Steptanzschule Stepgebiet auf ExtraSCHICHT - persönliche Eindrücke
Heute schon Tequila gesteppt?
Zeche Waltrop.
Da waren wir also wieder. Unser großer, majestätischer Hund Delf begrüßte uns schwanzwedelnd und zählte im Stillen die Anzahl der Zweibeiner. 36 besteppschuhte Füße. Jawoll, alle da! Zufrieden machte er es sich auf einer der Holzplatten gemütlich. Ganz im Partnerlook mit unserem schwarz-weißen Maskottchen bekamen wir letzte Instruktionen sowie die obligatorischen Bändchen, die uns als Mitwirkende identifizieren sollten.
Was sahen wir aber auch diesmal stylisch aus: Schwarze Hose, wahlweise schwarze oder weiße Bluse, Krawatte mit Klaviermuster. Wir fröstelten noch etwas in der Kühle des frühen Sommerabends (der das Wörtchen „Sommer“ eigentlich noch nicht verdiente). Ein argwöhnischer Blick ging zum bewölkten Himmel, doch an diesem Abend sollte es zu keinem spritzigen Aqua-Step kommen. Sicherlich waren einige Schuhe vom Regen des letzten Jahres noch immer feucht…
"Wir" - das waren 18 Frauen der Steptanzschule Stepgebiet aus Castrop-Rauxel. Vom Einsteiger über Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene war alles vertreten. Eine harmonische Truppe mit der Leidenschaft für Steptanz.
Bewaffnet mit unseren 100 x 70 cm Holzplatten machten wir uns auf den Weg zum Infostand der Zeche Waltrop. Etwas komisch sah es schon aus, als sich 18 Holzplatte nebst Besitzerin in Bewegung setzten - doch genau das war es, so sollten wir an dem Abend noch feststellen, was den Reiz unserer Darbietung ausmachte. Wer hat schließlich schon immer seinen eigenen, kleinen Tanzboden unterm Arm? Je nach Bedarf konnten wir unsere Platten kurzerhand auf den Boden werfen und eine kleine Choreographie präsentieren. Unsere Chefin Kristina hatte wieder mal den richtigen Riecher gehabt. Und genauso geschah es auch sogleich. Während die ersten Besucher eintrudelten, bekamen sie gleich eine Kostprobe dessen, was sie durch den ganzen Abend begleiten würde.
Techno-Schritt. 20 Sekunden Hammerschläge in einem rasenden Stakkato, das sich noch steigern würde. Red Bull-Kanon, kurz und knackig, folgte auf dem Fuße. Erstaunte Besucher bleiben stehen und guckten interessiert zu. Einige zückten bereits ihre Smartphones oder Fotoapparate, um unser Warm-up für die Ewigkeit aufzunehmen. Paddles. 1-2-3-1-2-1. Die andere Version fiel mir leider nicht mehr ein, aber sie klang irgendwie ähnlich. Beim Shim Sham drehten wir uns im Kreis und versuchten, so viele Zuschauer wie möglich anzusehen. Natürlich hatten sie sich alle um uns herum verteilt, so dass unser organisiertes Chaos gerade richtig war, damit eine Seite nicht nur unsere entzückenden Rücken bewundern mussten. Unsere F-Gruppe präsentierte ihre kleine, eigene Choreographie, die wirklich außergewöhnlich wirkte und klang. Mit den Timesteps, die auch im Laufe des Abends schneller und schneller werden sollten, beendeten wir unsere erste Runde - irgendwann wollten die Besucher ja auch mal endlich die Zeche betreten.
Eine unserer Aufgaben bestand darin, die Besucher vom großen Bühnenplatz hinüber zum sogenannten „Darkroom“ zu bringen, wo Tanzdarbietungen aus Licht und Schatten aufgeführt wurden. Mit unseren Holzplatten unterm Arm reihten wir uns zur Polonaise ein und los ging’s.
