Joachim Król und Lucas Vogelsang lesen am 20. Mai in den Kammerspielen
Tief im Westen Ostgeschichten erforschen
„Joachim Król ist ein Herner Junge und hat auch schon am Bochumer Schauspielhaus auf der Bühne gestanden“, begründet der Journalist Lucas Vogelsang, warum das Buch „Was wollen die denn hier?“, das er gemeinsam mit dem bekannten Schauspieler verfasst hat, am 20. Mai an der Königsallee erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird. Die Reise, auf der die beiden Autoren herausfinden wollten, wie die deutsche Teilung 30 Jahre nach dem Mauerfall in den Köpfen weiterwirkt, hat genau hier begonnen: in Bochum und Wattenscheid.
Die Idee, gemeinsam ein solches Projekt zu realisieren, hatten Vogelsang und Król bereits 2009, als sie im Schauspielhaus Hamburg aufeinandertrafen. Dabei kamen sie auch auf Detlev Bucks Film „Wir können auch anders“ aus dem Jahre 1993 zu sprechen, in dem Król an der Seite von Horst Krause, bereits in der DDR ein anerkannter Theaterschauspieler, die Hauptrolle spielt. „Joachim“, erzählt Lucas Vogelsang, „wollte immer noch einmal hinfahren und den Osten erkunden.“ So wurde der längst zum Kultfilm gewordene Streifen „Wir können auch anders“ zum Ausgangspunkt der gemeinsamen Reise.
Erster Anlaufpunkt des im Buch geschilderten Trips durch die Republik ist jedoch gerade keine Stadt in den „neuen“ Bundesländern, sondern die Reise beginnt in Bochum. Vogelsang erzählt: „Ich habe auch eine Verbindung zu Bochum, weil ich Stadtschreiber Ruhr bin. So haben wir tief im Westen Ostgeschichten geschrieben.“ - In Bochum begegneten sie Ursula Thom, in der DDR Polizistin und am 7. November 1989, zwei Tage vor dem Mauerfall, aus der DDR geflüchtet. Über Umwege ist die heute 69-Jährige nach Bochum gekommen und erinnert sich an die Enge der DDR, an den Einfluss der SED und der Stasi.
Ein DDR-Kabinett in Wattenscheid
Ein gänzlich anderes Bild der DDR zeichnet Andreas Maluga, der in Wattenscheid sein DDR-Kabinett mit 16.000 Exponaten hütet – Unterlagen, Literatur und Uniformen, die auch schon in Filmproduktionen zum Einsatz gekommen sind. „Für Maluga war und ist die DDR ein Sehnsuchtsort“, resümiert Vogelsang und erzählt weiter, „wir haben ihn mit Ursula Thom zusammengebracht und beide kommen auch zur Buchpremiere.“
Das Ruhrgebiet, das sich manchmal als eigentlicher Verlierer der Wiedervereinigung fühlt, ist der ideale Ort, um „tief im Westen den Osten zu verstehen“, wie Vogelsang es ausdrückt. Von Bochum ging es über die A2 weiter nach Berlin und dann nach Boltenhagen an der Ostsee. „Die Menschen haben uns in ihre Wohnzimmer gelassen“, erzählt Vogelsang, „für die einen ist der Mauerfall ein Moment der Identitätsstiftung, für die anderen eine traumatische Erfahrung. Je weiter man sich von der Zeitzeugenschaft entfernt, desto mehr verblasst die Einteilung in Ost und West. Für heutige Jugendliche spielt sie kaum noch eine Rolle.“ - Am 20. Mai werden Vogelsang und Król nun in den Kammerspielen aus ihrem Buch lesen und von ihrer Reise berichten.
Termin
- Joachim Król und Lucas Vogelsang lesen und erzählen am Montag, 20. Mai, um 19.30 Uhr in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15. Karten gibt es unter Tel.: 3333 5555 oder auf: www.schauspielhausbochum.de.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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