„Zwei Figuren und drei Schauspieler“: Nachwuchsregisseurin Selina Girschweiler wählt am Rottstr5-Theater einen ungewöhnlichen Zugriff auf Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“

Johan und Marianne trennen sich - und kommen doch nicht voneinander los. | Foto: Rottstr5-Theater
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„Ich habe Ingmar Bergmans 'Szenen einer Ehe' sehr viele Male gesehen“, erzählt Selina Girschweiler, Studentin für Regie an der Folkwang Universität der Künste, die schon seit Längerem mit dem Rottstr5-Theater zusammenarbeitet. Im Theater unter den Gleisen bringt sie nun ihre eigene Fassung des Stoffes, basierend auf Bergmans Drehbuch, zur Aufführung, nachdem ihr Kommilitone Remo Philipp bereits im Sommer 2017 „Howie the Rookie“ inszeniert hat.

Girschweiler verrät: „Das ist das letzte Projekt vor meiner Abschlussarbeit. Ich stamme aus der Schweiz und bin vor drei Jahren ins Ruhrgebiet gekommen.“ - Und warum hat sie sich nun entschieden, Bergmans Klassiker aus dem Jahr 1973 an der Rottstraße auf die Bühne zu bringen? „Ich bin – allerdings erst seit Neuerem – Ingmar-Bergman-Fan. Letztlich war es dann eine Bauchentscheidung, dem Rottstr5-Team 'Szenen einer Ehe' vorzuschlagen. Entscheidend war für mich, was in dieses Theater, das ja häufiger Filmstoffe auf die Bühne bringt, passen könnte.“

Eine eigene Bühnenfassung

Der Stoff ist bereits häufiger für das Theater bearbeitet worden; Bergman selbst inszenierte ihn 1981 am Münchner Residenztheater. Selina Girschweiler erinnert sich: „Ich habe 'Szenen einer Ehe' in der Regie von Jan Bosse gesehen, der das Stück am Schauspiel Stuttgart inszeniert hat.“ - Bei einem bereits relativ häufig bearbeiteten Stoff stellte sich natürlich die Frage nach einem geeigneten eigenen Zugriff: „Ich habe zwei Fassungen gelesen, in denen mir aber zu viel aufgefüllt war, was im Film offen bleibt. Ich wollte meinen eigenen Ton finden.“
„Szenen einer Ehe“ ist die Geschichte des Paares Johan und Marianne – im Film gespielt von Liv Ullmann und Erland Josephson – , das lange eine scheinbar intakte Beziehung geführt hat, sich dann aber scheiden lässt. Dennoch kommen die beiden nicht voneinander los. Regisseurin Girschweiler lässt das Paar von zwei Schauspielerinnen - Massiamy Diaby und Nairi Hadodo, Schauspielstudentinnen im zweiten Jahr an der Folkwang Universität der Künste – und dem Schauspieler Tonio Schneider darstellen. „Ich lasse zwei Figuren von drei Schauspielern verkörpern“, erläutert Girschweiler, „weil diese drei sehr unterschiedlichen Menschen es erlauben, dem Paar verschiedene Gesichter zu geben. Es ist ein ständiges Switchen: Marianne wird zwischenzeitlich von einem Mann, Johan von einer Frau gespielt.“ - Zudem habe sie das Drehbuch deutlich verknappt, merkt die Regisseurin an.

Bühnenmusik

Girschweilers eigene künstlerische Prägung hat ihren Zugriff auf den Stoff nachhaltig beeinflusst: „Ich habe schon als Jugendliche viel Theater gespielt und Musik gemacht – Regie hat mich damals nur am Rande interessiert. Im Film gibt es tatsächlich gar keine Musik, da wird nur geredet. Es ist seltsam still, als gäbe es keine Außenwelt – es sind da nur die beiden, die miteinander reden. Mir war die musikalische Ebene aber wichtig; sie hat eine bedeutende dramaturgische Funktion. Im Filmdialog sagt Johan, Bachs Musik vermittle ihm Geborgenheit – und das kann ich sehr gut verstehen.“ - Daher gibt es in den „Szenen einer Ehe“ an der Rottstraße Bühnenmusik: Der Licht- und Sounddesigner des Theaters, Simon Krämer, hat Teile der Johannes-Passion eigens für diesen Abend bearbeitet.

Termine
„Szenen einer Ehe“ feiert am Donnerstag, 8. März, um 19.30 Uhr Premiere am Rottstr5-Theater.
Auch am Sonntag, 18. März, ist das Stück zu sehen. Auch diese Vorstellung beginnt um 19.30 Uhr.
Karten können unter Tel.: 01 63 / 761 50 71 reserviert werden.

Johan und Marianne trennen sich - und kommen doch nicht voneinander los. | Foto: Rottstr5-Theater
Zwei Schauspielerinnen und ein Schauspieler fächern die Facetten des Paares auf. | Foto: Rottstr5-Theater
Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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