Wie entsorgt man Glas?
eine Satire
Nun war bei mir mal wieder etwas durcheinander, ich meine, im Inneren. Und dann pflege ich das Äußere aufzuräumen, denn dann kommt das Innere von alleine in Ordnung.
So auch heute.
Ich hatte unter meinem 1,40 cm breiten Bett eine geraume Menge Sachen verstaut, Sachen, die ich brauchte und Sachen, die ich nicht brauchte. Wie man das so macht. Zunächst versuchte ich der naheliegenden Gegenstände habhaft zu werden. Es gelang. Dann wurde es schon schwieriger. Auf äußerst geschickter Bauchlage robbte ich unter das Bett. Vorwärts war das kein Problem, nur zurück wurde es hart, da ich noch einiger Bilderrahmen fündig geworden war, die ich rückwärts robbend mit freien Händen bewegen musste. Es gelang. Nein, eigentlich nur indirekt, denn zwei Gläser waren gesprungen. Gut, der eine lila Holzrahmen war sowieso nicht mein Fall gewesen. Das Auseinandernehmen ging mir leicht von der Hand, ein kräftiger Knick – und das war es. Etwas anderes waren schon die gesprungenen Glasscheiben. Bei beiden war nur eine Ecke abgesprungen und ich erwog, mit einem Glasschneider zu hantieren und die beiden passgerecht für kleinere Rahmen zuzuschneiden. Zum Glück verschwand diese meine Idee bald wieder aus meinem Hirn, die Ratio siegte und sagte: - Denk bitte daran, wie trottelig du dich manchmal anstellst! – Ich musste zugeben, sie hatte recht.
Aber wohin jetzt mit diesen kaputten Glasscheiben? Extra deswegen zur Müllkippe fahren? Das hatte auch etwas für sich, denn manchmal findet man auf der Müllkippe bessere Sachen als man dort hinbringt. Ich bekam einmal von einer älteren Dame dort einen großen Engel geschenkt, eine gegossene Statur von etwa 20 cm Höhe, die nun mein Klavier schmückt. Doch heute, bei diesem warmen Wetter, unterließ ich die Fundgrubenfahrt. Was dann? In den Glascontainer? Diese Dinger sind ja äußerst praktisch für Flaschen, aber wie sollte man da eine Din A 3 Glasplatte hineinstopfen?
Es gab nach reiflicher Überlegung nur die Brachialmethode: - Mülltonne auf, Hammer drauf – und sehen, was passiert. – Sehr vorsichtig bugsierte ich die Glasscheiben durch den Hausflur, sehr vorsichtig stellte ich sie vor der Mülltonne ab. Mülltonne auf, der erste Punkt meines Plan, war okay. Der Hammer, den ich zu diesem Zweck hatte, war ein schwerer Vorschlaghammer mit einem echten gewaltigen kupfernem Vorderteil, etwas abgenutzt, da aus dem Fundus eines nicht mehr werkelnden Ehemannes einer Freundin. Mit diesem wollte ich also jetzt mein grausames Werk beginnen und die Glasscheiben in der Mülltonne zerschlagen. Pech war nur, dass die Mülltonnen bis fast obenhin voll waren. Hm, was tun? Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, lasse ich mich nicht davon abbringen. Da haben schon andere drunter gelitten, nicht nur Mülltonnen und Glasscheiben, denn manchmal erfasst mich ein unerklärlicher Ehrgeiz, zur Tat zu schreiten und mein Werk zu vollenden. So auch jetzt. Ich legte eine Glasplatte auf den Müll und schlug zu. Das Glas splitterte in die Mülltonne, aber vorwiegend neben die Mülltonne und um die Mülltonne herum auf den Boden. Aha! dachte ich und schaute vorsichtig zu den Balkonen der Nachbarn. Zum Glück hatte keiner meine Missetat bemerkt. Also schnell in den Keller und den Handfeger unserer Putzfrau geholt. Ich muss sagen, ich fühlte mich richtig gut, die gesamte Müllecke so gründlich zu fegen. Das machte sonst keiner außer den Vermietern. Es kam nicht nur Glas zum Vorschein. Ich gab mir ein großes Lob für meine Ordentlichkeit. Doch die andere Scheibe entsorgte ich in der gelben Sack Tonne, da diese noch leer war.
Im Nachhinein kamen mir aber doch Bedenken. Wenn nun eine der Omas in unserem Haus zufällig mal Müll wegbringt, ohne ihre Brille auf der Nase zu haben und, wie es so die Gewohnheit alter Damen sein kann, mal eben gucken will, was die Nachbarn da so in den Müll geworfen haben? Ein Horrorszenario breitete sich vor mir aus. Also fegte ich noch einmal äußerst gründlich, in allen Ecken des Mülltonnenbehälters und hatte dann jede Menge Dreck, Staub, Erde, Spinnweben auf der Schüppe, mit denen ich die Glassplitter wirkungsvoll dekorierte.
Das müsste doch wohl jetzt reichen.
Gerade als ich mein Werk vollendet hatte, fuhren die Vermieter auf der Straße an mir vorbei, grüßten und ich lächelte sie sehr freundschaftlich an.
Und nun frage ich mich, frage Sie, lieber Leser:
Wie entsorgt man Glasplatten?
Ich kenne nur eine Antwort:
SO NICHT!!!
Autor:Ingrid Dressel aus Bochum |
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