Suche den Frieden und jage ihm nach

Suche den Frieden
„Was denkst du, auf wie vielen Leichenbergen von Kriegen und Gewalt befindet sich unsere Zivilisation?“ Ich erschrak. Darauf konnte ich nicht antworten, gab es keine Antwort., es war utopisch, weil die Zahl in utpische Größen ging und Menschen trotz besserem Wissen, trotz Philosophen, den Weisen und Religionen niemals in der Lage gewesen waren, Gewalt zu vermeiden, auch wenn sie glaubten, nach ehrenwerten Prinzipien zu handeln. Und nun wurden alle mit einem Denken zum Haben, Geld, und Gier nach Geld überflutet . Wer konnte aus diesem Kreislauf herauskommen?
Wenn ich durch unsere Großstädte ging, wenn sie auch oberflächig etwas Schillerndes Faszinierendes hatten, mit ohren spiegelnden Glas - und Fensterfluten, übergroßen Plakatwänden und Leuchtreklame, musste ich meine Aufmerksamkeit gezwungenermaßen auf diese die Sinne überfluteten Dinge lenken, die wie eine großartige Schau verleiten, bewegen sollten, um sich wohl zu fühlen und sich mit Geschenken aus ihrem Reichtum zu versorgen. Die Dinge brauchte man eigentlich nicht, doch man wolte asich etwas gönnen, dazu gehören. In der Stadt des Fortschritts war ich durch diesen Fortschritt restlos überfordert.
„Suche den Frieden und jage ihm nach!“
sah ich auf einem Aufkleber. Der Spruch aus dem alten Testament zeigte eindeutig, dass diese jagende, ergebnislose Suche nach Frieden nicht erst durch unsere Großstädte entstanden war, wei jetzt in der städtischen Fußgänerzone, wo der Lärm des unnterbrochernen
Hintergrundrauschens nicht zu überhören war. Leute erhöhten die Stimmlage, manche hörten gar nichts, den Blick wie hypnotisiert auf ihren begleitenden Gefährten in Taschenformat gerichtet. Und doch wirkten sie eher müde und abgespannt und glichen in Haut und Pose den dürren Schaufensterpuppen mit ihren fahlen, leblosen Gesichtern.
Es musste schnell gehen, schnell eingesogen und schnell verdaut, den die Zeit war wichtig, „Zeit ist Geld.“ Die große Ampelanlage schwebte darüber und zeigte „ROT“ - „Stopp!“ - doch das geschäftige Treiben pulsierte wie im Ameisenstaat. unermüdlich weiter.
Ameisen schließen sich durch Geruch an die Vorgänger an, und es konnte passieren, wie Watzlawick feststellte. Dass sich die Nachhut mit der Vorhut verband. Das Dilemmea wurde daraus, sie gingen im Kreis.
Und was wollten wir eilenden Menschen in der Stadt, was suchten wir, glaubten zu finden?
Ich war restlos überfordert, man konnte schon sagen, belästigt, durch diesen Massenkonsum, sehnte mich nach Ruhe, einem persönlichen Raum, etwas Eigentliches, wo ich Ich sein konnte und träumte von einer hölzernen Gebirgsbank nach langer Wanderun, die wie plötzlich am Wege stand und ich mich mit all meinen Gedanken und Wünschen einludt, zum Ausruhen - Entspannen - Nichts tun und nichts denken. Vergessen, diesen „Lärm um Nichts“.
Da entdeckte ich mitten in der Stadt in einer kleinen Seitenstraße eine Kirche, ein Gotteshaus, eine Rettung, Ruhe zu finden, abzuschalten, zu mir zu kommen. Auf dem gut gemähten Vorgartenrasen stand in einem Schaukasten mit diversen kirchlichen Angeboten:
“Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde“.
Um welche Glaubensrichtung es sich hier handelte, war mir egal. Religionen waren doch nur unterschiedliche Aspekte von ein und derselber Sache. wie Äste an einem gemeinsamen Baum, im gleichen Boden gegründet, vom gleichen Saft genährt.
Ich drückte die die schmiedeeiserne Klinke an der mächtigen Holztür, doch die Kirche war zu - abgeschlossen - niemand da!
Hier schien es die Einkehr nur zu bestimmten Zeiten zu geben, mit wenig Raum des Friedens für einen unruhigen Geist, mehr ein organisiertes Ritual ohne Freiraum für Kontemplation und Muße, ein vorgegeben dogmatisches Christentum in der Förmlichkeitt einer Frömmigkeit. Für ständige Besucher war keine Zeit und mitunter auch kein Geld vorhanden.
Hatte Gott hier etwa auch nur bestimmte Sprechstunden mangels Kapital?Ich seufzte, schaute zum Himmel empor und hoffte auf ein Zeichen.
Die Bergbank kam mir wieder in den Sin ich spürte fast das grobe Holz die eingeritzten Botschaften ehemaliger Besucher, zwei Herzen mit ihren Initialien, Menschen, die ihre Liebe festhalten wollten.
Sehr zufrieden würde ich dort sitzen könne, mit dem Blick auf ein weites grünes Tal, dem Somnenspiel der sich verändernden Wolkenbilder, geborgen in dem dunkeln Rauschen der Tannen hinter mir und dem süßen Zwitschern der Vögel in den Ästen. Hier, in dieser Umgebung trat das Innen nach Außen und das Außen nach Innen, bildete Harmonie, ganz einfach im Sein, denn...
- Hier hatte Gott immer Zeit! -

Autor:

Ingrid Dressel aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.