Von der Liebe zum gelesenen Wort, oder warum Hörspiele die besseren Hörbücher sind

Alles hat einen Anfang und meine Liebe zum gelesenen Wort begann als kleiner Junge in den 70er Jahren mit einigen Märchen-Schallplatten und natürlich Hans Clarin als „Pumuckl“.
Wenig später gab es dann auch die ersten Hörspiel-Kassetten und ich blieb Hans Clarin treu,
doch diesmal war er, flankiert von einigen anderen wunderbaren SchauspielerInnen, wie dem unvergessenen Wolfgang Kieling, „Hui Buh- das Schloßgespenst“.
Die marktführende Firma war damals „EUROPA“ und sie bescherte mir unvergessliche Stunden mit Konrad Halver als Siegfried in „Die Nibelungen“, er war übrigens auch „Winnetou“.
Es gab da auch eine sehr gute Adaption von Melvilles „Moby Dick“, aber ich meine nicht von „EUROPA“.
Wenig später legte diese Firma auch Horrorhörspiele auf, es sprachen zum Beispiel der vielseitige Horst Frank und der Jahrhundertschauspieler Charles Regnier, als DRACULA!.
Meine besondere Freude war aber der Erzähler, und zwar wegen seines Namens:
Günther Ungeheuer, wie amüsant und passend fand ich das.
Ich habe diesen viel beschäftigten Mimen erst später in seinen zahlreichen Schurkenrollen in diversen Kino- und Fernsehfilmen der 60er und 70er schätzen gelernt.
Danach kam noch eine feine Edition von „Sherlock-Holmes“- Geschichten mit Peter Pasetti in der Titelrolle, ihn kannte ich schon durch seine eindrucksvolle Darstellung des Joseph Haydn im TV-Vierteiler „Mozart“ (1980).
Habe ich noch etwas vergessen, ja, „Die drei ???“, aber die gibt es ja immer noch.
Natürlich sind die meisten dieser Schätze immer noch in meinem Besitz.
Als Gymnasiast nahm ich dann viele exzellente Hörspiele aus dem Radio auf:
Das erste Nachkriegshörspiel überhaupt „Draußen vor der Tür“ nach Wolfgang Borchert, „Faust I“ nach einer Theaterinszenierung mit Paul Hartmann und Gustav Gründgens, „Fahrerflucht“ nach Alfred Andersch mit der Legende Martin Held und wieder Horst Frank und Heinrich Bölls letztem Werk „Frauen vor Flußlandschaft“, gesprochen von einem erstklassigen Ensemble.
Dann schlief mein Interesse für Hörspiele für viele Jahre ein und erwachte erst wieder mit dem Hörbuch-Boom vor etwas mehr als zehn Jahren.
Alle bekannten SchauspielerInnen lesen seitdem allein Hörbücher ein.
Das kann, wie im Fall der Interpretationen der Dan Brown-Romane durch Wolfgang Pampel, Sprecher von Harrison Ford, recht gut gehen, aber auch in die Buchse, wie bei Ulrich Pleitgens monotoner und langweiliger Interpretation von Thomas Giffords „Assassini“.
Nicht jeder ist halt Christian „the voice“ Brückner (Robert de Niro), der selbst das „Kommunistische Manifest“ in einen Ohrenschmaus verwandelt.
Oder der „Mann der 1000 Stimmen“, Rufus Beck, wer will seinen „Harry Potter“-Zyklus überbieten?
Wer wirklich kein Risiko eingehen will, dem sei „der hörverlag“ empfohlen, dort gibt es neben ambitionierten Eigenproduktionen (Harry Potter) auch viele erstklassige WDR-Produktionen der 70er, 80er und 90er Jahre im Programm:
Ich liebe „Der Name der Rose“ nach Umberto Eco, mit dem König der leisen Töne Pinkas Braun als Bruder William, Ecos brilliantes Werk „Das Foucaultsche Pendel“ , mit dabei Christian Brückner, und natürlich die Adaption von Tolkiens „Der Hobbit“ aus dem Jahr 1980.
Hier spürt man direkt wie viel Spaß die Bühnenikonen Bernhard Minetti (Gandalf), Horst Bollmann (Bilbo) und vor Allem unser Jürgen von Manger als Gollum hatten.

Autor:

Christoph Nitsch aus Bochum

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