Der Bochumer Krimiautor Arne Dessaul legt mit „Tödlicher Halt“ seinen vierten Kriminalroman vor
Zwischen Bochum und Wolfenbüttel
„Mein neuer Kriminalroman 'Tödlicher Halt' hat durchaus eine politische Botschaft“, erklärt der in Bochum ansässige Autor Arne Dessaul. Der neue Krimi ist bereits der vierte Roman um Kommissar Helmut Jordan. „'Tödlicher Halt“, sagt Dessaul über sein Buch, das im Juni erschienen ist, „ist allerdings deutlich ernster als seine Vorgänger.“
Vor drei Jahren ist der Autor mit „Trittbrettmörder“ erstmals in Erscheinung getreten und hat mit Helmut Jordan einen Ermittler geschaffen, der einen Rezensenten an einen Beamten erinnert, den viele immer noch vermissen: Heinz Haferkamp, den Essener „Tatort“-Kommissar, den Hansjörg Felmy von 1974 bis 1980 verkörperte. Dessaul kann mit diesem Vergleich gut leben: „Helmut Jordan ist wie Haferkamp ein korrekt-sachlicher Typ, der für Gerechtigkeit einsteht – auch wenn das im Einzelfall bedeutet, einen Täter laufen zu lassen.“
In „Tödlicher Halt“ verfolgt Jordan zwei junge Männer, die in eine blutige Auseinandersetzung mit Rechtsradikalen geraten sind und für die er gewisse Sympathien hegt. Angesiedelt ist die Handlung 1992 – im Jahr nach den Ausschreitungen von Hoyerswerda. Arne Dessaul erinnert sich an diese Zeit: „Ich habe damals schon in Bochum studiert, bin aber noch regelmäßig zu meiner Familie im Kreis Wolfenbüttel gefahren. An der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze traten damals vermehrt Skinheads und Neonazis in Erscheinung – Neonazis sind diese Menschen zum Teil heute noch, wenn auch keine Skinheads mehr. Ich habe schon vor längerer Zeit die Handlung skizziert, die ich jetzt in 'Tödlicher Halt' ausgearbeitet habe. Durch den Aufstieg von Identitären und AfD hat das Thema für mich eine ganz neue Dringlichkeit bekommen. Zu denken ist in diesem Zusammenhang auch an den Mord an Walter Lübcke in Kassel.“
Dem Täter auf der Spur
Mit „Trittbrettmörder“ und den Nachfolgern „Bauernjäger“ und „50“ hat Dessaul klassische „Wer war's?“-Krimis geschaffen, die das bekannte Muster allerdings zum Teil durch die Einbeziehung der Täterperspektive variieren. In „Tödlicher Halt“ kennt der Leser die beiden Täter von Beginn an. Zudem ist „Tödlicher Halt“ innerhalb der Jordan-Reihe ein Prequel: Während „Trittbrettmörder“, „Bauernjäger“ und „50“ in schneller Folge zwischen 2013 und 2015 spielen, geht der vierte Roman mehr als 20 Jahre in der Zeit zurück. Helmut Jordan ist noch nicht zum Hauptkommissar aufgestiegen, seine Ehefrau Marianne lebt noch und die beiden Söhne sind noch klein.
Einen leichteren Ton schlägt Dessaul in „50“ an, das während der Feierlichkeiten zum 50. Gründungsjubiläum an der Ruhr-Universität im Jahr 2015 spielt. Dessaul selbst hat an der RUB Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert und ist heute Chef vom Dienst der Online-Redaktion im Dezernat Hochschulkommunikation. Schon bei „Trittbrettmörder“ spielt ein Teil der Handlung in Bochum, während der Kreis Wolfenbüttel wie in „Bauernjäger“ und „Tödlicher Halt“ Hauptschauplatz ist.
Mit „50“ endete die Zusammenarbeit mit dem Gmeiner-Verlag, bei dem Dessaul mit „Trittbrettmörder“ einen Erfolg landen konnte. „Der Roman war mit 4.000 verkauften Exemplaren zwar kein Bestseller, aber hat sich für einen Erstling doch recht gut verkauft. 'Bauernjäger' ist dann leider hinter den Verkaufserwartungen zurückgeblieben. Von der Grundidee zu '50' war der Gmeiner-Verlag nicht überzeugt. Ich habe mich dann entschlossen, '50' und 'Tödlicher Halt' als Self-Publisher auf den Markt zu bringen“, gibt der Autor Einblick.
