Zeitdruck macht kreativ - Bochumer nimmt am weltgrößten Kurzfilmwettbewerb teil
Wer dreht innerhalb von 99 Stunden den besten Film mit einer Länge von 99 Sekunden? Der Bochumer Hobby-Filmemacher Fabian Zipproth beteiligt sich an dem weltgrößten Kurzfilmwettbewerb. Der Stadtspiegel war bei der Entstehung des Films dabei.
Das Ziel ist – wie so oft – Berlin: Dort findet die Endrunde des 99 Fire-Filmwettbewerbs mit rotem Teppich und viel Glanz und Glamour statt. Auch die namhafte Jury wird dort ihr Urteil verkünden: Film- und Schauspielgrößen wie Cosma Shiva Hagen, Elyas M‘Barek, Axel Milberg, Kai Wiesinger und Ursula Karven werden alle Beiträge kritisch prüfen. Dem Gewinner winken 9.999 Euro.
Am vergangenen Donnerstag um zehn Uhr erhielten alle Teilnehmer per E-Mail das Thema zugeschickt. Es lautet: „Die bewegendste Geschichte schreibt das Leben“. Ab diesem Moment tickte die Uhr von 99 auf null Stunden herunter.
Freitag, 14 Uhr: Erste Ideen und Skizzen
Als wir Fabian Zipproth am Freitag gegen 14 Uhr besuchen, steht er noch ganz am Anfang. Es sind schon 26 Stunden vergangen, doch die Arbeit hat dem ausgelernten Fachinformatiker bisher die Hände gebunden. Trotzdem wirkt er sehr gelassen: „Ich habe mir gestern Abend einige Gedanken zu dem Thema gemacht. Später werde ich mich mit meinem Team treffen und die Ideen besprechen. Die 99 Stunden sollten auf jeden Fall ausreichen für einen konkurrenzfähigen Film“, schildert der gebürtige Bochumer, der seine Kindheit direkt neben dem Stadion verbracht hat. Zu diesem Zeitpunkt – vor dem Treffen mit dem Team – sind zwei Ideen im Raum: Erstens eine Geschichte rund um das Thema Cybermobbing. Oder zweitens das Leben eines glücklichen Paares, das durch einen Schicksalsschlag aus den Fugen gerät oder gar durch einen tödlichen Unfall auseinander gerissen wird.
Samstag, 16 Uhr: Erste Szenen sind abgedreht
In der Besprechung am Freitagabend wurde die Cybermobbing-Idee schnell verworfen. Also entschied sich das Team um Fabian Zipproth für den Film mit dem Pärchen. Die Freunde skizzierten die Geschichte gemeinsam. Der eigentliche Dreh sollte am Samstag ab 15 Uhr erfolgen. Am Samstagmorgen erlitt das Team dann einen Rückschlag: Ein Darsteller aus dem Pärchenszenario war erkrankt. Damit starb letztlich auch die am Vortag skizzierte Handlung. Zipproth musste mit seinem Freund Fabian Meischein das Vorhaben nochmals umstricken: „Obwohl ich mich vor der Kamera nicht wirklich wohlfühle, entschied ich mich, nun die Hauptrolle zu spielen. Fabian Meischein sprang für mich hinter der Kamera ein. Und die Frau haben wir durch einen Hund ersetzt“, schildert Zipproth. Die Handlung sei aber trotz der veränderten Besetzung gleich geblieben: „Der Hund und sein Herrchen leben glücklich. Dann stirbt das Tier bei einem Verkehrsunfall. Durch den Verlust in tiefe Trauer gestürzt, findet der Hundebesitzer zur Musik. Sein Leben beginnt dadurch von neuem.“
Auch die Drehorte des alten Storyboards konnten übernommen werden. Zipproth und Meischein drehten unter anderem auf dem Tippelsberg, am Bochumer Tierheim und in der Universitätsstraße – hier die traurige Unfallszene. Gegen 19 Uhr waren alle Außenszenen im Kasten. Am Sonntagmorgen standen dann die Wohnungsszenen aus dem Hund-und-Herrchen-Leben auf dem Plan.
Sonntag, 17 Uhr: Jetzt geht es an den Schnitt
„Das Schneiden des Films verlief steiniger als gedacht. Die 99 Sekunden stellten sich doch noch als Hürde heraus.Insgesamt hatte ich Filmmaterial von knapp einer Stunde abgedreht. Als ich dieses dann auf die Szenen reduzierte, waren immer noch zehn Minuten übrig“, so Zipproth. „Deswegen musste ich ganze Szenen streichen, um irgendwie an das 99-Sekunden-Limit zu kommen.“ Nachdem er das Material regelrecht eingedampft hatte, war die Arbeit am Film spätnachts beendet. Es wartete aber noch eine Aufgabe: Der passende Titel musste gefunden werden: „Nach vielen Überlegungen nannte ich den Film ‚Das Streben nach Glück‘“.
Montag, 2 Uhr: Der Film ist hochgeladen
Gegen zwei Uhr fiel Fabian Zipproth entspannt ins Bett. Der Film war zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Server von 99 Fire Films. Nun bleibt nur noch abzuwarten und zu hoffen, dass der Jury der Film gefällt. „Beim nächsten Mal würde ich nicht erst nach 24 Stunden beginnen. Der erste Tag für die Ideenfindung hat mir am Ende dann doch gefehlt“, resümiert Fabian Zipproth.
Autor:Harald Gerhäußer aus Bochum |
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