Diskussion im Schauspielhaus mit ehemaligen Intendanten und anderen prägenden Persönlichkeiten der Bochumer Theatergeschichte
Über das Theater in unruhigen Zeiten
Zum Festakt anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Schauspielhauses am vergangenen Samstag waren im Schauspielhaus Persönlichkeiten zu Gast, die in den vergangenen Jahrzehnten die künstlerische Handschrift an der Königsallee entscheidend mitgeprägt haben: Neben den ehemaligen Intendanten Leander Haußmann, Matthias Hartmann, Elmar Goerden, Anselm Weber und Olaf Kröck saßen Amtsinhaber Johan Simons, Claus Peymanns Dramaturg Hermann Beil und Tanzteaterpionierin Reinhild Hoffmann auf dem Podium.
Die Journalistin Sonia Seymour Mikich und Vasco Boenisch, als Chefdramaturg am Schauspielhaus tätig, befragten die Gäste zu ihren Erinnerungen an Bochum und zur gesellschaftlichen Relevanz des Theaters in der heutigen Zeit. Auf die Frage, ob die Bühnenkunst auf Entwicklungen wie das Erstarken der AfD reagieren müsse, hatte Anselm Weber, bis 2017 Intendant in Bochum, eine klare Antwort: "Das Theater muss sogar darauf reagieren - auch in seinem eigenen Interesse. Die AfD stellt schließlich die Subventionierung der Kultur massiv in Frage."
Reinhild Hoffmann, während Frank-Patrick Steckels Intendanz bis 1995 am Schauspielhaus tätig, hat in der Bochumer Theatergeschichte deutlich sichtbare Spuren hinterlassen - nicht zuletzt, weil sie die Zeche 1 als Spielstätte etabliert hat: "Heute werden viele ehemalige Zechen für Kulturveranstaltungen genutzt - damals war das noch ungewöhnlich."
Ohne erhobenen Zeigefinger
Als der Bildungsauftrag des Theaters zur Sprache kam, positionierte sich Olaf Kröck, in der Saison 2017/2018 Intendant in Bochum und zuvor Chefdramaturg bei Anselm Weber und mittlerweile für die Ruhrfestspiele in Recklinghausen verantwortlich, klar für das "traditionelle" Kinder- und Familienstück zur Weihnachtszeit, das einen bekannten Stoff der Kinderliteratur aufgreift: "In unseren acht Jahren in Bochum ist es uns gelungen, mit unseren Kinderstücken 90 Prozent aller Bochumer Grundschüler zu erreichen - unabhängig von der kulturellen und sozialen Herkunft der Kinder. Bei diesen Produktionen ist es wichtig, die technischen Möglichkeiten, die das Große Haus in Bochum bietet, voll auszuschöpfen, um den jungen Zuschauern ein unvergessliches Erlebnis zu bieten. Schließlich handelt es sich oft um den ersten Kontakt zum Theater, das unbedingt an seinem Bildungsauftrag festhalten muss - freilich ohne den Zeigefinger zu erheben."
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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