Zurück an die Wurzeln

Sibylle Broll-Pape feiert mit dem Prinz-Regent-Theater im September Geburtstag: Seit 20 Jahren ist das Haus ein Eckpfeiler der Freien Theaterszene in Bochum. Foto: Molatta | Foto: Foto: Andreas Molatta
  • Sibylle Broll-Pape feiert mit dem Prinz-Regent-Theater im September Geburtstag: Seit 20 Jahren ist das Haus ein Eckpfeiler der Freien Theaterszene in Bochum. Foto: Molatta
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Prinz-Regent-Theater: Zeitgenössische Autoren stehen in der nächsten Spielzeit wieder im Mittelpunkt:
Kein Blick nach vorne ohne einen Blick zurück: Die aktuelle Spielzeit des Prinz-Regent-Theaters sei die erfolgreichste in der 20-jährigen Geschichte des Off-Theaters, ist Hausherrin Sibylle Broll-Pape schon jetzt überzeugt: „Uns fehlen zwar noch die absoluten Zahlen - aber noch nie hatten wir so viele ausverkaufte Vorstellungen.“ Und das gelte nicht nur für Klassiker-Adaptionen wie „Iphigenie“, die vor allem - Zentralabi sei dank - von Schülern frequentiert waren. „Diesen Aufwind wollen wir für die nächste Spielzeit mitnehmen.“

Denn die nächste Saison soll für das Theater, das im September seinen 20. Geburtstag feiert, ein Risiko werden - eine Spielzeit ganz ohne Klassiker, dafür aber mit vier neuen Stücken und einer Uraufführung. „So etwas kann man sich nur leisten, wenn man zuvor das Fundament gelegt hat“, ist sich Sibylle Broll-Pape sicher.
Obwohl: So ganz richtig „klassiker-frei“ wird die nächste PRT-Spielzeit nun doch nicht, denn zur Eröffnung am 16. September gibt‘s an der Prinz-Regent-Straße eine Bühnenadaption von Thomas Manns Jahrhundertroman „Die Buddenbrooks“ zu sehen. Regie führt Sibylle Broll-Pape.
Weil die Bühnenfassung aus der Feder des Schriftstellers John von Düffel stammt, bekommt auch der Mann‘sche Mammut-Text eine zeitgenössischen Dreh. „Wir standen vor der Wahl, ob wir zum Geburtstag eine dicke, gebundene Rückschau machen - oder ob wir uns mal wieder eine richtig große Produktion gönnen.“ Diese Wahl fiel den Theatermachern leicht - und mit acht Schauspielern steht für Prinz-Regent-Verhältnisse tatsächlich ein richtig großes Ensemble auf der Bühne. Mit Wolfram Boelzle, Katrin Schmieg oder Stephan Ullrich sind Schauspieler dabei, die seit vielen Jahren zum „Kern­ensemble“ im PRT zählen.
Die Spielzeit endet im Mai 2012 mit einer neuerlichen Kooperation mit den „Nachbarn“ von den Bochumer Symphonikern. Nach dem überaus erfolgreichen „Mein lieber Schwan“ in diesem Jahr folgt mit der Kammeroper„Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ von Michael Nyman nach dem gleichnamigen Buch von Oliver Sacks wieder eine etwas sperrigere Produktion. „Diese Zusammenarbeit mit den Symphonikern wollen wir auf jeden Fall weiter pflegen“, unterstreicht Sibylle Broll-Pape nachdrücklich - nicht zuletzt mit Blick auf die Zukunft: „Wenn die Symphoniker irgendwann mal ihre eigene Spielstätte haben, gibt es bestimmt noch mehr Möglichkeiten.“
Zwischen diesen beiden Eckpunkten reihen sich die geplanten Premieren für die kommende Spielzeit: Mit „Die Durstigen“ gibt es im November ein neues Stück von Wajdi Mouawad, dessen „Verbrennungen“ in diesem Jahr viele Diskussionen im Publikum auslösten. Regie führt die junge Romy Schmidt, die in dieser Spielzeit „Iphigenie“ inszenierte.
Als Uraufführung wird im Januar das neue Projekt von Schauspieler Martin Molitor in Zusammenarbeit mit Eike Hannemann zu sehen sein: „Der Mann, der den 1. September 1972 sammelte“ ist ein Stück über einen leidenschaftlichen Sammler, der sich in seiner Leidenschaft verirrt und wird als Ko-Produktion mit dem Berliner Ballhaus Ost gezeigt.
Publikumsliebling Martin Molitor ist ebenfalls mit von der Partie bei der Februar­premiere „Die Enthandung in Spokane“ von Martin McDonagh. Molitor arbeitet seit langem als Übersetzer des irischstämmigen Autors („Brügge sehen... und sterben“) und wird auch die Hauptrolle in dieser schrägen und schwarzhumorigen Komödie spielen.
Ganz besonders freut sich Sibylle Broll-Pape darüber, dass in der nächsten Spielzeit Roland Schimmelpfennig ans PRT zurück kehrt. „In den letzten Jahren hatte das Schauspielhaus ja die Hand auf seinen Stücken.“ Im März wird mit „Der goldene Drache“ ein ganz aktuelles Schimmelpfennig-Stück zu sehen sein, das die Folgen der Globalisierung und der weltweiten Migrationsbewegungen beispielhaft in einem Thai-Restaurant zeigt - und dennoch ganz ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Im letzten Jahr gab‘s dafür bei den Mühlheimer Theatertagen den Dramatikerpreis.
„Was ist Erfolg?“ - unter dieses Motto, das den „Buddenbrooks“ entliehen ist, stellt das Prinz-Regent-Theater seine kommende Spielzeit. Die beste Antwort hat das Off-Theater in den letzten 20 Jahren selbst gegeben: In dem es sich selbst treu geblieben ist und sich seinen Publikumsstamm erspielt hat. „Das Prinz-Regent-Theater ist aus Bochum nicht mehr wegzudenken“, gibt es sich Sibylle Broll-Pape dementsprechend selbstbewusst.

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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