Wolfram Koch in seinem Soloprogramm "Der Tod des Lehrers" in den Kammerspielen
Jemand sagte einmal über den Autor und Theaterregisseur Einar Schleef, er habe der DDR 1976 zwar den Rücken gekehrt, sie aber niemals verlassen. Was damit gemeint ist, lässt sich ahnen, wenn man in den Kammerspielen Wolfram Kochs Soloabend „Der Tod des Lehrers“ sieht.
HO-Schlagsahne spielt hier ebenso eine Rolle wie die Funktionsträger des östlichen deutschen Staates.
Vier Erzählungen aus der 1982 erschienenen Sammlung „Die Bande“ werden von Regisseur Jakob Fedler kunstvoll verwoben.
Das Stück war im Mai 2015 bereits im Theaterzelt der Ruhrfestspiele Recklinghausen zu sehen.
Wolfram Koch, mittlerweile auch als Frankfurter „Tatort“-Kommissar bekannt, schlüpft in verschiedene Rollen und füllt Dialoge zwischen drei Personen im Alleingang mit Leben.
Das spartanische Bühnenbild eröffnet dabei im wahrsten Sinne des Wortes eine Spielwiese. Das raffinierte Kostüm erlaubt es Koch, in Windeseile zwischen Männer- und Frauenrollen zu wechseln. Für die Ausstattung zeichnet Dorien Thomsen verantwortlich.
Inhaltlich geht es um das Zurückgeworfensein auf die eigene Körperlichkeit, um menschliche Beziehungen, in denen so manches nicht stimmt, aber auch um Zuwendung, die gerade aus misslichen Situationen entsteht.
Auch das Verhältnis zwischen Eltern und erwachsenen Kindern oder zwischen Mentoren und ihren Schützlingen ist Thema.
Zentrale Vorstellungen des 2001 verstorbenen Multitalents Schleef kommen in den Blick. Wie verstörend seine Theaterarbeiten nicht nur in der DDR, sondern später auch in der Bundesrepublik und in Österreich gewirkt haben müssen, lässt sich hier zumindest ahnen. Eine besondere Erfahrung.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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