Theater an einem ungewöhnlichen Ort: Junges Ensemble zeigt Genets „Die Zofen“

Auf diesen Bildern zeigt Regisseur Luca Hennig seine ganz persönliche Sicht auf die drei Frauen, die sich in Genets "Die Zofen" in ein fatales Beziehungsgeflecht verstricken. | Foto: Hennig
  • Auf diesen Bildern zeigt Regisseur Luca Hennig seine ganz persönliche Sicht auf die drei Frauen, die sich in Genets "Die Zofen" in ein fatales Beziehungsgeflecht verstricken.
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Eine Besonderheit der Theaterarbeiten des jungen Netzwerks zwanzigfuenfzehn (zfz) ist, dass häufig die räumlichen Gegebenheiten zu einem zentralen Bestandteil der Inszenierungen werden. Dies gilt in besonderer Weise für Jean Genets „Die Zofen“, die im Haus der Kortumgesellschaft vor nur jeweils 18 Zuschauern auf die Bühne kommen.

Das Stück, 1947 in Paris uraufgeführt, beschreibt ein fatales Beziehungsgeflecht zwischen drei Frauen. Nach dem Willen des Autors sollten alle Rollen mit männlichen Schauspielern besetzt werden, was in der Aufführungsgeschichte jedoch selten geschehen ist.
Regisseur Luca Hennig, der im vergangenen Jahr am Prinzregenttheater die Titelrolle in Albert Camus' „Caligula“ gespielt hat, besetzt die Rollen der beiden Zofen mit Joyce Thumb von Neuburg und Dyana Krupezki, die aus verschiedenen Produktionen am Schauspielhaus, am PRT und am Rottstr5-Theater bekannt ist. Die „gnädige Frau“ wird von Lukas Vogelsang verkörpert, der an der Rottstraße in der vielbeachteten Action-Lesung Edward, dem Hamster seine Stimme verleiht.

Gnadenloser Sog

In einem liebevoll gestalteten Bühnenbild geraten die Agierenden in einen gnadenlosen Sog aus Unterwerfung, Missbrauch und Sich-missbrauchen-Lassen. Den Rahmen bietet ein Gebäude-Ensemble am Stadtpark, schräg gegenüber vom Kunstmuseum, einst als Parkwächter- und Toilettenhaus errichtet, heute von der Kortumgesellschaft als Domizil genutzt.
Im weiß verputzten Raum mit den Original-Kacheln der 1920er Jahre macht die zwanzigfuenfzehn-Crew die Zuschauer zu Zeugen einer Intrige, die zeigt, dass die Maßstäbe in der auf der Bühne zum Leben erweckten Welt längst auf verstörende Weise verschoben sind. Das künstlerische Team bereitet den Zuschauern eine Erfahrung zwischen fadenscheinig gewordenem Luxus und Sehnsucht nach der radikalen Tat, die von moralischen Fesseln befreit. – Eine Welt, aus der es auch für den Zuschauer keinen einfachen Ausweg gibt – und gerade deshalb absolut sehenswert.

Termine
„Die Zofen“ ist am Montag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr erneut im Haus der Kortumgesellschaft, Bergstraße 68a, zu sehen.
weitere Termine: Freitag, 12. Oktober; Samstag, 13. Oktober; Samstag, 3. November; Sonntag, 4. November; Freitag, 16. November; Samstag, 17. November. Alle Vorstellungen beginnen um 19.30 Uhr.
Der Eintritt ist frei. Reservierungen unter ticket@zwanzigfuenfzehn.net.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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