Watzlawick lässt grüßen
Wie kommunizieren Mann und Frau? Oder wie nicht?
Kommunikation zwischen Mann und Frau - Watzlawicklässt grüßen
Immer wieder habe ich Ärger mit der Familie. Diese ständigen Probleme kann ich nun mal nicht für mich behalten. Ich muss es mir von der Seele reden, denke ich. Erst einmal schütte ich mir ein Bier ein, mache es mir auf meiner Couch gemütlich und rufe meinen Freund an. Er ist sonderbar still am Telefon. Er ahnt wohl, was jetzt auf ihn zukommt. Um so besser, dann kann ich loslegen.
„Stell dir mal vor, was meine Schwester jetzt schon wieder gemacht hat… Eine CD mit dem Staubsauger meiner Mutter eingesaugt. Typisch für sie. Wie kann man so gleichgültig sein.“
Ich warte einen Moment auf seine Antwort.
„Faul.“ Konstatiert er.
„Ja, schrecklich faul. Sie hilft nie bei etwas, das mit Arbeit zu tun hat. Nur Kaffeetrinken und schwätzen! Doch die Mutter kommt mit dem Haushalt nicht mehr zurecht. Sie schafft es noch nicht einmal, ihren Vogel zu versorgen.“
„Eine Schwalbe“ sagt er.
„Wie kommst du auf Schwalbe? Meine Mutter hat doch einen Wellensittich… Wie immer wird meine Schwester besser behandelt als ich. Ich reiße imir den Arsch auf und kriege ich kein Dankeschön.“
Sehr knapp erwidert er: „ Abseits.“
„Ja, richtig ins Abseits werde ich gestellt. Das ist so schlimm. Und ich fühle mich wie in…“
Er antwortet heute immer sehr knapp, aber er scheint mich zu verstehen.
„Ecke“. Sagt er.
„Ja, richtig in die Ecke gedrängt. Ich kann tun, was ich will, es …“
Plötzlich wird er lauter.
„Schleich doch nicht so rum!“
Ich bin irritiert. Glaubt er etwa ich tue zu wenig?
„Wie soll ich das denn verstehen? Ich tue doch … “
„Na, komm schon, lauf.“
„Spinnst du, ich arbeite doch genug! Wenn meine Mutter mich nicht hätte…“
„Idiot!“ - sagt er bestimmt und laut.
Jetzt werde ich aber doch ärgerlich.
„Wie bitte? Willst du sagen, ich bin ein Idiot, weil ich mich für die Familie aufopfere? Guck dir doch bloß mal meinen Schwager an, diesen Nichtsnutz…“ beginne ich noch einmal mit dem Hang, ausführlich zu werden.
„Taube Nuss!“ antwortet er.
Nun, er hat doch wieder Verständnis für die gesamte Familiensituation.
„Aber irgendwie tut er mir ja auch leid mit seinen Augenoperationen.“
„ Der braucht ´ne Brille! Der sieht aber auch gar nichts!“
Das ist nicht gerade fein von ihm, aber immerhin hört er mir zu.
„Wenigstens meine Tochter ist ab und zu ganz nett, wenn auch manchmal so hochnäsig, da könnte ich …
Wieder erhebt er die Stimme, wird laut: „Schieß doch! Draufhalten!“
„ Wieso? Wie meinst du denn das schon wieder? Ich greife sie lieber nicht an. Dann kommen nur böse Worte.“
Triumphierend sagt er sehr überzeugend: „Elfmeter!“
In einer mäßigen Verwirrung frage ich mich, frage ihn:
„Das verstehe ich jetzt überhaupt nicht mehr… Was machst du da eigentlich?“
Plötzlich brüllt er aus seiner vollsten Kehle:
„Tor! Tor! – Schalke hat gewonnen! “
Autor:Ingrid Dressel aus Bochum |
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