Thomas Anzenhofer präsentiert in den Kammerspielen seinen Krimi „Solo für Kruske“ - auch ein Hörbuch ist geplant
„Verbrechen, Musik und Video“

Thomas Anzenhofer (Zweiter von links) und seine Musiker bereiten dem Publikum ein ganz besonderes Krimivergnügen - mit "Videobeweis". | Foto: Gramm
  • Thomas Anzenhofer (Zweiter von links) und seine Musiker bereiten dem Publikum ein ganz besonderes Krimivergnügen - mit "Videobeweis".
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„Mein erster Krimi spielt in der Stadt B., weil ich über Dinge schreiben will, die ich kenne“, erzählt der Schauspieler und Musiker Thomas Anzenhofer über „Solo für Kruske“ und wird auch ganz konkret, „eine Nachtbar im Bermudadreieck und eine Immobilienfirma sind für Bochumer sicher wiederzuerkennen.“ - Am 20. Januar präsentiert Anzenhofer „Solo für Kruske“ in den Kammerspielen; der Abend ist allerdings bereits ausgebucht. Wer leer ausgegangen ist, braucht sich allerdings nicht zu grämen: Ein Hörbuch wird in Kürze erscheinen und auch weitere Lese-Abende fassen Anzenhofer und seine Mitstreiter ins Auge.
Denn auch „Solo für Kruske“ kommt natürlich nicht ohne Musik aus; schließlich hat Thomas Anzenhofer, von 1986 bis 1995 Ensemblemitglied am Schauspielhaus, in jüngerer Zeit mit seinen Johnny-Cash-Abenden an der Königsallee Erfolge gefeiert. „Auch meine Lesungen verbinde ich mit Musik und spiele Gitarre“, verrät er. Um seinem Kommissar Kruske einen würdigen Soundtrack zu verpassen, holt sich Anzenhofer wie zuvor schon in der Christuskirche in den Kammerspielen Verstärkung: Tarik Dosdogru (Vibraphon), Rüdiger Scheipner (Tenorsaxophon und Bassklarinette) und Christoph Kammer (Bass) sind mit von der Partie. Mit Dosdogru und Kammer spielt Thomas Anzemhofer auch in der Country-Band „4 Boys named Sue“ zusammen.

Poetisch – oder albern

Dabei erscheint Anzenhofers Kommissar keinesfalls im Country-Gewand: „Meine Musiker sind Jazzer, spielen aber keinen Free Jazz, sondern durchaus melodische Musik, die die Handlung kommentiert.“ - Einer der Schauplätze der Handlung ist das Musikforum.
Die Verbindung von Musik und Literatur ist an sich nicht ungewöhnlich – der Clou bei „Solo für Kruske“ liegt in der Verbindung mit einem dritten Element, wie Thomas Anzenhofer erklärt: „Bei meiner Lesung 'Heimat ist auch keine Lösung' in den Kammerspielen hatte ich die Idee, auch Live-Video miteinzubeziehen. Dabei ist nichts vorgefilmt, sondern wirklich alles live. So entsteht eine Illusion, ein Quasi-Kino. Das ist poetisch – oder albern.“ Unterstützung erhält er dabei vom renommierten Bochumer Kollektiv „Impulskontrolle“, das auf Live-Video am Theater spezialisiert ist.
Die Verbindung von Lesung und Musik mit Live-Video ist ein aufwendiges Unterfangen. „Das Lesen ist nicht das eigentlich Anstrengende“, erklärt Anzenhofer, „sondern die Multi-Tasking-Arbeit ist nervenzerrend. Aber auf diese Weise erschaffen wir etwas, das es meines Wissens so noch nicht gibt. Das Video fungiert als Bindeglied zwischen Musik und Text.“ - Die Musik haben Tarik Dosdogru und Rüdiger Scheipner eigens komponiert. „Das ist schon deshalb angenehm, weil man niemanden um Erlaubnis fragen muss, ob man seine Musik verwenden darf“, gibt Anzenhofer Einblick.

Bei der Ehre gepackt

Auch als Rezitator hat er da so seine Erfahrungen gemacht: „Als ich einen Max-Goldt-Abend geplant habe, sagte mir der Agent: 'Max Goldt darf nur von Max Goldt gelesen werden.'“ - Auch deshalb lag es für Anzenhofer nahe, selbst einen Krimi zu schreiben. „Die Idee hatte ich schon vor zwei Jahren und am Anfang ging das Schreiben auch ganz schnell“, erinnert sich Anzenhofer, „aber im Frühjahr des vergangenen Jahres hatte ich dann eine Schreibblockade. Als einer meiner Musiker dann bei einer 'Tatort Jazz'-Veranstaltung dem Publikum erzählt hat, wie lange das mit dem Schreiben dauert, war ich bei meiner Ehre gepackt und habe die Geschichte in der sommerlichen Hitze zu Ende gebracht.“
Dass die Story im Musiker-Milieu angesiedelt ist, dürfte kaum überraschen. Thomas Anzenhofer verrät jedoch noch ein bisschen mehr: „Die Geschichte ist skurril und trotzdem spannend. Auf einen Showdown verzichte ich.“ - Und die Hauptfigur, jener Kommissar Kruske? „Er ist um die 50 und sehr eigenwillig“, charakterisiert der Autor, „er hat nicht viele Freunde und Probleme mit dem Alkohol.“ Als Kruske suspendiert wird, ermittelt er auf eigene Faust weiter. „Die Geschichte ist klassisch angelegt: Es war nicht mein Anspruch, den Krimi neu zu erfinden. Es gibt aber ein überraschendes Ende“, verspricht Anzenhofer.

Wie es weitergehen soll

Er hat mit Kruske noch weitere Pläne: „Bei einem Klassentreffen in Ulm habe ich eine ehemalige Mitschülerin wiedergetroffen, die heute Lektorin in München ist. Sie will mir helfen, einen Verlag zu finden.“ - Dafür müssen jedoch zunächst noch weitere Kurzgeschichten entstehen. „Bis das Buch erscheint, wird es noch etwas dauern“, sagt der frischgebackene Schriftsteller. - Dagegen darf sich das Publikum schon bald auf ein Hörbuch mit der ersten Geschichte „Solo für Kruske“ freuen, wie Anzenhofer in Aussicht stellt: „Ich habe im Studio schon viel eingelesen.“
Auch ansonsten wollen er und seine Mitstreiter 2019 nicht die Hände in den Schoß legen: „Mit den '4 Boys named Sue' planen wir, alle zwei Monate in einem Bochumer Theater aufzutreten - ein Jour fixe also.“ - Auch Anzenhofers Recherchen bei der Polizei, die er angestellt hat, um seinen Kommissar Kruske authentisch darstellen zu können, haben musikalische Früchte getragen: „Ich habe einen Beamten getroffen, der seit 30 Jahren Gitarre spielt. Mit ihm habe ich das Duo 'Too Old to Die Young' gegründet.“ - Gemeinsam beackern die beiden nun das weite Feld des Alternative Country.
Den Bochumer Theaterfans brennt natürlich noch eine weitere Frage unter den Nägeln: Wird Thomas Anzenhofer in absehbarer Zeit wieder als Schauspieler auf einer Bochumer Bühne zu sehen sein? - „Mit der Verbindung aus Musik und Rezitation mache ich heute genau das, was ich mir immer erträumt habe“, dämpft er solche Erwartungen, fügt aber an, „grundsätzlich hätte ich nichts dagegen, wieder einmal für eine einzelne Inszenierung in meinem erlernten Beruf zu arbeiten. Konkret geplant ist allerdings nichts.“

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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