Das Erwachen der Heulsuse
Star Wars und die Fortsetzung, die keine ist
Mannchmal muss ich mich einfach aufregen. Wo das HB-Männchen zur Fluppe greift, schreibe ich meinen Unmut lieber raus… ;-)
Star Wars bricht alle Rekorde – wieso bloß? Lange durfte ich warten, bis ich die siebte Episode sehen durfte. Star-Wars-Fans und solche, die es werden wollen, stürzen sich blindlings in die Kinosäle wie Stormtrooper in jede noch so aussichtslose Schlacht. Die Kinogänger sind das Kanonenfutter für Besucherrekorde, die es zu brechen gilt. Nicht mehr lange, dann soll der neue Star-Wars-Teil der erfolgreichste Film aller Zeiten sein. Dabei hinterlässt sein Besuch den faden Begeschmack eines doppelt aufgebrühten Kaffees.
Das könnte übrigens daran liegen, dass es sich bei der pseudo-epischen Schlacht mitnichten um ein neues cineastisches Kunstwerk handelt, wie es sich viele Fans gewünscht haben. Es ist die Neuverfilmung des wahren ersten Star-Wars-Films – der Episode IV.
Nein, es ist nicht alles schlecht an dem Erwachen der Macht. Der Film ist Popcorn-Kino. Sogar gutes.
Laserschwert und Lichtgeschwindigkeit. Pathos und Prügel. Raumschiffe und Roboter. Es Erwacht alles zum Leben, was zu einem gelungenen Action-Streifen gehört – nur eben nicht mit Macht, sondern eher seicht. Episode IV bis VI haben Maßstäbe gesetzt und einen Kult etabliert. Über Episode I bis III breiten wir lieber gnädig den Mantel des Schweigens und Vergessens. Die ursprünglichen Filme haben den epischen Kampf von Gut gegen Böse in den Weltraum katapultiert. Garniert hat Steven Spielberg das mit Special Effects vom Feinsten. So etwas hat es vorher noch nie gegeben. Kein Wunder, dass Star Wars immer noch eine riesige Fangemeinde hat. Und die Kuh galt es natürlich zu melken.
1999 sollte die ersten drei Teile der Saga den Mythos zum neuen Leben erwecken. Netter Versuch. Mit einem grenzdebilen Jar Jar Binks, der wie eine richtig stumpfe Version von Disneys Vorzeige-Trottel Goofy daher kam, war natürlich nicht viel zu holen. Wo Goofy sympathisch ist, war Dings-Binks einfach nervig. Ein schlecht geschminkter Bösewicht konnte das Ruder natürlich nicht herumreißen. Nein, ein doppelt so langes Lichtschwert macht einen Bösewicht eben nicht doppelt so cool. Kinderschminke und Ziegenhörner machen ihn hingegen doppelt so doof. Ach ja, wer sich nicht mehr an Darth Maul erinnern kann: http://jedipedia.wikia.com/wiki/Darth_Maul
Da die Star-Wars-Macher mit dem Versuch, mal was Neues abzuliefern, viel Schelte geerntet haben, gießen sie jetzt lieber alten Kaffee neu auf. Eine Waise in der Wüste trifft einen possierlichen Roboter. Und plötzlich gerät das Leben aus den Fugen. Sie gerät in eine gigantische Schlacht zwischen dem Imperium und Rebellen. Dabei gerät sie an einen herrlich rüpeligen Weltraumhaudegen und seinen pelzigen Kompagnon, fliegt mit dem schnellsten Haufen Weltraumschrott der Galaxis durch die Gegend, findet einen froschähnlichen Mentor und muss sich mit einem maskierten Schurken herumplagen. Letzterer erhält seine Befehle von einem verschrobenen Mega-Misanthtropen. Um so richtig Drama reinzubringen, meuchelt der Maskierte auch noch einen väterlichen Freund dahin. So lässt sich die Handlung von Episode IV ganz gut beschreiben. Leider auch die von Episode VII. Die Handlung ist alt und die Effekte sind nett, aber nicht neu. Dazu kommen Ungereimtheiten, die wenigstens dafür sorgen, dass man über Logikfehler lästern kann. Dazu gehören unter anderem scheinbar nicht vorhandene Gesetze der Physik: https://www.docma.info/blog/star-wars-gegen-die-physik
Fachsimpelei auf Nerd-Niveau ist seit der Big Bang Theory zum Glück salonfähig. Also fangen wir an: Wie konnte das Imperium, pardon “Die Erste Ordnung”, vor den Augen der Republik eine Monster-Waffe in Planetengröße bauen, ohne das vielleicht mal jemand freundlich nachfragt, wofür die denn gut sein soll? Warum hat dieser merkwürdige Stormtrooper – ich bitte erneut um Verzeihung, denn er ist ja jetzt ein Sturmtruppler – im Kampf mit Finn diesen abgefahrenen Schlagstock? Die anderen müssen sich doch schließlich auch damit begnügen, mit ihren Lasergewehren immer am Feind vorbei zu schießen. Und warum ist es denn so schwierig, Luke “die Heulsuse” Skywalker zu finden? Der gut vermarktbare Knuddel-Roboter BB-8 hat eine Karte, auf der ein guter Teil der Reiseroute des verschollenen Schmuse-Jedis steckt. Garniert ist das alles mit einem satten Haufen Sternen. Und das soll in einer Welt, in der Raumschiffe mit Lichtgeschwindigkeit durchs All bügeln und künstliche Intelligenzen existieren, nicht reichen, um einen Standort zu bestimmen? Also bitte… “Zum Glück” erwacht R2-D2 aus seinem Dornröschen-Schlaf, so dass Luke doch noch gefunden wird. Und wiederum “zum Glück” fliegt Rey auf einem riesigen Planeten genau den Quadratmeter Land an, auf dem sich Luke zum Jammern niedergelassen hat. So kann der Jedi mit dem wässrigen Hundeblick in Episode VIII tüchtig mitmischen. Wer jetzt schon wissen will, wie es dann weitergeht, für den gibt es einen Tipp: Schau dir einfach Episode V an…
Autor:Konstantin Fischer aus Bochum |
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