Junges Ensemble zeigt Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ im Rottstr5-Theater
Zwischen Schein und Sein

In "Die Physiker" ist nichts so, wie es scheint. | Foto: Schnorrbusch
  • In "Die Physiker" ist nichts so, wie es scheint.
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„Es ist unglaublich schön, ein Stück wie 'Die Physiker' vor Publikum präsentieren zu können“, erzählt die Schauspielerin Dyana Krupezki, Mitglied von „young'n'rotten“, dem jungen Ensemble des Rottstr5-Theaters. Wie viele ihrer Mitstreiter bewirbt sie sich um die Aufnahme an einer Schauspielschule.

Durch Gespräche mit anderen Bewerbern weiß sie: „Nicht alle haben die Möglichkeit, wie hier an der Rottstraße unter realen Theaterbedingungen zu arbeiten – das ist wirklich ein Geschenk. Die Vorsprechphase kann sich hinziehen. Bei 'young'n'rotten' lerne ich sehr viel.“
Seit nunmehr zehn Jahren bietet das junge Ensemble Nachwuchsschauspielern die Möglichkeit, unter realen Bedingungen der freien Theaterszene Inszenierungen zu erarbeiten. Einige der früheren Teilnehmer absolvieren mittlerweile eine Schauspielausbildung. „Anders als bei den Jugendclubs vieler Theater gehen die 'young'n'rotten' Produktionen tatsächlich in das Repertoire des Hauses ein“, verweist Simon Krämer, im Theater unter den Gleisen für Licht und Sound zuständig, auf eine weitere Besonderheit. „'Trainspotting'“, erinnert er sich, „ist besonders lange gelaufen.“

Konstanz schaffen

Bislang ist „young'n'rotten“ von verschiedenen Regisseuren betreut worden. Nun hat Matthias Hecht, den Bochumern bislang vor allem als Schauspieler bekannt, die Leitung des ambitionierten Unternehmens übernommen. Er wird an dem Konzept, jährlich ein Stück – bisher kamen Werke wie „Hexenjagd“, „Clockwork Orange“ und „Frankenstein“ auf die Bühne – zu inszenieren, fest, hat aber auch neue Ideen: „Ich könnte mir gut vorstellen, aus den Vorsprechrollen der Teilnehmer einen Monolog-Abend zu entwickeln. Außerdem ist eine Workshop-Reihe vorgesehen. Was sich im Einzelnen umsetzen lässt, hängt allerdings auch immer davon ab, welche Fördermittel wir erhalten.“
Für Schauspielerin Nina Karsten ist eins bei „young'n'rotten“ besonders entscheidend: „Wir bekommen hier die Gelegenheit, regelmäßig an unseren Rollen zu arbeiten.“ Bei einem so komplexen Bühnenwerk wie Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“, das längst seinen Platz im Kanon der modernen Klassiker gefunden hat, ist das natürlich besonders entscheidend. „Die Komik“, erklärt Dyana Krupezki die Eigenheit dieses Dramas, „entsteht gerade aus der Ernsthaftigkeit.“ Ihre Kollegin Selina Liebert, die schon an mehreren „young'n'rotten“-Produktionen beteiligt war, ergänzt: „Die Zuschauer lachen oft an Stellen, von denen ich nicht wusste, dass sie lustig sind.“

Verschiedene Blickwinkel

Von den sieben beteiligten Schauspielern spielen fünf gleich mehre Rollen. „Dadurch sehen wir die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Zeit zum Umziehen ist allerdings zum Teil sehr eng getaktet“, erklärt Nina Karsten. Die Probenarbeit hat etwa fünf Wochen in Anspruch genommen. „Wir haben jeden Tag geprobt, meist vormittags und abends“, gibt Regisseur Matthias Hecht Einblick in den Theateralltag, „das ist natürlich viel Arbeit, macht aber auch Spaß.“
Wesentlich zur Wirkung der Inszenierung trägt die geschickte Nutzung des Raums bei. „Der ist sehr atmosphärisch“, sagt Licht- und Sounddesigner Simon Krämer und ergänzt, „das schafft Raum für permanente Überraschungen.“ Schließlich ist in „Die Physiker“ kaum jemand, wer er vorgibt zu sein. Durch Folien werden auf der Bühne Spiegelungen erzeugt – einfach, aber wirkungsvoll.
Dass die Produktionen von „young'n'rotten“ anderen Arbeiten an der Rottstraße gleichgestellt sind, zeigt sich auch an der Anzahl der Regieassistentinnen: Anika Anders, Verena Scheiermann und Larissa Keuntje sorgen dafür, dass alles rundläuft. „Wir haben das Bühnenbild gemeinsam entwickelt und die Paravents gebaut“, erinnert sich Larissa Keuntje. Schauspielerin Nina Karsten weiß die Arbeit der Assistentinnen aber auch noch aus ganz anderen Gründen zu schätzen: „Die drei sind durch Job und Studium ohnehin stark eingebunden, engagieren sich aber für unsere Produktion, indem sie zum Beispiel dafür sorgen, dass die richtigen Kostüme bereitliegen.“
So können sich die Schauspieler ganz auf ihre Arbeit konzentrieren. „Vor Publikum zu spielen“, sagt Dyana Krupezki, „ist immer aufregend. Man entdeckt dabei immer neue Stränge in der Geschichte.“

Termine
„Die Physiker“ ist am Sonntag, 15. Dezember, wieder im Rottstr5-Theater zu sehen. Diese Vorstellung ist allerdings bereits ausverkauft.
Karten gibt es derzeit noch für die Aufführungen am Freitag, 17. Januar, und am Freitag, 14. Februar. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.
Reservierungen unter Tel.: 0163-7615071.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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