Verrücktes Heimwerken
Es gibt Verschleißteile. Nein, ich meine nicht unsere eigenen, die mit dem Alter ja doch bedenkliche Ausmaße annehmen. Auch nicht die Sollbruchstellen gewisser Gerätschaften, die so nett von der Industrie eingebaut sind, um uns zu erfreuen. Es gibt ganz einfach Verschleißteile, die nach einer geraumen Zeit das Zeitliche segnen und dann ausgetauscht werden müssen.
So war das auch heute mit der Verbindung meines Klodeckels, dieser kleinen Gewinde, die von Zeit zu Zeit kaputt gehen. Meine Klobrille saß jetzt schon ein paar Tage schief auf ihrem Untersatz, immer schiefer und löste sich an einer Seite dann ganz, so dass gewisse Verrichtungen schwieriger wurden.
Also nichts wie hin zum Baumarkt und für Ersatz gesorgt. Welchen Engel hatte ich da zur Seite, dass ich nicht die Metallversion sondern die aus Plastik nahm?
Denn als das Ganze montiert werden sollte, stellte ich traurig fest, dass der Durchmesser des Plastikrohres nicht mit der Öffnung im Klo übereinstimmte. Zu groß. Was tun? Was nicht passt, wird passend gemacht, dachte die Heimwerkerin, also ich. Zunächst versuchte ich es mit Schmirgeln. Das Schmirgelpapier wurde brennend heiß, aber der Umfang des Stiftes hatte sich in keinster Weise zum Positiven, sprich Passenden, geändert. Nein, so ging das nicht. Mit dem Teppichmesser schnitzen, bis er die richtige Größe hat? Ein sehr gewagtes Unterfangen, aber gut, das tat ich, vorsichtig bedacht, vom Körper weg zu schnitzen, denn das Schnitzen ging nur mit einem jähem Ruck, und wer wusste schon, wo der landet. So ein Unsinn, dachte ich, das ist doch Spritzguss, und Spritzguss hat die Angewohnheit, bei Hitze weich zu werden. Ein Feuerzeug tat Wunder, ließ alles weich werden, und dann sofort geschnitzt. Die erste Seite gelang, die zweite nicht. Also mit Gewalt alles rein hämmern. Hauptsache, ich erwischte nicht die Kloschüssel in einem plötzlichen Anfall von Ungeduld.
Die nachfolgende Schrauberei und Dreherei auf den Knien, gebeugt über die Toilettenschüssel war mehr als lästig. Zwischenzeitlich begann ich, es mir im Badezimmer gemütlich zu machen, holte einen Tee und legte Musik auf. Zum Schluss hatte ich, nach wiederholtem Erhitzen und Schnitzen, die Verbindung ganz gut hingekriegt. Fast. Denn eigentlich passten diese ganzen Gewinde auch von der Breite her irgendwie nicht mit dem Klodeckel zusammen. Doch ich bin beruhigt. Er ist fest.
Hätte das wirklich ein alter Freund gemacht, wie er angeboten hatte, hätte ich massive Vorwürfe bekommen, warum ich den Durchmesser nicht vorher ausgemessen hätte. Gut, dass ich das alleine fabriziert habe!
Es geht doch nichts über Heimwerkerinnen!
Autor:Ingrid Dressel aus Bochum |
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