Kommt zusammen

Künstler verschönern eine Mauer im Bochumer Westpark

Projekt "Soziale Zukunft" nutzt 700. Geburtstag für Kunstaktion Nun ist die Mauer an der Erzbahnschwinge mit bunten Statements versehen. Initiiert worden ist dies von der Organisation Soziale Zukunft. Anlass ist der 700. Geburtstag von Bochum.

Eigentlich sollte das Kongress-Festival Soziale Zukunft bereits im vergangenen Jahr in der Jahrhunderthalle stattfinden. Doch aus bekannten Gründen ist dieses auf den 17. bis 20. Juni dieses Jahres verschoben worden. Auch dieser Termin ist nun abgesagt worden. Hiervon hat sich Philipp Unger dennoch nicht abhalten lassen, eine Aktion ins Leben zu rufen.

Mit der #Jahrhundertbrücke entsteht nahe der Erzbahnschwinge im Westpark die bunte Mauer mit Statements zu Frieden und sozialer Zukunft. Die Brücke ist nun in Zusammenarbeit mit Bochum Marketing realisiert worden.

Künstler kommen mit Passanten im Westpark ins Gespräch

„Dafür sprechen wir mit Parkbesuchern. Manchmal dauert es, bis wir ihr Statement herausgefiltert haben“, erzählt Initiator Philipp Unger. Der Bochumer findet die Aktion dennoch passend zum 700. Geburtstag. „Wir wollten den Geburtstag ja mit dem Sozial-Kongress feiern. Aber das geht ja nicht.“ So hat Unger die Künstler Gabor Doleviczényi, Gigi Propaganda und Felix Seeger eingeladen, gemeinsam mit den Bürgern die Wand an der Treppe zu gestalten.

Das Quartett kennt sich schon länger und hat bereits an einem ähnlichen Projekt in Essen zusammengearbeitet. Die Chemie habe gestimmt, so ist auch die Idee für Bochum entstanden. „Wir haben hier eine Brutstätte für neue Ideen“, erzählt Propaganda, der wie alle teilnehmenden Künstler eine Leidenschaft für Typografie hat.

Mit Sprühdose und Pinsel entstehen Schriftzüge

Das Medium ist in den meisten Fällen die Sprühdose. Manchmal werde zu Pinsel und Farbe gegriffen, wenn es passt. Doleviczényi ergänzt: „So kann aus dem Wort 'Mehr' auch 'Meer' werden. Dabei spielen wir mit der Schrift. Was am Ende dabei herauskommt, ist intuitiv. Aus dem Bauch heraus.“ Man spiele mit der Typografie. Wichtig ist den Künstlern dabei, dass es nichts mit der amerikanischen Graffiti-Szene zu tun hat.

Beim Betrachten des Gesamtkunstwerkes muss sich jeder Betrachter seine eigenen Gedanken machen, sich damit beschäftigen. Oftmals sind die Statements nicht als einzelne sofort erkennbar, sondern der Betrachter muss genau hinschauen. „Manchmal entsteht sogar ein neues Wort. Aus 'Akzeptanz' wird dann 'Akzep Tanz'“, erklärt Propaganda. Dadurch entsteht ein Gesamtkunstwerk.
Doch so ganz ohne Werbung geht es nicht.

Eingeladen, sich zu engagieren

„Dadurch, dass ich die Flyer gestaltet habe, wurde ich auch eingeladen, hier mitzumachen“, erzählt Seeger. Er hilft bei der Umsetzung des Projektes. Dem 39-Jährigen gefalle es besonders, dass sich die Menschen hier kreativ austoben können.

Viele Menschen haben sich laut Unger auf das Projekt eingelassen und mitgewirkt. „Es ist ein Prozess, auf den man differenziert schauen muss“, so Unger weiter. Man müsse hier auch die Geschichte der Stadt im Blick haben. „Hier auf dem Gelände gibt es 350 Schachtzeichenfahnen, die alle eine Zeche symbolisieren.“

Somit ist der Westpark ein willkommener Ort für die Kunstszene. „Die Westpark-Szene kennt sich und kommt schnell ins Gespräch“, sagt Unger abschließend. "Frei" - dieses Wort hat für alle Künstler eine große Bedeutung. Hier zieht Daniel Melches die Konturen des Wortes.