Volkstrauertag: Schulen und Volksbund realisieren ehrgeiziges Projekt
Stelen verhindern das Vergessen
Zu Beginn der Bildungspartnerschaft von Hildegardis- und Goetheschule mit dem Bochumer Volksbund war es nur ein Plan: den 307 verstorbenen Zwangsarbeitern, die während der Nazi-Diktatur in Bochum ums Leben kamen und auf dem Blumenfriedhof beerdigt wurden, ihre Namen zurückzugeben. Denn nichts deutete auf dem Gräberfeld darauf hin, wer hier bis zum Kriegsende bestattet worden ist. Doch dann entstand die Idee, dort für sie zwei Gedenkstelen zu errichten.
Aber bevor es so weit war, mussten die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung von Ursula Fries, der Leiterin des Kooperationskurses „Geschichte“, und der Bildungsbeauftragten Kinga Kaczmierzak vom Volksbund in Essen erst noch herausfinden, wer an dieser Stelle zur letzten Ruhe gebettet worden war.
Mit Hilfe von Peter Dittert vom städtischen Friedhofsamt und Recherchen im VDK-Zentralregister in Kassel ist es gelungen, die Namen sowie Geburts- und Todesdaten sowie die Herkunft der Verstorbenen zu ermitteln und eine – wenn auch nicht in jedem Fall vollständige – Liste zu erstellen.
Im zweiten Jahr des Geschichtsprojektes entwickelten die Schülerinnen und Schüler beider Gymnasien, diesmal unter der Leitung von Lehrer Tobias Ossmann, die Idee zu den beiden Gedenkstelen und überzeugten am Volkstrauertag 2018 nicht nur OB Thomas Eiskirch, sie auch umzusetzen. Nur wie dies realisiert werden könnte und wer die Kosten hierfür übernehmen würde, war damals noch nicht klar.
Glücklicherweise konnte der Volksbund dann aber mit Hilfe des Oberbürgermeisters und der Bochumer Landtags-Vizepräsidentin Carina Gödecke die Stahlfirma ThyssenKrupp und das Bochumer THW gewinnen, den Schulen nicht nur das Material für beide Stelen zur Verfügung zu stellen, sondern nach deren Fertigstellung auch deren aufwändige Aufstellung an den Zwangsarbeiter-Gräbern zu übernehmen. Ohne ihre großzügige und tatkräftige Unterstützung hätte dieses Gemeinschaftsprojekt niemals umgesetzt werden können.
Doch bevor die beiden Stelen am Volkstrauertag bei der offiziellen Kranzniederlegung auf dem Blumenfriedhof der Öffentlichkeit übergeben werden können, gab es für die Schülerinnen und Schüler noch viel zu tun: Unter Anleitung ihres Geschichtslehrers Manuel Mink von der Hildegardisschule und mit der technischen Unterstützung der ThyssenKrupp-Lehrwerkstatt in Höntrop wurden die Namen der 307 ehemaligen Zwangsarbeiter in Metallplättchen gefräst, dann poliert und auf den beiden Stahlplatten unter Verwendung eines Spezialklebers dauerhaft verschraubt.
Mit Unterstützung der städtischen Friedhofsverwaltung werden sie am Freitag aufgestellt. Damit findet ein beispielloses Projekt zur Erinnerungskultur seinen erfolgreichen Abschluss.
Feierstunde
- Die zentrale Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag – gestaltet von Schülerinnen und Schülern der Hildegardisschule – findet am Sonntag, 17. November, um 15 Uhr in der Aula der Hildegardisschule, Klinikstraße 1, statt.
- Sie wird anschließend um 16.30 Uhr auf dem Blumenfriedhof – Treffpunkt Trauerhalle am Haupteingang, Harpener Straße 1 – mit der gemeinsamen Kranzniederlegung für die Opfer von Krieg und Gewalt auf dem Gräberfeld von Zwangsarbeitern fortgesetzt.
- Dabei werden auch die Gedenkstelen offiziell eingeweiht.
- Das Totengedenken spricht anschließend OB Thomas Eiskirch.
- Auch die Arbeitsdirektorin Dr. Sabine Maaßen vom ThyssenKrupp-Vorstand hat ihr Kommen zugesagt.
Autor:Petra Vesper aus Bochum |
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