Lieblingsbücher
Sein persönlicher Liebling unter seinen Jordan-Romanen ist „Bauernjäger“. Der sorgsam komponierte Roman verschränkt zwei Zeitebenen und kommt aus 40 Jahren Zeitabstand der Lösung eines Kriminalfalls aus dem Jahre 1974 auf die Spur – und entdeckt noch ein zweites Verbrechen. Dessaul, in Wolfenbüttel geboren und im nahen Winnigstedt aufgewachsen, erzählt: „Der Mord an Heinz Schrader passiert auf dem Weg, den ich immer zur Grundschule gegangen bin.“
Das Wolfenbütteler Gymnasium am Schloss ist Dreh- und Angelpunkt des Erstlings „Trittbrettmörder“. Der Roman spielt mit Bezügen zu Agatha Christies „Die Morde des Herrn ABC“. „Auch zu Fred Vargas sind Bezüge zu finden“, verrät Dessaul. In der Schule hat er zwar Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“ gelesen, sein Interesse an Kriminalromanen wurde jedoch erst während seiner Bundeswehrzeit geweckt: „Im Fernsehen habe ich auch vorher gern Krimis wie 'Columbo' und 'Der Kommissar' gesehen, aber als ich bei der Bundeswehr war, habe ich dann Klassiker wie Agatha Christie und Raymond Chandler für mich entdeckt.“
Das Interesse an Kriminalliteratur hat seitdem angehalten: „Ich mochte die ersten Bücher von Donna Leon und war lange Zeit auch von Fred Vargas begeistert. In ihren letzten Romanen hat der Mystizismus meiner Meinung nach allerdings überhandgenommen.“ Auch Henning Mankells Wallander-Krimis und den einen oder anderen Roman von Hakan Nesser habe er mit Begeisterung gelesen. Auch Simon Beckett und Volker Kutscher schätzt er.
Kontakt zum Publikum
Auch wenn Helmut Jordan durchaus schon seine Fangemeinde habe, ist es Arne Dessauls Ziel, seinen Ermittler noch bekannter zu machen. „Ich weiß aber noch nicht, wie die Reihe weitergehen soll und ob ich vielleicht noch einmal den Schauplatz wechsle“, dämpft Dessaul die Hoffnung auf ein schnelles Erscheinen des fünften Romans. Vom Beginn des Schreibprozesses bis zum Erscheinen des Buches könnten im Übrigen zweieinhalb Jahre oder mehr vergehen.
Dass heißt jedoch nicht, dass Dessaul in nächster Zeit nicht als Autor in Erscheinung tritt: Anfang Oktober ist eine Lesung im Blue Square in der Innenstadt geplant; im November ist der Autor bei den Naturfreunden Dahlhausen-Linden zu Gast.
Die Bücher
Trittbrettmörder. Helmut Jordans erster Fall, Gmeiner-Verlag, ISBN: 978-3-8392-1948-5.
Bauernjäger. Helmut Jordans zweiter Fall, Gmeiner-Verlag, ISBN: 978-3-8392-2107-5.
50. Helmut Jordans dritter Fall, epubli, ISBN: 9783746754833.
Tödlicher Halt. Helmut Jordan ermittelt, BoD, ISBN: 9783734797279.
Termine
- In der Reihe „Ruhrliteraten im Quadrat“ lesen Arne Dessaul, Klaus Märkert und Uwe Wittenfeld unter dem Motto „Krimi trifft Satire“ am Freitag, 4. Oktober, um 18 Uhr im Blue Square, Kortumstraße 90. Dessaul wird seinen neuesten Roman „Tödlicher Halt“ präsentieren.
- Unter dem Motto „... auf der Suche nach dem Täter“ gestaltet Arne Dessaul am Mittwoch, 6. November, um 19 Uhr eine Krimi-Lesung bei den Naturfreunden Dahlhausen-Linden, Dr.-C.-Otto-Straße 5. Der Autor wird unter anderem aus „Tödlicher Halt“ lesen.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.