Knut Hamsuns "Hunger" am Freitag und Samstag im Prinz Regent Theater
Von Hunger und Ekel
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- Oliver Möller nimmt die Zuschauer mit in eine von existenzieller Not geprägte Welt.
- Foto: Schnorrbusch
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"Der Protagonist in Knut Hamsuns 'Hunger' aus dem Jahr 1890 sehnt sich nach Nahrung und ekelt sich zugleich davor", erklärt der Regisseur Jochen Langner und sieht darin eine Parallele zur derzeitigen Situation, denn: "Die Menschen wünschen sich in der Corona-Pandemie Nähe und fürchten sich zugleich davor." Nicht nur deshalb rückt das bedrückende Geschehen in der Inszenierung, die am Freitag und Samstag, 2. und 3. Juli, wieder am Prinz Regent Theater zu sehen ist, ganz nah an den Zuschauer heran.
Das Publikum wird in die Welt des Protagonisten, gespielt von Oliver Möller, hineingezogen, der durch seine materielle Not mehr und mehr in Verzweiflung und Wahn abdriftet. "Hamsun hat ja offen für den Nationalsozialismus Partei ergriffen, aber die Außenseitergestalt, die er hier beschreibt, wäre sicherlich mit dem Nationalsozialismus in Konflikt geraten", erklärt Jochen Langner, der auch als Schauspieler arbeitet und in vielen seiner Regiearbeiten das Spannungsfeld zwischen Theater und Rundfunk auslotet. "Hunger" ist allerdings eine reine Theaterproduktion.
Jochen Langner und Oliver Möller gelingt es, dass der Zuschauer förmlich in die wahnhaft verzerrte Welt der Hauptfigur eingesogen wird, die ihre Sichtweise nicht (mehr) zu der anderer Figuren in Beziehung setzt. "Seine Erinnerung fällt ihm auf die Füße", wie der Regisseur treffend feststellt. Er fährt fort: "Er ist in der Vergangenheit offensichtlich zum Täter geworden und dadurch traumatisiert. Er entführt die Zuschauer in ein Anderland, das Unbewusste."
Besonders freut sich Jochen Langner, dass Schauspielhaus-Intendant Johan Simons in der kommenden Spielzeit Knut Hamsuns Roman "Mysterien" auf die Bühne bringt, der vielfältige Bezüge zu "Hunger" aufweist und sich ebenfalls mit der Frage auseinandersetzt, wie Wirklichkeit konstruiert wird. Für die Zuschauer wird es sicher interessant, beide Inszenierungen in Beziehung zueinander setzen zu können.
Termine:
- "Hunger ist am Freitag, 2., und am Samstag, 3. Juli, im Prinz Regent Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60, zu sehen.
- Alle Informationen zum Erwerb der Tickets gibt es auf: prinzregenttheater.de.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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