Krippenausstellung in Bochum
So verschieden, und doch gleich
Rund um die Weihnachtsfeiertage bis ins neue Jahr stellt Rainer Prodöhl seine Krippen im Gemeindehaus St. Martin in Steinkuhl aus - und das bereits zum zehnten Mal. Dabei hat der Pensionär zu jeder seiner Krippen eine Geschichte parat.
„Manchmal juckt es mich schon in den Fingern, wenn sich Besucher eine Krippe etwas länger ansehen, ihnen die Geschichte dazu zu erzählen“, schmunzelt Rainer Prodöhl. Aber das macht der pensionierte Religionslehrer nicht.
Jede Krippe hat ihre eigene Geschichte
Stattdessen können sich die Besucher die Ausstellung im Gemeindehaus St. Martin die Ausstellung in aller Ruhe ansehen oder sich in einer Führung vom begeisterten Sammler die einzelnen Krippen erklären lassen. So hat jede Geburtsszene ihre eigene Geschichte. „In Afrika wird das Jesus-Kind entsprechend gezeigt. Es ist schwarz“, sagt Prodöhl, „In anderen Ländern ist es gelb oder weiß.“ Doch wenn man die Szene korrekt darstellen wolle, dann müsse Jesus wie ein Palästinenser aussehen, denn dort ist er der Überlieferung nach geboren.
Das ist jedoch nicht das einzige, was den Theologen an den Krippendarstellungen verschiedener Länder begeistert. „Meine Frau hat Verwandte und Amerika und Australien. Dort habe ich das erste Mal gesehen, dass es unterschiedliche Darstellungen der Geburtsszene gibt“, erinnert sich Prodöhl. Mit diesen Eindrücken im Gepäck ist er zurück nach Bochum gekommen. Schrittweise reifte die Idee, das auch seinen Schülern näherzubringen.
Der Glaube ist gleich
„Es gibt nicht nur Protestanten oder Katholiken. Eigentlich sind wir in unserem Glauben alle gleich. Und das wollte ich meinen Schülern vermitteln“, erklärt Prodöhl, der sich auch im Ruhestand weiterhin in seiner Gemeinde engagiert. So sind es im Laufe der Jahre immer mehr Krippen geworden.
Besonders beeindruckend ist eine Schilfkrippe mit der Anspielung auf Moses. Hier wird deutlich, dass beide Ereignisse in etwa zur selben Zeit passiert sind. „Darauf nimmt diese Krippe Bezug“, sagt der Theologe. Auch eine kleine und doch robuste Darstellung, aus Olivenholz geschnitzt, mit einem in Lotosblüten liegendem Jesus-Kind hat eine Anspielung auf das alte Ägypten. Hier wird Bezug auf Pharao Tutanchamun genommen, der ebenfalls mit Lotosblüten dargestellt wird. Entsprechend durchdacht sind die Exponate angeordnet.
Bochumer stellt Krippen aus
„Die ukrainische und russische Krippe habe ich bewusst nebeneinander gestellt. Wir glauben alle an das Gleiche, da gibt es keine Unterschiede“, sagt Prodöhl ernst. Erst habe er überlegt, seine Solidarität mit den Ukrainern noch weiter zu untermauern, hat sich dann aber dagegen entschieden. „Es muss nicht zu politisch werden.“ Viel wichtiger sei es, dass die Besucher sehen, wie in anderen Ländern Krippen gezeigt und interpretiert werden. Genau das will die Ausstellung zeigen: Mehr als 200 Krippen aus 97 Ländern sind zu sehen.
Wie seine Wunschkrippe aussieht? Prodöhl überlegt und antwortet schmunzelnd: „Wahrscheinlich von allem etwas.“ Denn für ihn ist klar: Die Menschen sind im Glauben vereint, da spielt die Konfession keine Rolle. Auch in Jordanien wird die Geburtsszene dargestellt. Allerdings auch hier landestypisch im Beduinenzelt. Mit viel Körpereinsatz erklärt Rainer Prodöhl seine Krippen. Dabei entdeckt nicht nur der Besucher immer etwas Neues, sondern auch der Experte selbst.
Info zur Krippenausstellung:
Die Krippen-Ausstellung im Gemeindehaus St. Martin, Am Langen Seil 120, in Steinkuhl findet zwischen dem 26. Dezember und dem 8. Januar statt. Sie ist täglich (außer Silvester) von 15 bis 19 Uhr zu sehen.
Sammler Rainer Prodöhl bietet auch Führungen zu seinen Krippen an. Um telefonische Voranmeldung wird unter der Rufnummer 0234 382741 gebeten. Der Eintritt ist frei.
Autor:Jenny Musall aus Bochum | |
Webseite von Jenny Musall |
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