Theaterstück des Projekts JobAct hat am 8. November Premiere
Von der Bühne ins Berufsleben

Die Darstellerinnen in der Eröffnungssequenz des Stücks „Leonce und Lena“.
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  • Die Darstellerinnen in der Eröffnungssequenz des Stücks „Leonce und Lena“.
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Den Weg auf die Bühne wagen zwölf Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. Am 8. und 9. November präsentieren sie das Stück „Leonce und Lena – Frei nach Georg Büchner“ in der K.I.C.K. – Kunstkirche Christkönig. Mit diesem ersten Schritt beginnt jedoch keine Bühnenkarriere, sondern die Darsteller nehmen am Projekt „JobAct Sprachkultur“ teil, mit dessen Hilfe sie ihre berufliche Perspektive verbessern möchten.

Seit Mai arbeiten die Teilnehmer – elf Frauen und ein Mann aus Syrien, Griechenland, Türkei, Polen, Irak, Afghanistan, Indien und Mazedonien – an dem Theaterstück. Finanziert wird das Theater- und Qualifizierungsprojekt vom Jobcenter Bochum. Kooperationspartner des Wittener Bildungsträgers Projektfabrik ist der ViA Ruhr – Verein für integrative Arbeit Bochum.
Ergänzt werden die Proben um ein Sprach- und ein Bewerbungstraining. „Es geht darum, die Menschen spielerisch mit Kunst und Theater zu aktivieren“, erklärt Ronja Gerlach, Projektmanagerin von der Projektfabrik. „Georg Büchner“ als Impulsthema gab die Projektfabrik vor; für sein Stück „Leonce und Lena“ aus dem Jahr 1836 haben sich die Teilnehmer entschieden. Illusion, Gesellschaftskonflikte, freier Wille und Selbstbetrug seien Themen, die das Stück aufgreife, erläutern die Darstellerinnen Penelope und Amira. „Wir haben uns gefragt, gibt es so etwas wie einen freien Willen“, erklärt Theaterpädagogin Merima Horozovic. „Oder kann es sei, dass alles nur Illusion ist?“

Theater ist pure Kommunikation.

Das Theaterspielen soll den Projektteilnehmern zum Beispiel dabei helfen, ihre Sozialkompetenzen zu schulen. Auch verschiedene Nationen und Mentalitäten treffen aufeinander, die ein gemeinsames Ziel verwirklichen sollen. „Außerdem geht es um Kommunikation, denn Theater ist pure Kommunikation, und um die Selbstwahrnehmung“, so Horozovic.
Wie gut das funktioniert, schildert sie am Beispiel von Teilnehmerin Ayhan, die zunächst sehr unsicher war, ob sie das Angebot des Jobcenters, an dem Projekt teilzunehmen, annehmen sollte. „Sie war sehr schüchtern“, sagt die Theaterpädagogin. „Jetzt spricht Ayhan von sich aus, hat eine andere Haltung und spielt die Königin.“

Selbstbewusstsein und Sprache

Die übrigen Teilnehmer sind von dem Projekt ebenfalls angetan. „Ich finde es toll. Wir lernen hier und haben viel Spaß“, berichtet Penelope, die in die Rolle von Leonces Vertrauter Valeria schlüpft. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Projekt“, sagt Amira, die künftig gern die Schauspielerei als Hobby betreiben möchte. „Es hilft beim Selbstbewusstsein und ist wichtig für die Sprache.“
Apropos Sprache: Die Darsteller verwenden größtenteils Georg Büchners fast 200 Jahre alte Originalsprache. „Das war für alle eine Herausforderung“, sagt Merima Horozovic. Dazu war eine intensive Auseinandersetzung mit dem Text und den teilweise nicht mehr gebräuchlichen Wörtern notwendig. „Das ist auch für uns schön, wenn die Augen der Teilnehmer aufleuchten und sie sagen, dass ein Wort ein schönes Wort ist“, erzählt Sprachtrainerin Maren Winkler. Und wenn die Teilnehmer einen Satz, wie „Der Mensch muss denken“, in einem neuen Kontext verwendeten, zeige das, dass sie ihn verstanden hätten, freut sich Horozovic

Praktikum

Nach den beiden Theateraufführungen beginnt die zweite Phase des achtmonatigen Projekts JobAct: die berufliche Erprobung. Von Mitte November bis Mitte Januar treten die Teilnehmer ihre Praktika an. Alaa, der bei der Aufführung den Part des Erzählers übernimmt und Klavier spielt, wird sein Praktikum als Erzieher im St. Vinzenz machen. Amira hat einen Platz in einem Krankenhaus gefunden und sich sogar schon zum 1. März eine Ausbildungsstelle als Krankenschwester gesichert. „Wir bräuchten aber noch einen Praktikumsplatz in einer Apotheke für Aleksandra“, berichtet Bewerbungsmanagerin Martine Panteleon.

Kartenreservierung

Die Premiere von „Leonce und Lena – Frei nach Georg Büchner“ und die zweite Vorstellung finden am 8. und 9. November jeweils um 19.30 Uhr in der K.I.C.K. – Kunstkirche Christkönig am Steinring 34 statt. Der Eintritt ist frei, aber eine Kartenreservierung unter www.projektfabrik.org ist erforderlich.
Außerdem bitten die Organisatoren die Zuschauer darum, warme Kleidung zu tragen. Decken und Punsch werden bereitgestellt.

Die Darstellerinnen in der Eröffnungssequenz des Stücks „Leonce und Lena“.
Alle Beteiligten an der Inszenierung von „Leonce und Lena“, die am 8. November in der K.I.C.K. – Kunstkirche Christkönig Premiere feiert.
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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