„Ich habe eine neue Familie“
Gabriel dos Santos da Silva Backwinkel ist Pfleger mit Herz

Beate Bissi, Doris Weber, Gabriel dos Santos da Silva Backwinkel und Michaela Hüser haben eine enge Beziehung zueinander.  | Foto: Jenny Musall
  • Beate Bissi, Doris Weber, Gabriel dos Santos da Silva Backwinkel und Michaela Hüser haben eine enge Beziehung zueinander.
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Für Brasilianer gehört die Pflege alter Angehöriger dazu. So hat Gabriel dos Santos da Silva Backwinkel in seiner Wahlheimat Bochum auf Umwegen seine Berufung gefunden. Er arbeitet in der Tagespflege am Rosenberg.

Sich Zeit nehmen ist Gabriel dos Santos da Silva Backwinkel wichtig. Dabei achtet der Pfleger darauf, seinen Patienten gerecht zu werden. Auch für das Ehepaar Weber aus Bochum ist der junge Brasilianer in schweren Zeiten eine Stütze gewesen. Deshalb wusste Doris Weber sofort, als sie unseren Aufruf las, dass sie ihn als "Pfleger mit Herz" vorschlagen würde.
„In Brasilien ist es traditionell so, dass hilfsbedürftige Menschen von ihrer Familie gepflegt werden“, sagt Gabriel dos Santos da Silva Backwinkel. Er habe daher wenig Berührungsängste mit Senioren gehabt.
Bis Backwinkel aber seine Bestimmung gefunden hat, dauerte es lange. „Ich habe in Brasilien Design studiert und habe hier Austauschsemester an der RUB gemacht“, erzählt der 24-Jährige. „Aber nur am Computer zu sitzen und E-Mails beantworten hat keinen Spaß gemacht. Ich wollte etwas mit Menschen machen.“
Durch einen Freund ist es zu einem Praktikum in der Pflege mit anschließender Ausbildung in der Altenpflege gekommen. Zuerst war der junge Brasilianer in einer stationären Einrichtung, später zwischenzeitlich auch in der Berliner Charité. „Die Menschen in Bochum hier sind uns Brasilianern ähnlich. Sie sind offen und herzlich“, begründet der Wahl-Bochumer seine Rückkehr aus der Hauptstadt.
So ist der Kontakt zur Tagespflege Am Rosenberg entstanden, wo Backwinkel seine Ausbildung nach dem ersten Lehrjahr fortgesetzt hat. Zu dieser Zeit hat er das Ehepaar Weber kennengelernt. Albert Weber, der inzwischen verstorben ist, war zu diesem Zeitpunkt bereits dement, saß im Rollstuhl. Schnell stellte sich heraus, dass Albert Weber auf den jungen Brasilianer positiv reagierte. „Mein Mann hat auf die Stimme von Gabriel reagiert, bei anderen Pflegern nicht“, sagt Doris Weber. So sei schnell ein Vertrauensverhältnis entstanden. Als Doris Weber sich in diesem Jahr wegen zweier Operationen nicht zu Hause um ihren Mann kümmern konnte, ist Backwinkel eingesprungen. „Wir haben da alles möglich gemacht, dass das klappt“, erinnert sich Pflegedienstleiterin Michaela Hüser. So sei es möglich gewesen, dass der Pfleger nach dem Dienst in der Tagespflege gemeinsam mit Albert Weber über Nacht in dessen Haus bleiben konnte.
„Gabriel hat die Ruhe weg und kann sich gut organisieren“, lobt Beate Bissi, stellvertretende Pflegedienstleitung, die den Brasilianer während seiner Ausbildung begleitet hat. „Er nimmt sich die Zeit für die Patienten und geht auf sie ein.“ Trotz all der Belastungen im Alltag kann sich der 24-Jährige keinen anderen Beruf vorstellen. „Ich habe hier meine zweite Familie gefunden.“

Autor:

Jenny Musall aus Bochum

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