S i l v e s t e r k r a c h e r
Silvesterfeier bei Oma

Es war ein typischer Silvesterabend, halt so, wie wir ihn damals zu feiern pflegten.
Mama, Papa und wir beiden Mädchen gingen am Silvesterabend immer zu Oma, sie wohnte am Grümerbaum. Wir gingen zu Fuß - Oma hatte ganz in unserer Nähe ein Klein-Häusken, mit Garten, Hühnern .. Karnickel hatte sie auch, aber nur solange, bis sie ihnen das Fell über die Ohren zog und … na ja .. so war es damals nun mal.

Mama hatte sich schick herausgeputzt, enges nachtblaues Kleid mit weißen Punkten, Papa trug ein weißes Oberhemd.
Und wie es damals so üblich war, nicht nur bei uns, sondern überhaupt wenn es irgendwas zu feiern gab, stand eine große Glas-Schüssel mit Bowle auf dem Tisch. Das Obst, welches da auf dem Grund des Bodens lag und irgendwie elendig aussah, war natürlich Obst aus dem Garten .. beziehungsweise aus dem Keller. Oma hatte immer reichlich Vorrat. Da stand nicht nur ein Regal mit Einweckgläser, der Keller hatte schließlich viele Wände. An jeder Wand lehnte ein Regal, voll bestückt mit allem, was der Garten hergab. Unter Verschluss standen da aber auch jede Menge Flaschen mit Aufgesetztem. 

Oma hatte alle eingeladen – und wenn Oma einlud, dann folgte die ganze buckelige Verwandtschaft nicht einer Bitte, sondern einem Befehl. Schließlich wollte sie feiern und aus der, ihrer Feierlaune heraus hatte sie schon mal einen Schluck zu sich genommen. Das heißt, als wir eintrafen, hatte sie schon einen kleinen im Timpen .. wie man früher so sagte. Aber nur hinter vorgehaltener Hand, sonst hättest Oma mal erleben sollen.

Die Verwandtschaft trudelte nach und nach ein und kaum, dass sie alle um den großen Tisch im kleinen Wohnzimmer Platz genommen hatten, wurde es laut wie auf dem Jahrmarkt. Oma stand in der Küche .. voll .. in Feierlaune und probierte von dem Glühwein, den sie auf dem Kohleofen in der Küche warm hielt, hehe, solange er hielt. So lustig hatten wir die Oma während ihrer Kostproben noch nie erlebt. 
Nun ja – was soll ich sagen .. wir „Blagen“ (so betitelte man uns manchmal), also meine Schwester und ich und die beiden Cousins Ulli´ken und Herbert´chen tobten im Haus herum und spielten "Verstecken" während die Erwachsenen unüberhörbar und mit Ausdauer feierten.
Und wie es seinerzeit ebenfalls üblich war nach einer ausgedehnten Feier, alle übernachteten bei Oma. Da wurden Sessel zusammengeschoben und wer vom Sofa nicht hochkam, konnte direkt da liegen bleiben.
Und da wo wir Kinder eigentlich schlafen sollten, schnarchte Oma quer im Bett, und das schon seit Stunden. Also mussten die Erwachsenen antreten und die Oma wenden ..

Mit diesen Worten möchte ich dann diese Anekdote aus längst vergangenen Tagen beenden
und wünsche allen Lesern und Leserinnen sowie allen Bürgerreportern und Bürgerreporterinnen ein gutes Neues Jahr 2025

Autor:

Hildegard Grygierek aus Bochum

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