Prinz Regent Theater zeigt „Squash“ als Videokonferenz
Starke Dialoge
Das Prinz Regent Theater präsentiert mit Matthias van den Höfels „Squash“ bereits seine zweite Videokonferenz-Produktion. Die Beziehungskomödie im schnellen Rhythmus des Squash-Spiels sorgt für beste Unterhaltung – und operiert zugleich mit einem doppelten Boden, der die Sache erst richtig interessant macht.
Insofern ist „Squash“ vielleicht eher eine Tragikomödie – allerdings eine mit leichtem Komödienüberhang. Ausgangspunkt ist die Wiederbegegnung zweier Menschen, die zwei Jahre zuvor eine Beziehung hatten, die sie nun rekapitulieren: von der anfänglichen Begeisterung füreinander über die auf dem Fuß folgende Ernüchterung bis hin zur Trennung – und einem beim Ex-Partner vergessenen Squash-Schläger.
Die Kehle schnürt es einem beim Zusehen und -hören vor allem zu, als die Frau (Laura Thomas) – die beiden Protagonisten bleiben namenlos – von ihren Erlebnissen mit der Familie ihres Ex-Freundes (Tim-Fabian Hoffmann) berichtet. Gemeinsam hatte man nach dem Tod der Großmutter den Keller ausgeräumt und stieß dabei auch auf ein Glas Erdbeer-Rhabarber-Marmelade, die die Verstorbene für ihren Enkel eingekocht hatte. Und der ist bekanntermaßen allergisch gegen Erdbeeren...
Komisch und zugleich von großer Tiefe
Sehr komisch sind dagegen die Auseinandersetzungen der beiden über den Squash-Schläger, den die junge Protagonistin vor zwei Jahren bei ihrem Freund vergessen hat und den der bei diversen Umzügen immer wieder mitgenommen hat. Die Leidenschaft für diesen Sport hat die Frau ihrem Freund nie vermitteln können. So wird der vergessene Schläger, der die beiden auch nach der Trennung verbindet, zugleich zur Metapher für das, was sie nicht zueinander kommen lässt. Und am Ende kommen sie, die ihre Beziehung wohl innerlich doch noch nicht so ganz abgeschlossen haben, zu der befreienden Erkenntnis, dass man auch in einer Partnerschaft nicht alles miteinander teilen muss...
Uraufführung im Netz
„Squash“, ein Stück des Bochumer Autors Matthias van den Höfel, wurde jüngst im PRT als Online-Inszenierung uraufgeführt. Das Stück wurde 2019 bei „Spiel.Frei.Gabe“, dem gemeinsamen Dramatikwettbewerb von PRT, Rottstr5- und Zeitmaul-Theater, eingereicht, von der Jury allerdings nicht prämiert. Das Team des Prinz Regent Theaters war jedoch begeistert und als ein Stück für eine Videokonferenz-Produktion gesucht wurde, fiel die Wahl auf „Squash“. Hans Dreher, Künstlerischer Leiter des PRT, führt Regie. Zuvor hatte er bereits mit seiner Inszenierung von Rafael Ossami Saidys „Die Hausherren“, einem der Siegerstücke aus dem „Spiel.Frei.Gabe“-Wettbewerb, die Theaterfans vor dem heimischen Computer versammelt.
Zwei wunderbare Schauspieler
Die beiden Schauspieler agieren in einer Kleinst-Kulisse in ihrer jeweiligen Privatwohnung. Den beiden so sensiblen wie agilen Akteuren ist es zu verdanken, dass die Inszenierung, die ganz auf die Dialoge, die den Zuschauer immer wieder zur Stellungnahme auffordern, setzt, eine wirklich runde Sache ist. Es ist ein Genuss, das Mienenspiel von Laura Thomas und Tim-Fabian Hoffmann zu verfolgen – schließlich kommt die Kamera den beiden so nah, wie es den Zuschauern im Theater „vor Ort“ sonst nicht vergönnt ist.
Trotzdem wünscht man sich natürlich, „Squash“, das vom Autor Matthias van den Höfel eigentlich als Stück mit viel physischer Aktion angelegt ist, möglichst bald auch live auf der Bühne an der Prinz-Regent-Straße erleben zu dürfen – aber unbedingt mit Laura Thomas und Tim-Fabian Hoffmann...
Infos und Termine
- „Squash“ ist am Samstag, 6., und am Samstag, 13. Februar, jeweils um 19.30 Uhr als Videokonferenz-Aufführung zu sehen.
- Tickets können online erworben werden. Alle Infos dazu gibt es auf: prinzregenttheater.de.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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