Willkommen im German Fun Park: Das Prinzregenttheater klopft die Eulenspiegel-Figur auf ihre Bedeutung für die heutige Zeit ab

Drei Bewerber (Linus Ebner, Anna Schimrigk, Maximilian Strestik) kämpfen um die Rolle des Eulenspiegel. | Foto: Schuck
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  • Drei Bewerber (Linus Ebner, Anna Schimrigk, Maximilian Strestik) kämpfen um die Rolle des Eulenspiegel.
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Als die Bewerber um die Rolle des Eulenspiegel im German Fun Park am Ende der Stückentwicklung „Beruf: Eulenspiegel“ im Prinzregenttheater einen hochrangigen Vertreter des Freizeitparks zur Rede stellen, entlädt sich die Spannung, die durch die Demütigung der um den Job Buhlenden entstanden ist.

Überhaupt geht es in diesem Fun Park alles andere als lustig zu: Die teilweise recht derben Geschichten um den Nonkonformisten Eulenspiegel werden auf harmlose Possen heruntergebrochen; Kitsch verbrämt eine von Repression geprägte Atmosphäre. Die Schauspieler Linus Ebner, Maximilian Strestik und Anna Schimrigk, die für ihre Rolle im Kieler Tatort „Borowski und das Land zwischen den Meeren“ für den Studio Hamburg Nachwuchspreis 2018 nominiert ist, werfen mit ihrem Spiel ein erschreckendes Schlaglicht auf die Situation vieler Schauspieler und anderer in der Unterhaltungsindustrie Beschäftigter, aber auch auf das Arbeitsleben allgemein, in dem Antidiskriminierungsgesetze wenig ausrichten können.
Romy Schmidt hat für die letzte Inszenierung ihrer Intendanz ein großes Team um sich geschart, um ein Stück über eine aus den Fugen geratene Welt zu entwickeln; die Spielleitung übernimmt sie gemeinsam mit dem Dramaturgen und Regisseur Frank Weiß.

Eulenspiegel als Buchhalter

Zum künstlerischen Team der Inszenierung „Beruf: Eulenspiegel“ gehört wie schon bei „Sisyphos“ der Musiker und Performer Martin Widyanata, der, in einer Jahrmarktbude sitzend, die Handlung mit der passenden Kirmesmusik flankiert. Die Idee zur Stückentwicklung ist entstanden, als man an der Prinz-Regent-Straße las, dass die „Eulenspiegel-Stadt“ Mölln, wo der umherstreifende Schalk des 14. Jahrhunderts gestorben sein soll, einen neuen Eulenspiegel-Darsteller sucht. Das wirft Fragen auf: Eulenspiegel zeichnete sich ja gerade dadurch aus, dass er keinen Beruf ergreifen wollte, da er ein Leben jenseits bürgerlicher Konventionen führen wollte. Die Stadt Mölln suchte für seine Rolle jemanden, der schauspielern kann, aber auch Buchhaltung beherrscht.
Im German Fun Park des Prinzregenttheaters buhlen nun drei Kandidaten um die Stelle des Eulenspiegel, die bereit sind, buchstäblich alles zu tun, um auf die Gehaltsliste des Freizeitparks zu kommen. Auf Nebensächlichkeiten wie die eigene Würde wird da keine Rücksicht genommen. Der laute, knallbunte Abend unterhält, macht aber vor allem nachdenklich.

Termine
„Beruf: Eulenspiegel“ ist am Samstag, 2. Juni, um 19.30 Uhr wieder im Prinzregenttheater, Prinz-Regent-Straße 50-60, zu sehen.
weitere Termine: Samstag, 9. Juni, 19.30 Uhr; Sonntag, 10. Juni, 18 Uhr; Samstag, 23. Juni, 19.30 Uhr.
Zum letzten Mal ist „Beruf: Eulenspiegel“ am Sonntag, 24. Juni, um 18 Uhr zu sehen. Im Rahmen eines „Meet and Greet“ besteht die Möglichkeit, an einem Publikumsgespräch mit den Schauspielern und Spielleiter Frank Weiß teilzunehmen.
Das Theater ist unter Tel.: 77 11 17 zu erreichen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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