"Wunschkinder" in den Kammerspielen - Stück zum Generationenkonflikt erlebt Uraufführung
„Das Stück ´Wunschkinder´ wurde wie bei Molière oder Botho Strauß auf die Schauspieler der Uraufführung hin geschrieben“, verrät Schauspielhaus-Intendant Anselm Weber über seine Regiearbeit, die am Sonntag, 29. Mai, in den Kammerspielen Premiere feiert. Lutz Hübner, den eine zehnjährige Zusammenarbeit mit Anselm Weber verbindet, hat das Stück gemeinsam mit Sarah Nemitz speziell für das Bochumer Theater verfasst. „Für unser Publikum“, verspricht Weber, „gibt es ein Wiedersehen mit Annelore Sarbach, die seit ihrer Zusammenarbeit mit Regisseurin Andrea Breth in der frühen Zeit der Intendanz von Frank-Patrick Steckel nicht mehr am Schauspielhaus zu sehen gewesen ist.“ Auch Maja Beckmann stand früh als Besetzung fest.
Im Stück hat der 19-jährige Marc auch vier Monate nach seinem Abitur noch keinerlei Vorstellung davon, wie er seine Zukunft gestalten will. Stattdessen vertreibt er sich die Zeit mit Kiffen und Fernsehen. Im Gegensatz zur gleichaltrigen Selma stammt er aus einer Familie, in der es keine finanziellen Probleme gibt. Die Mutter der jungen Frau ist Köchin in einer Betriebskantine. Dramaturg Alexander Leiffheidt erklärt: „Die psychische Krankheit der Mutter belastet deren Verhältnis zu Selma.“ Zudem ist Selma durch Ausbildung, Abendgymnasium und Jobs ohnehin stark beansprucht. Sie verliebt sich in Marc und wird schwanger, was auch die Familien der beiden in Aufruhr versetzt.
„Marc und Selma“, unterstreicht Leiffheidt, „stammen aus sehr unterschiedlichen Milieus. Eine junge Frau aus prekären Verhältnissen trifft auf einen Altersgenossen aus der gehobenen Mittelschicht.“ Autorin Sarah Nemitz gibt Einblick, wie dieser soziale Unterschied auf der Bühne sichtbar gemacht wird: „Lydia Merkel hat ein Tanztheater-Bühnenbild geschaffen, einen abstrakten Raum. Wir wollten die Kluft zwischen den Familien bewusst nicht über die unterschiedlichen Hi-Fi-Anlagen und Küchenstühle erzählen." „Eine sehr realistische Geschichte wird in einem sehr abstrakten Raum angesiedelt“, bestätigt Weber. Die sozialen Unterschiede werden über Sprache und Kostüme fassbar.
Autor Lutz Hübner gibt Einblick in den Entstehungsprozess des Werks: „Es geht um die Generation der 18- bis 20-Jährigen. Das Umfeld der eigenen Kinder ermöglicht sozusagen eine Frei-Haus-Recherche." „Dabei stehen vier Frauen im Mittelpunkt des Geschehens“, ist es Weber wichtig zu betonen. Neben Beckmann und Sarbach sind Sarah Grunert und Katharina Linder zu sehen. Die männlichen Rollen übernehmen Damir Avdic und Matthias Redlhammer.
Auf eine klare Verortung des Geschehens habe man bewusst verzichtet, so Nemitz. „Es gibt aber eine Lokalisierung, die auf Bochum verweist“, verrät Leiffheidt. „Ein Trauerspiel ist das Ganze nicht“, zeigt Hübner die Richtung auf. Er ergänzt: „Je heftiger ein Thema ist, desto leichter muss man es behandeln.“ Das Thema Generationenkonflikt betrifft schließlich jeden auf die eine oder andere Weise. „Der Wiedererkennungswert für den Zuschauer ist deshalb groß“, schmunzelt Anselm Weber.
Seine Uraufführung erlebt „Wunschkinder“ am Sonntag, 29. Mai, um 19 Uhr in den Kammerspielen.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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