Früher einmal
Meine schönste Adventserinnerung obwohl sie traurig begann
Bitterkalt war es, die Fensterscheiben zeigten erste Eisblumen und ich stand davor und hielt Ausschau nach meinen Vater. Längst wollte er zu Hause sein, um mit uns Kindern den ersten Advent zu feiern.
Doch er kam nicht heim, es wurde später und später.
Mutter schaute unruhig auf die Uhr, es gab kein Telefon, kein Smartphone, es gab nur eins, ,,Warten".
So schlich Stunde um Stunde dahin. Kein Licht wurde am Adventskranz angemacht, kein Lied wurde gesungen...
Mutter schickte uns Kinder zu Bett und versicherte, dass wir am anderen Tag eine Kerze zünden werden, alle gemeinsam.
Sie brachte die Worte stockend heraus, weil wenn die Sorgen kamen, hatte sie immer diesen Kloß im Hals.
Ich war ein ,,Vati Kind" und wurde an diesem Tag das erste Mal so richtig von ihm enttäuscht.
Nie mehr wollte ich mit Vati sprechen, so viel war klar.
In dieser Nacht schlief ich schlecht und wurde mitten in der Nacht wach.
Es war lärmig und Mutti schluchzte laut.
Ich schaute durch den Türspalt und sah wie Vati ein kleines schlafendes Mädchen in den Armen hielt.
Da war sie plötzlich, eine kindliche Eifersucht. Dicke Tränen kullerten über mein Gesicht.
Mutter, das ist Klara, hörte ich meinen Vater sagen, ihre Mutter ist schwer krank und ihr Mann möchte gerne bei ihr sein, falls es mit ihr zu Ende geht.
Er weiß nicht, wohin mit der Kleinen und es ist doch bald Weihnachten, bitte.
So kam es das Klara bei uns für eine Weile einzog.
Während der ganzen Adventszeit war das kleine Mädchen unglaublich tapfer.
In der Nacht aber hörte ich oft ein trauriges Weinen.
Klara verbrachte das Weihnachtsfest bei uns und ihr Vater überraschte uns am Heiligenabend mit der Nachricht das seine Frau aus dem Koma erwacht sei.
Ich habe noch nie so viele glückliche Gesichter gesehen.
Es kam so viel Freude in unsere kleine Wohnstube, wir tobten und sangen und freuten uns, das alles gut würde.
Vielleicht hatten meine kindlichen, abendlichen Gebete doch etwas bewirkt.
Ganz plötzlich und wild prallten die Schneeflocken an unsere Fensterscheiben und wir alle wussten, das war ein Zeichen von Klaras Mutter.
Sie wollte uns sicher sagen: "Ich will Leben."
Es hat noch lange gedauert,bis Klaras Mutter gesund wurde.
Jahrzehnte später erfuhr ich, das sie recht betagt mit beinahe Neunzig, starb.
Manchmal frage ich mich allerdings heute noch, was aus Klara geworden ist.
Ob sie auch noch an unsere gemeinsame Weihnachtszeit denkt? Mir schwirrt Klara immer in der Adventszeit im Kopf herum und ich denke an ein Weihnachten das so ganz anders war,so still,voller Hoffnung und Liebe.
Anmerkung:
Ort des Geschehens :
Bochum-Bergen
Dort verbrachte ich die schönste Zeit meiner Kindertage.
Autor:Gudrun - Anna Wirbitzky aus Bochum |
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