Dieser Moment, wenn die Polonaise beginnt… Laut hallte der erste Stamp des Trainsteps über das Gelände. Genau wie die Choreo es befahl, wurden wir immer schneller, als sich unser langer Zug in Bewegung setzte. Der Klang auf Asphalt lies einiges zu wünschen übrig, aber wir erregten genug Aufmerksamkeit. Einige Besucher folgten uns artig. Vorbei an den BMW-Fahrern, die ihre halsbrecherischen Künste auf einer Rampe unter Beweis stellten, und auch vorbei an dem netten Café Stromberg, das an diesem Abend - bedauerlich für uns - eine geschlossene Gesellschaft beherbergte. Am „Darkroom“ angekommen legten wir eine weitere flotte Sohle auf die Holzplatten, diesmal mit Tequila, kleinem Kanon und den „steifen Beinen“. Wenig später steppten wir im „Darkroom“ - der Klang unserer Schuhe dort war fast ohrenbetäubend. Einfach grandios!
Dienstbeflissen zog unsere Polonaise weiter. Beinahe hätte ich mit meiner Holzplatte einen der BMW-Fahrer umgehauen; der junge Mann trug es mit Fassung und radelte jedoch schnell davon. Holzplatten sind gefährlich, habe ich ja gleich gesagt…
Das Manufactum mit seinem exklusivem Warenangebot lockte uns magisch an. Wir parkten unsere Holzplatten am Eingang, denn auf den herrlichen Bodenfliesen bedarf es keiner zusätzlichen Soundhilfe. Wieder die Polonaise. Gekonnt und entspannt steppten wir durch die Gänge des Geschäftes. Vorbei an Werkzeugen, Bekleidung und Schreibmaterial bis hin zu Porzellan und Gläsern. Die Besucher staunten nicht schlecht, als wir uns nach der Polonaise verteilten und mitten im Laden zwischen all den Kostbarkeiten einige unserer Special Acts zum Besten gaben. Flashmob lässt grüßen. Wir steppten hinaus - und gleich in das kleine Café nebenan. Leider bot uns keiner einen (wohlverdienten) Kaffee an, als wir zwischen Stühlen, Tischen und natürlich den staunenden Besuchern unsere Nummer abzogen. Später erfuhren wir, dass der Applaus noch nachhallte, als wir schon längst wieder auf dem Weg nach draußen waren. Von dieser Stelle herzlichen Dank.
Natürlich mussten wir auch der Kunstausstellung in der Lohnhalle einen steppenden Besuch abstatten. Zweimal tanzten wir durch die Reihe der Stahlkonstruktionen und hoch zur Galerie, die eine hervorragende Bühne bot. Irgendwie legten wir bei den Timesteps noch eine Schüppe an Tempo oben drauf. Überhaupt waren es wohl die Timesteps, für die wir jedes Mal den meisten Applaus einheimsten. Dies war sicherlich der Länge der Choreographie geschuldet.
Waren wir eigentlich schon im Manufactum gewesen? Und im Café? Die Dunkelheit war bereits über die Zeche eingebrochen, als wir noch einmal durch die Reihe des Geschäftes steppten. Auch diesmal ging kein Porzellan zu Bruch, was bei unseren ausladenden Armbewegungen schon mal der Fall hätte sein können. Wieder blitzen Kameras auf, und die Leute schauten sichtlich begeistert zu. Im Laufe des Abends wurden wir öfters auf unsere Schuhe angesprochen. Bereitwillig wurde erklärt und gezeigt. Eine Besucherin bewunderte unsere Ausdauer, den ganzen Abend durch die Gegend zu steppen. Doch nicht nur die Besucher waren begeistert - wir waren es auch! Es machte Spaß, durch die Menschenmenge zu wuseln, die Leute mit vielleicht nur einem kleinen Stück zu überraschen.
Wenn man hinter sich Hufschlag hört, könnte es das Stepgebiet sein…
In diesem Sinne… bis zum nächsten Jahr auf ExtraSCHICHT!
Autor:Daniela Dohmen aus Bochum |
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