er Glück hatte warf ein Vorbeieilender ein paar Cent hinein.
Lockdown:
In zwei Tagen würde er vergeblich auf diese paar Cent warten und das Pfandgeld für gesammelte Flaschen gab es längst nicht mehr. Die Gabenzäune waren nicht mehr bestückt nur noch tropfende nasse Kleidung hing an ihnen .
Was sollte er mit nasser Kleidung ?
Die trug er doch schon - und fror entsetzlich dabei.
Gedanken:
Die meisten Menschen nahmen ihn einen Bettler eh nicht wahr. Für die meisten war er der Penner, der Verwahrloste der auf der Straße lebt. Er selbst sah sich nicht anders ,er war der ewige Verlierer. Das Leben war nicht fair zu ihm und nach dem Tod seiner Frau hatte er sich aufgegeben. Namenlos war er geworden, sein Zuhause und seine Arbeit hatte er schon verloren bevor er sich selbst verlor.
Gerade in einem Moment als er in Trübsal versank sprach ihn ein Mädel an. Grün waren ihre Haare gefärbt und ihr Gesicht trug manches Piercing. Er war schon gefasst auf verletzende Worte. Die Jugend war ihm schon oft herzlos begegnet. Einmal schlugen sie ihn sogar .
Dieses Mädchen aber schien es ehrlich zu meinen.
Sie bot ihn ein Essen , ein Bad und ein Dach über den Kopf. Heute Nacht sollte er einmal nicht in der Nacht frierend in irgend einen Hauseingang liegen. Er nahm das Angebot an -obwohl er sich recht unbehaglich fühlte - bei dem Gedanken einer Fremden zu vertrauen.
Vertrauen, das konnte er längst nicht mehr.
Dennoch mutig ging er mit ihr .
Die Aussicht auf eine warme Mahlzeit war mehr als verlockend.
Ein Bad würde ihm gut tun und eine Nacht in einem Bett davon träumte er schon lange.
In dieser Nacht schlief er so ruhig wie schon Jahre nicht mehr.
Am anderen Morgen:
Und so kam es das er am nächsten Tag blitzsauber an seiner alten Stelle in der Bochumer Fußgängerzone saß und wärmende Kleidung die besaß er nun auch. Er schaute in das Schaufenster der kleinen Passage und erkannte sich selbst nicht mehr. Das war er - so konnte er sein - so wollte er wieder sein. Jemand hatte an ihn geglaubt unter seinem Bündel schmutziger Kleidung erkannt das ein Herz darunter schlug. Er sah die Menschen an sich vorbeiziehen sah ihre hektische Betriebsamkeit vor allem aber sah er unzufriedene Gesichter hinter den Masken in Covid-19 Zeiten.
Die Grüne hatte ihn einen Geldschein in die wärmende Jacke gesteckt und einige Masken. Er solle nicht so ungeschützt unterwegs sein .
Plötzlich ging ihm etwas durch den Kopf ,vielleicht sollte er seine Tochter anrufen. Jahrelang hatte er sie nicht gesehen .
Wie es ihr wohl geht ? Ihre letzten Worte, Papa komm heim die trägt er noch heute in sich .
Vielleicht könnte er in sein altes Leben zurück .
Vielleicht ...
Er fühlte es könnte gelingen.
Er dachte an die Grüne die von einem Tag zum anderen sein Leben verändert hatte.
Sie hatte etwas in ihn gesehen, was längst verloren schien.
Sie sah den Menschen in ihm ...
Einen Menschen versteckt unter einem Berg schmutziger Kleider.
Autor:Gudrun - Anna Wirbitzky aus Bochum |
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