„Von Menschen in lebensfeindlicher Umgebung“: Das Prinzregenttheater zeigt „Extremophil“
„Alexandra Badea“, sagt Regisseur Frank Weiß vom Prinzregenttheater, „ist eine spannende junge Autorin, die in Rumänien geboren ist, aber schon lange in Paris lebt.“ Das PRT zeigte ihr Stück „Extremophil“ unlängst als deutsche Erstaufführung; die Inszenierung ist noch bis zum 6. Mai zu sehen.
Badea gilt als politische Autorin, die sich an den Folgen der Globalisierung und den Verwerfungen, zu denen der Kapitalismus führt, abarbeitet. „Extremophil“ verhandelt den Umgang mit wirtschaftlicher und politischer Macht am Beispiel dreier namenloser, aber doch klar umrissener Figuren, deren Wege sich nie kreuzen, die aber Teil desselben modernen Dilemmas sind.
Da ist einmal eine Meeresbiologin (Philine Bührer), die sich ursprünglich der Forschung widmen wollte, dann aber recht unsanft auf dem Boden der marktwirtschaftlichen Tatsachen landet: Für einen in den USA ansässigen Konzern schafft sie die Grundlagen, um den Meeresboden nach Rohstoffen abzusuchen. Auch ihr scheinbar so idealistischer Freund, ein Fotojournalist, der in den Krisengebieten dieser Welt zu Hause ist, kann keine tragfähige Lösung bieten, wie die Widersprüche des Lebens aufgelöst werden könnten.
Der Mythos vom sauberen Krieg
Ein amerikanischer Drohnenpilot (Bernhard Glose) versucht sich einzureden, einen sauberen Krieg zu führen. Seine Schwester, die für ihn eine wichtige Bezugsperson ist, stürzt ihre Kunden durch die Vergabe von Konsumkrediten, die sie aller Voraussicht nach niemals werden zurückzahlen können, ins Unglück.
Der dritte im Bunde ist ein hochrangiger französischer Bildungspolitiker (Helge Salnikau), der erst spät seine Homosexualität entdeckt hat, die er jetzt mit einem Migranten, der der linksradikalen Szene angehört, auslebt. Mit dem gebotenen Zynismus versucht er, die herrschende Bildungsmisere für seine Zwecke nutzbar zu machen.
Das Dilemma des Menschen in der westlichen Welt
Wie extremophile Organismen sich ihrer lebensfeindlichen Umgebung anpassen, haben sich Badeas Figuren durch die Aussicht auf Macht und Wohlstand dazu bewegen lassen, ihre Ideale hinter sich zu lassen. Diese Misere ist ihnen durchaus bewusst; was daraus folgt, bleibt letztlich offen.
Die drei Schauspieler geben ihren Figuren Kontur: Bührer zeigt ihre Meeresbiologin als immer noch manchmal verträumte junge Frau; Glose macht den tödlichen Ernst der Tätigkeit des Drohnenpiloten begreifbar; Salnikau nutzt seine kabarettistischen Fähigkeiten, um die Absurdität des Politikbetriebs aufzuzeigen. So unwirklich, wie das raffinierte Bühnenbild glauben machen will, sind die Konflikte, mit denen die Figuren ringen, leider nicht.
Termine
- „Extremophil“ ist am Samstag, 28. April, um 19.30 Uhr wieder im Prinzregenttheater, Prinz-Regent-Straße 50-60, zu sehen.
- Eine weitere Vorstellung folgt am Sonntag, 29. April, um 20.30 Uhr. Bereits um 20 Uhr wird eine Einführung angeboten.
- Zum letzten Mal geht „Extremophil“ am Sonntag, 6. Mai, um 18 Uhr über die Bühne. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Publikumsgespräch.
- Das Theater ist unter Tel.: 77 11 17 zu erreichen.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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