Kindheitserinnerungen
Die Sache mit dem Kirschbaum
Einmal, (oder mehr ) als die Bäume unseren Garten mit rosafarbenen Blütenkronen schmückte, schlief ich auf unserem Bänkchen darunter ein ( eine Leidenschaft von mir ). Es geschah gegen Abend zu einer Stunde, in der das Abendrot vom Himmel wie ein großes Feuer wirkte. Den ganzen Tag hatte ich im Grünen verbracht. Ich war immer hungrig nach Geschichten und verschlang meine Bücher förmlich und zwar genau dort. An diesem Tag war das Buch meinen kindlichen Händen entglitten und ich erträumte mir das Ende einfach selbst.
Nein, der Kirschbaum war es.
Er der Baum der sich heftig bewegte - mächtig neigten sich seine Zweige in den aufkommenden Wind. Es sah aus als tanzten die vom Baum rieselnden Blütenblätter und mittendrin tanzte ich . Ich tanzte und tanzte und sang dabei. Wie verzaubert, märchenhaft und geheimnisvoll sah unser kleiner Garten aus. Ich glaube mein Freund der Baum erzählte mir stets Geschichten die mich ins Land der Träume schickten.
Warum sollte es nicht so sein?
Oder war es die Fantasie eines kleinen Mädchens?
Später :
Ich erwachte am frühen Morgen, Wolken zogen über den Himmel des späten Sommers.
Späten Sommers?
Ich blickte zum Kirschbaum hoch - volle pralle Kirschen ließen seine Äste schwer herabhängen. Da stand ich Kind nun die Hände gehoben inmitten der grünen Gartenwiese. Gerade einmal Groß genug um die unteren Zweige zu erreichen.
Die Kirschen sprachen:
,,Hier bin ich gewachsen. Aus einer winzigen Blüte bin ich entstanden." Zuerst war ich eine klitzekleine Kirsche wie ein Pünktchen und jetzt bin ich groß und rot und meine Haut glänzt so schön in der Sonne."
Probiere mich einmal, schmecke ich nicht ganz besonders ?
Rückblick:
Ich sehe mich mit verschmierten vollen Mündchen - meine Lippen voller roten Saft und mit leuchtenden Augen. "Blaue Augen" von denen Großmutter immer sagte sie glichen einem Bergsee. Ich genoss die süßen Früchte und spuckte die Kerne weit weg. Ich sah wie ein paar Vögel die Kerne aufpickten an denen noch Fruchtfleisch hing. Später kam ein ganzer Schwarm scheinbar hungriger Vögel sie flogen um den Baum herum und schnappten sich nach und nach die schönsten Kirschen. Enttäuscht schaute ich ihnen zu. Morgen schon würde mein geliebter Kirschbaum keine Früchte mehr tragen. Diese Früchte die so wunderbar im Sonnenlicht leuchteten. Ich umarmte meinen Baum als würde ich ihn verlieren.
Plötzlich :
Lautes mütterliches Rufen nahte, das "Bellen" von Flocki unserem Nachbarhund erkannte ich ebenso.
Schon wieder...
Wieder einmal unter dem Kirschbaum eingeschlafen wie in jedem Jahr. Warum mir das seit Kindesbeinen passiert ich weiß es nicht. Wenn die rosa Blütenkronen fallen zieht es mich magisch zu Kirschbäumen hin. Für mein Leben gern setze ich mich unter einem Baum- lehne mich an seinen Stamm - und döse ein. Immer in der Hoffnung mich an meine Kindheit zu erinnern als der Kirschbaum mein Lieblingsplatz war. In der Hand halte ich natürlich ein Buch. Wer weiß ob der Kirschbaum nicht wieder ein Happy End für mich bereit hält.
Anmerkung:
Ich muss das dringend wieder einmal versuchen.
Ich lege mich unter einen Kirschbaum und träume mich einfach zurück zu meinen Kindertagen.
Ach,ja.
Autor:Gudrun - Anna Wirbitzky aus Bochum |
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